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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zitterten.
    »Setzt Euch, Marcus. Wollt Ihr unsere Fortschritte begutachten?«
    »Das ist einer der Gründe, warum ich herkam.« Gesteris ließ sich nieder.
    D’Allinnius räumte Papiere und zwei Flaschen weg und winkte einem Helfer, Kräutertee zu bringen.
    »Ich wusste ja nicht, dass Ihr kommen wollt, sonst hätte ich Euch großzügiger empfangen.«
    »Der Tee genügt völlig«, erwiderte Gesteris. »Außerdem wusstet Ihr genau, dass ich kommen würde.«
    »Nur nicht die genaue Zeit.«
    »Wo steckt Ihr denn? In der vordersten Reihe gibt es einen leeren Platz, der für Euch reserviert ist. Wir brauchen Euch dort. Sie brauchen Euch.«
    D’Allinnius nagte an der Unterlippe und wandte den Blick ab. Jetzt konnte Gesteris das Zittern seiner Hände kaum noch übersehen. Er legte sie in den Schoß und verschränkte die Finger. Er fror, obwohl es in der Schreibstube sehr warm war.
    »Ich kann nicht hingehen«, flüsterte er heiser. »Ich will nicht.«
    »Koroyan hat Euch eingeschüchtert, nicht wahr?«
    »Das hat sie schon vor zehn Jahren getan«, fauchte D’Allinnius.
    Er spürte immer noch die Schmerzen, als wäre es gerade erst geschehen, und sah ihr Lächeln, als die Hämmer seine Gelenke und sein Gesicht trafen, die Messer seine Haut zerstachen und die Flammen sein Gemächt verzehrten.
    »Heute. Sie war heute bei Euch, nicht wahr?«
    »Ich habe hier viel zu wenig Verbündete«, sagte D’Allinnius, der kaum noch klar sprechen konnte. »Keine Advokatin, keinen Jhered und keinen Harkov. Sie könnten für mich sprechen.«
    »Ja, aber wie Ihr ganz richtig sagt, sie sind nicht hier, und das Gericht wird nicht auf sie warten.« Gesteris streckte freundlich die Hand aus. »Ihr seid kein Feigling, Orin. Niemand, der Euch kennt, könnte Euch so etwas vorwerfen. Wir haben nun allerdings eine gute Möglichkeit, das wahre Gesicht der Kanzlerin zu enthüllen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Das ist auch ihr klar. Was glaubt Ihr, warum so viele Wächter vor meiner Tür stehen? Wenn ich vor Gericht erscheine und aussage, lässt sie mich töten.«
    »Und was geschieht, wenn sie gewinnt und die Advokatur stürzt? Glaubt Ihr, sie kommt dann vorbei und dankt Euch?«
    D’Allinnius fuhr auf. Er konnte nicht mehr richtig denken, er hatte wieder den Geruch seiner brennenden Haut in der Nase und spürte den Kopf des Hammers auf dem Mund und den Wangen.
    »Ich kann nicht«, flüsterte er.
    »Orin, sie ist jetzt da draußen und erzählt dem Gericht, es sei Ketzerei, jemandem mit dem Feuer zu drohen. Ihr seid der einzige lebende Mensch, der ihr vorwerfen kann, genau dies selbst getan zu haben. Bitte, Orin. Wir müssen ihr jetzt Paroli bieten, sonst wird es uns nie gelingen.«
    D’Allinnius schüttelte nur den Kopf. Gesteris’ Worte hatten ihn erreicht, doch jedes Wort verstärkte nur noch seine Ängste.
    »Orin? Ihr mögt doch die Aufgestiegenen, oder? Sie sind Freunde und Verbündete. Glaubt Ihr, sie würden zulassen, dass Euch etwas geschieht, wenn Ihr sprecht?«
    »Wie … w-wie kann ich ihr wieder unter die Augen treten?«, quetschte er heraus. Die Tränen brannten in seinen Augen. »Sie wird mir wieder wehtun, ich kann jetzt schon die Schmerzen spüren, Marcus. Sie muss mich nur ansehen, und mein Mut wird mich verlassen. Ich bin ein Feigling. Ich kann nicht vor ihr bestehen. Sie wird mich einen Lügner nennen. Bitte zwingt mich nicht, gegen sie auszusagen.«
    D’Allinnius’ Herz schlug heftig, die Schmerzen tobten in den alten Wunden im Gesicht. Gesteris nahm ihn in den Arm und zog ihn an sich. D’Allinnius gab sich der Umarmung hin.
    »Es tut mir leid, Orin. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    D’Allinnius zog sich zurück und fasste sich wieder. »Wisst Ihr, wie es ist, mit Erinnerungen behelligt zu werden, die man für verschüttet hielt? Ihr habt mir von der Klinge erzählt, die Euch das Auge nahm, und wie es jedes Mal sticht, wenn der Gedanke daran wieder aufkommt. Der Mann, der Euch dies antat, ist schon lange tot. Doch sie, sie ist noch da draußen, keine hundert Schritte von meinem Stuhl hier entfernt. Ich wage kaum, mich überhaupt zu bewegen.«
    Er packte eine der Flaschen, die er gerade weggestellt hatte.
    »Euer Sprengpulver.«
    »Ja, und sie wird es zu schmecken bekommen, wenn sie mich holen will.«
    Gesteris zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Dann nehmt es doch mit, Orin. Nehmt es mit, wohin Ihr auch geht. Schließlich müsst Ihr Euch sicher fühlen.«
    »Kein Zivilist darf eine Waffe in die Basilika mitnehmen«, widersprach

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