Die letzte Schlacht
sie völlig eingehüllt.
»Du musst dich nicht bewegen, meine Liebe«, sagte Gorian. »Alles, was du jemals brauchst, ist hier. Du musst es nur mit deinen Gedanken ertasten.«
»Was du erschaffen hast, ist so rein und so klar«, keuchte sie. »Es ist unglaublich.«
»Ich habe die Krankheit aus uns entfernt. Was meine Untertanen atmen, ist für Götter nicht gut genug.«
»Es hätte dich getötet, nicht wahr, Vater?«
»Ja, Kessian, das ist richtig. Deshalb haben wir zwei es beseitigt, du und ich. Und jetzt sind wir drei hier wieder vereint. So können wir ewig ausharren.«
Mirron konnte noch den Kopf bewegen. Sie drehte ihn herum und ließ die Augen wandern. Da waren Jhered, Arducius und Ossacer. Ihre Brüder hielten sich aneinander fest und konnten kaum ihren Blick erwidern. Und Paul … Paul war der ängstliche Vater, der wissen wollte, ob seine Tochter die richtige Entscheidung getroffen hatte.
»Es ist gut«, sagte sie. »Wirklich, es ist alles gut.«
Dann tauchte Mirron tief unter die Reinheit, in der sie schwebten, tief unter den Wald. Hinab, wo die kranken Energien brodelten und schäumten. An den Energiebahnen entlang, die Gorian ausgesandt hatte, um sein Werk zu speisen. Zu den Toten und der Welle, zu den Tausenden Fäden, die sich nach Süden und Osten zu denen zogen, die weit entfernt marschierten. Sie tastete alles mit ihrer eigenen Wahrnehmung ab, spürte die Stärke der Energiegestalt und entdeckte auch die Barriere, die die Krankheit zurückhielt. Es war ein perfekter Kreis.
»Es ist vollkommen, nicht wahr, meine Liebe?«, sagte Gorian. »Du musst dir keine Sorgen machen, dass uns etwas geschehen könnte. Wir sind zu stark. So ist es bei den Göttern.«
»Mirron?«
»Paul, es ist wundervoll. Ihr könnt euch frei bewegen, niemand wird euch etwas tun.«
Jhered nickte. Er machte zwei Schritte auf sie zu und blieb einen halben Schritt vor ihnen stehen.
»Ist das wirklich dein Wunsch?«, sagte Gorian. Sie hörte seine Stimme in ihren Gedanken. Erinnerungen an die Genastrofälle, an den Schnee in Westfallen, an wunderschöne blonde Locken, an Muskeln und die sanften Berührungen. »Sie werden immer versuchen, uns wehzutun.«
»Sie wollen mir nichts tun«, sagte Mirron.
»Dann soll ihr Wunsch auch mein Wunsch sein. Geht, meine Brüder und Paul Jhered.«
»Kessian?«, sagte Mirron.
»Ja, Mutter?« Die Stimme ihres Sohnes wärmte sie, und sofort klammerten sich die Wurzeln fester an sie.
»Erinnerst du dich noch an dein kleines Segelboot zu Hause?«
Freude und Liebe tosten durch die Energiestruktur. »Das war mein Lieblingsspielzeug.«
»Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig«, sagte Gorian nicht ohne Schärfe.
»Möchtest du es wiedersehen und Achten fahren lassen?«
»Von ganzem Herzen«, sagte Kessian.
»Dann sollst du es wiedersehen. Du musst nur die Augen und deinen Geist schließen.«
»Nein!« Gorian speiste Angst in die Energiestruktur ein. Die Wurzeln spannten sich. »Das wirst du nicht tun.«
»Ah, aber Gorian, mein dummer Bruder. Ein Sohn tut immer, was seine Mutter ihm sagt.«
Mirron drückte fester auf Gorians Schädel. Sie spürte, wie Kessian sich zurückzog, und damit war Gorian der Zugang zu seiner größten Kraftquelle versperrt. Sie tastete sich mit ihren Gedanken bis zur Krankheit und dem Bösen hinunter. Die Kräfte da unten wollten sie abwehren, doch sie war stark. Sie bildete eine eigene Energiebahn, ließ sie tief, tief in die verfaulte Erde vordringen und nahm alles in sich auf.
Eine widerliche Dunkelheit erfüllte sie von innen. Sie hörte Gorians Rufe und spürte, wie er versuchte, ihre Bahn aus dem Untergrund zu reißen. Kessian weinte. Mirron nahm all die Verwesung, den Schimmel und die Krankheit in sich auf, bis ihre Organe schmerzvoll schrien. Ihr Blut wurde dicker und strömte langsam und klebrig durch ihre Arterien. Ihr Atem ging schwer und qualvoll.
Mirron hörte nicht auf. Mehr und mehr nahm sie in sich auf, während Gorian sich wand und sich aufbäumte, um zu entkommen. Doch sein Werk war zu seinem Gefängnis geworden. Sie bündelte alles in ihren Händen und schickte es weiter zu ihm, bis es sich über sein Gehirn ergoss und seinen Verstand überflutete.
»Glaubst du wirklich, du kannst mir meinen Sohn wegnehmen, du Bastard? Glaubst du wirklich, ich liebe dich und will bei dir sein? Dummkopf. Du bist kein Gott und kein Aufgestiegener. Deine Taten machen unserer Berufung Schande, und du musst beseitigt werden.«
Ihre Kräfte verließen sie rasch,
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