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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Orin.
    »Ihr habt das Pulver ja nicht in der Schwertscheide, Orin. Auch nicht im Stiefel oder am Arm versteckt. Ihr werdet es gut sichtbar in Händen halten. Schließlich ist es nur etwas Pulver.«
    Gesteris zwinkerte.

 
5

    859. Zyklus Gottes,
    40.Tag des Genasauf
     
    A ber Ihr habt dem Jungen das Leben gerettet«, sagte die Kanzlerin.
    »Das ist wahr«, räumte Ossacer ein.
    Er war wieder an der Reihe, und dieses Mal war die Lage der Aufgestiegenen viel schwieriger. Es ging um einen heiklen Punkt im Gesetz des Ordens, und das Urteil der Ketzerei war keineswegs sicher, doch Aurelius hatte es zu weit gehen lassen, und jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Und Ihr habt dies getan, ohne auf die allgemein üblichen ärztlichen Mittel zurückzugreifen.«
    »Ich brauche keine ärztlichen Mittel.«
    »Wirklich nicht? Was braucht Ihr denn?«
    »Meine Hände, die Kraft meines Geistes und die Gnade Gottes, damit ich mein Werk tun kann«, sagte Ossacer.
    »Die Gnade Gottes? Glaubt Ihr wirklich, sie wurde Euch zuteil? So eine Überheblichkeit. Erklärt uns doch, wie es Euch mit Euren Händen und der Kraft Eures Geistes möglich war, ein Kind zu retten, das an einer unheilbaren Krankheit litt.«
    Ossacer seufzte. »Jeder Mensch hat eine Energiestruktur … Lebenslinien, die uns durchziehen. Ich kann diese Energien sehen, genau wie alle anderen Aufgestiegenen. Wenn diese Struktur beschädigt ist, verändern sich die Farben. Ich schicke ein wenig von meiner eigenen Energie in die veränderte Struktur hinein, um sie wieder in den Ursprungszustand zu versetzen. Einfacher kann ich es nicht ausdrücken.«
    Die Kanzlerin schwieg eine Weile.
    »Nur Gott kann jemanden zurückschicken, den er bereits in seine Umarmung gerufen hat. Wir können nur den Menschen den Übergang erleichtern. Ein Arzt, der Instrumente oder Arzneien benutzt, bedient sich damit der Geschenke Gottes und könnte jemanden retten, den Gott nicht zu sich gerufen hat und den man noch retten darf. Ihr aber maßt Euch die Macht Gottes an. Das ist Ketzerei.«
    »Nein«, sagte Ossacer. »Wir haben Gaben …«
    »Ihr werdet nicht antworten«, sagte Aurelius. »Das war eine Feststellung, keine Frage.«
    »Nein«, widersprach die Kanzlerin. »Lasst ihn reden. Er wird nur beweisen, dass er schuldig ist.«
    Aurelius zuckte mit den Achseln und erlaubte Ossacer mit einer Geste fortzufahren.
    »Wir benutzen nur die Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Nichts weiter. Wie ein geschickter Reiter oder Arzt können auch wir nur das tun, was unsere Fähigkeiten uns erlauben. Das ist ein Geschenk, keine Anmaßung.«
    Die Kanzlerin nickte. »Gut. Ossacer, setzt Euch. Arducius, ein paar letzte Fragen.«
    Arducius erhob sich.
    »Arducius, Ihr und ich, wir haben in der ganzen Konkordanz schon oft die Klingen gekreuzt. Ich sagte Euch, dass wir uns eines Tages vor einem unabhängigen Gericht wiedersehen würden.«
    »Wenn Ihr dies so nennt«, sagte Arducius.
    »Ja, so nenne ich es. Es tut mir leid, dass Ihr es für notwendig haltet, die Unparteilichkeit der geehrten drei Richter infrage zu stellen.« Sie wartete, ob Arducius noch etwas sagen wollte, doch er schwieg. Ein Fehler war genug. »Nun sagt mir, könntet Ihr jeden Mann und jede Frau in dieser Basilika töten, ohne zu einer Waffe zu greifen oder ohne die Menschen überhaupt zu berühren?«
    »Das ist schwer zu sagen.«
    »Einfach nur ein Ja oder Nein würde mir schon reichen.«
    »Es ist nicht so einfach …«
    »Ja oder nein.«
    »Es tut mir leid, aber …«
    »Arducius«, sagte Aurelius. »Ihr werdet die Frage beantworten.«
    Arducius geriet in Verlegenheit und errötete. Er blickte zu Hesther, die leicht mit den Achseln zuckte.
    »Technisch gesehen ja, aber …«
    »Danke, Arducius.« Koroyan setzte wieder ihr Lächeln auf, doch dieses Mal wandte sie sich an das Publikum und die Richter. »Es spielt keine Rolle, wie dies vor sich gehen könnte. Allein die Möglichkeit ist schon erschreckend und beängstigend. Ich glaube, hierin werdet Ihr mir alle zustimmen.«
    Koroyan winkte, und Arducius setzte sich entmutigt. Die Erklärung, die Abmilderung, hatte ihm schon auf den Lippen gelegen, doch der Augenblick, sie zu formulieren, war vertan. Bis die Verteidigung zu Wort kam, war es vielleicht schon zu spät, und diesen Aspekt hatten sie nicht in ihrer Strategie berücksichtigt.
    »Im Grunde hätte ich auch mit diesem Punkt beginnen und enden können«, sagte sie. »Ihr müsst jedoch das Ausmaß des Verbrechens erkennen, das sich ereignen

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