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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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rufe Euch in den Zeugenstand«, sagte die Kanzlerin.
    Ossacer gehorchte. Mit seiner Toga in den Farben des Aufstiegs und seinem kurz geschnittenen Haar wirkte er von Kopf bis Fuß wie ein angesehener Bürger. Er faltete vor sich die Hände.
    »Ossacer. Ich darf Euch doch Ossacer nennen? Das ist informell, aber freundlicher.«
    »Es ist mein Name«, erwiderte Ossacer.
    »Trifft es zu, dass Ihr mir sagtet, Gorian Westfallen, der zuvor für tot gehalten wurde, sei fähig, die Toten zu erwecken und die Gläubigen den Armen Gottes zu entreißen, um ihnen seinen Willen aufzuzwingen?«
    »Das trifft zu.«
    Gemurmel erhob sich, viele machten ihrer Abscheu Luft. Aurelius brachte die Zuhörer mit erhobener Hand zum Schweigen. Gleichzeitig erhob sich Marcus Gesteris und ging hinaus.
    »Sagtet Ihr mir nicht auch, dass Ihr und Euer Bruder Arducius sowie die anderen Angehörigen der Akademie sich in gewissen Werken üben? Um Feuer einzusetzen und diese Gläubigen zu vernichten?«
    »So ist es.«
    »Ist es nicht eine Ketzerei vor dem Allwissenden, Unschuldige mit Feuer zu vernichten?«
    »So steht es geschrieben.«
    Die Kanzlerin spreizte die Finger. »Damit ist es bewiesen. Oder nicht?«
    »Fragt Ihr mich?«, sagte Ossacer.
    »Gewiss.«
    »Natürlich ist es nicht bewiesen«, erwiderte Ossacer. »Man müsste schon ziemlich beschränkt sein, um das zu glauben.«
    Immerhin zuckte die Kanzlerin nicht zusammen, obwohl sie sicher nicht mit einer so bissigen Antwort gerechnet hatte.
    »Seid Ihr sicher? Ihr habt mich doch aufgesucht, um etwas zu verhindern, das Ihr selbst als Verbrechen bezeichnet habt, oder nicht?«
    »Das ist wahr.«
    »Dann stimmt Ihr mir doch sicher darin zu, dass es sich bei diesem Verbrechen nur um Ketzerei handeln kann, denn genau dies ist es, wenn man damit droht, Gläubige zu verbrennen.«
    »Das Problem, Kanzlerin Koroyan, besteht darin, dass Ihr es einfach halten wollt, obwohl wir alle wissen, dass die Welt nicht ganz so einfach ist. Sonst müsste nämlich jeder Legionskommandeur mit einem ähnlichen Urteil rechnen, wann immer er einen Stein oder eine Pfeilspitze in brennendes Pech taucht. Ich bat um Eure Hilfe, weil es mir darum ging …«
    »Genug. Ich habe genug gehört.«
    »Ich beantworte lediglich Eure Frage für die Versammelten«, erwiderte Ossacer. Er wollte fortfahren, doch die Kanzlerin wandte sich an Aurelius.
    »Senator, befehlt ihm zu schweigen.«
    Doch Aurelius schüttelte den Kopf. Arducius lächelte.
    »Ich denke nicht. Jedenfalls noch nicht. Wie ich schon ganz am Anfang sagte, werde ich entscheiden, was zulässig ist und was nicht. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Frage erschöpfend beantwortet ist, dann werde ich es sagen. Fahrt fort, Ossacer Westfallen.«
    Ossacer nickte. »Danke, Senator. Ich habe in der Tat die Kanzlerin aufgesucht, um etwas zu verhindern, das ich als Verbrechen bezeichnete. Die Kanzlerin war aufgefordert, einen Streit auf theologischer Ebene für sich zu entscheiden, indem die Benutzung von Flammen oder Sprengstoffen jeglicher Art durch die Truppen der Konkordanz als ungesetzlich verboten würde. Der Grund ist, dass durch das Feuer immer wieder die Gläubigen in vorderster Linie einer großen Gefahr ausgesetzt sind. Die Tatsache, dass in vorderster Front der Feinde, falls sich die Gerüchte als wahr erweisen sollten, unsere eigenen Toten wandeln könnten, verstärkt diese Gefahr sogar noch.
    Hier steht jedoch kein Kommandant der Konkordanz neben uns, der eben dieser Ketzerei angeklagt wird. Auf dem Schlachtfeld wird der Einsatz von Feuer gegenwärtig durch ihren eigenen Orden gebilligt. Ich halte das für falsch, aber so ist es. Daher hat kein Aufgestiegener das Verbrechen der Ketzerei verübt, sondern sie haben lediglich gegen ethische Leitlinien verstoßen.«
    Aurelius gebot mit erhobener Hand Schweigen, nachdem er weit mehr gehört hatte, als notwendig gewesen wäre. Die Kanzlerin platzte fast vor Wut.
    »Vielleicht solltet Ihr die Liste Eurer Anklagen noch einmal überdenken, Kanzlerin«, sagte Aurelius. »Oder wünscht Ihr, diese Diskussion fortzusetzen?«
    Orin D’Allinnius befahl, die Tür des Labors zu entriegeln und ließ seine Leibwächter draußen warten, bis Marcus Gesteris wieder ging. Er wollte nicht aufstehen, weil er im Rücken und in den Beinen starke Schmerzen hatte und ein Kribbeln verspürte, wo sein Ohr gewesen war. Er legte den Federkiel ab, als Gesteris vor ihm stand, weil er den Senator nicht sehen lassen wollte, dass seine Hände

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