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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Treppe bis zum Wehrgang hinauf. Außer den Wachen war niemand dort oben. Einer der Männer beobachtete die sich nähernde Truppe, wer es auch war. Moralius konnte die Staubwolke jetzt auch selbst erkennen. Ein brauner Schmierfleck über dem Südrand der Tharnsümpfe.
    Offensichtlich waren sie der Hauptstraße am Fluss gefolgt und näherten sich jetzt auf der Nebenstraße, die direkt zum Osttor führte. Seltsam, dass sie nicht auf dem Fluss fuhren, aber vielleicht waren Boote so knapp wie alles andere.
    Als ein Wächter ihn bemerkte, drehten sich die drei um und nahmen Haltung an. Er winkte ihnen, bequem zu stehen.
    »Was schätzt Ihr, wie weit sie entfernt sind?«
    »Nicht mehr weit, Herr«, sagte einer und gab ihm das Spähglas. »Einen halben Tagesmarsch. Sie sind gerade noch hinter den ersten Hügeln, würde ich sagen.«
    »Ihr habt Späher ausgesandt. Wir werden doch hoffentlich nicht feststellen, dass es eine Invasionstruppe ist, oder?«
    »Jawohl, Herr. Und nein, Herr, das ist es nicht. Unsere Späher haben Standarten der Legionen und mehrere Wagen ausgemacht. Es scheint, als kämen sie zu Fuß.«
    Moralius schüttelte den Kopf und setzte lächelnd das Spähglas ans Auge. Die Staubwolke war auf einmal sehr nahe. Der Wächter hatte recht, die Bärenkrallen waren nicht mehr weit entfernt.
    »Na schön«, sagte er und gab dem Mann leicht gereizt das Spähglas zurück. »Dann gehe ich besser wieder und erkundige mich, wie viel wir ihnen jetzt schon geben können.«
    Moralius lief die Treppe hinunter und betrat die Werkhöfe der Artillerie. Die offenen Plätze waren mit Geschützen übersät. Die Einzelteile mächtiger Onager lagen herum, Arbeiter schnitten Balken zurecht, reparierten die Scharniere und tauschten die Seile aus. Fertige Bailisten und weitere Onager standen in mehreren Reihen bereit. Ihr Holz glänzte vom frischen Öl, die Metallteile waren makellos poliert.
    Links von ihm lagerten gewaltige Holzvorräte. Die Sirraner lieferten schnell, und angeblich sollten sogar die Preise sinken, weil Roberto Del Aglios mit ihnen irgendein Bündnis geschlossen hatte. Das würde den Schatzkanzler sicher freuen. Die Einnehmer waren schon lange über die Preise für das Rohmaterial verärgert. Das Murren darüber würde jedoch vorläufig nicht aufhören. Es war ein weiter Weg von Hasfort bis Kark, und niemand lieferte eine bessere Qualität.
    Acht Schmiedeöfen spien Rauch und Ruß und verpesteten den schönen Himmel mit beißenden Dämpfen. Mehrere Männer trieben Bolzen in den Unterbau eines Onagers. Neben dem Holzrahmen wartete der stählerne Schlitten umgedreht und aufgebockt darauf, dass jemand ihm die passende Form gab.
    Moralius wandte sich zum Büro der Werkstätten und hoffte, gute Neuigkeiten über die Fortschritte vorzufinden, nachdem er fünf Stunden zuvor seine letzte Schicht beendet hatte. Bleiern drückte die Erschöpfung auf seine Schultern, als er sich der Tür näherte. Er musste etwas trinken und sich ein paar Minuten ausruhen. Zwei Ingenieure blickten in seine Richtung und wandten sich ab, als er die Hand auf den Türgriff legte. Solche Furcht sah er nicht gern in den Gesichtern seiner Leute. Er öffnete die Tür, trat hindurch und schloss sie hinter sich. Da die Fensterläden geschlossen waren, drang der Lärm nur noch gedämpft herein.
    Sein Büro war nicht groß. Auf jedem freien Fleck hingen Pergamente an der Wand, denen man den Fortschritt der verschiedenen Arbeiten entnehmen konnte. Der einzige Schreibtisch war so makellos sauber, wie er ihn hinterlassen hatte. Hier duldete er keine Unordnung. Moralius konnte binnen Sekunden jede beliebige Zahlenangabe finden. Es dauerte eine Weile, bis er den Mann bemerkte, der auf seinem Platz saß und die letzten Berichte las.
    »Kann ich Euch helfen?«, fragte er.
    Er war daran gewöhnt, wartende Besucher vorzufinden, wenn er sein Büro betrat, doch sie verhielten sich nicht so, als befänden sie sich in ihrem eigenen Haus. Der Mann schaute auf. Sein Gesicht war auf eine eigenartige Weise verfärbt. Grün und braun, es erinnerte ein wenig an Baumrinde.
    »Ich glaube sogar, du kannst mir einen sehr großen Dienst erweisen«, erwiderte der Mann. Seine Augen wechselten die Farbe.

 
12

     
    859. Zyklus Gottes,
    46. Tag des Genasauf
     
    J enseits der Werkhöfe erhoben sich Schreie. Moralius nahm es kaum wahr, doch auch in seiner Verwirrung bekam er noch mit, dass die Hämmer und Sägen nacheinander verstummten, während gleichzeitig die Rufe der Menschen

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