Die letzte Schlacht
durchs frische Grün nach Hasfort rumpelte, verwelkten die grünen Schösslinge und die jungen Blumen. Alle Knospen und Blätter verloren ihr Leben und fielen einem frühen Dusas zum Opfer. Gorian aber nahm ihre Energien auf, die ihn durchfluteten und in ihm tosten wie ein Feuer in trockenem Stroh.
Dann leitete er die Energiegestalt durch die vielen tausend Bahnen an seine Untertanen weiter. Gott schenkte seinen Getreuen Gesundheit. Sein Wohlwollen kannte keine Grenze, und sie würden ihn dafür anbeten.
Die Gor-Karkulas in den Wagen des tsardonischen Königs zuckten zusammen, als die Energie sie durchströmte und auf die Toten überging, die durch Atreska marschierten. Weite Grasflächen färbten sich braun und zerkrümelten zu Staub. Die tsardonischen Krieger riefen und wichen fluchend vor den Toten zurück, als sich der Kreis der Zerstörung ausbreitete.
König Khuran blieb stehen und betrachtete das sterbende Gras, das im Umkreis von fünfzig, hundert und zweihundert Schritten welkte. Die Streitmacht der Toten reagierte sofort. Die Kämpfer richteten sich auf, und statt sich mühsam dahinzuschleppen, marschierten sie nun mit neuer Kraft. Auch der Verwesungsgeruch ließ etwas nach, und sie wirkten ein wenig gesünder.
Khuran wandte sich an seine Adjutanten.
»Was hat er nun wieder vor?«
»Das Entscheidende ist doch, dass wir diesen Bastard mit allen Mitteln aufhalten müssen, weil Ihr sonst keine Herde mehr habt, der Ihr predigen könnt. Ich verstehe nicht, warum Ihr das nicht einseht.«
Drei Tage auf einem kleinen Einmaster, und Roberto hätte Julius Barias umbringen können. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war die Tatsache, dass das Ziel seines Zorns der Mann war, den er unter Lebensgefahr gerettet hatte. Ihr frustrierender Streit drehte sich im Kreis. Geprügelt hatten sie sich noch nicht, aber das lag vor allem am beruhigenden Einfluss von Harban-Qyist, der sie sanft oder mitunter gar nicht so sanft an die vor ihnen liegende Aufgabe erinnerte.
Sie mussten Neratharn und die Gawberge erreichen, bevor die Toten die Verteidigungsanlagen überrannten. Dann mussten sie Botschaften nach Estorr schicken, um die Hauptstadt über die Gefahr zu unterrichten, die sich im Norden und Osten näherte. Sie brauchten die Aufgestiegenen, um zu unterbinden, was einer der ihren anrichtete.
»Es muss doch außer dem Feuer noch einen anderen Weg geben.«
»Und wenn es den nun nicht gibt? Stellt Euch doch einfach vor, wir wären bisher noch nicht in dieser Sackgasse gelandet.«
»Es muss ein anderer Weg gefunden werden«, beharrte Julius.
Roberto blickte zum Segel hinauf und legte die Ruderpinne ein wenig herum, damit es prall gefüllt blieb. Bisher hatten sie mit dem Wind Glück gehabt, doch ein neuer Streit war ausgebrochen, als Harban angedeutet hatte, Gott helfe ihnen, ihr Ziel zu erreichen, indem er ihnen günstige Winde schickte. Julius sah das etwas anders. Wie üblich.
»Also gut«, sagte Roberto. »Mein letztes Angebot. Nehmen wir einmal an: Der Einsatz von Feuer wäre der einzige Weg, die Sicherheit aller Bürger der Konkordanz zu gewährleisten. Alle anderen Möglichkeiten sind schon ausgedacht, ausprobiert und verworfen worden. Wäre es nicht sinnvoll, unter diesen Bedingungen … wartet, lasst mich zu Ende sprechen, Julius, und öffnet bitte Euren Verstand weit genug, um etwas frische Luft hineinzulassen. Wäre es unter diesen einzigartigen Bedingungen nicht sinnvoll, zu akzeptieren, dass es besser wäre, einige wenige zu opfern, statt letzten Endes alle Bürger sterben zu lassen? Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass sich die Toten nur durch Feuer aufhalten lassen.«
»Kein Mensch auf dieser Erde hat das Recht, die Zyklen eines Unschuldigen zu beenden«, erwiderte Julius vorsichtig.
»Das ist mir klar, seit wir in diesem Boot sitzen. Beantwortet die Frage.«
»Das habe ich getan.«
»Demnach sagt Ihr mir, Ihr würdet lieber alle Gläubigen des Allwissenden in der ganzen Konkordanz bei Gorians Toten wandeln sehen, als dass ein einziger Unschuldiger verbrannt wird, um dies zu verhindern. Im Grunde sagt Ihr auch, Ihr selbst würdet lieber unter den Toten wandeln, was ja ebenfalls dazu führt, dass Ihr den Weg in die Umarmung Gottes nicht mehr findet, als einen armen Unglücklichen zu verbrennen, der sich sowieso schon in dieser Lage befindet?«
»Ich sage nur, dass wir nicht zu bösen Mitteln greifen dürfen, um die Welt vom Bösen zu befreien.«
»Ihr seid ein verdammter
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