Die letzte Schlacht
rechts näherten sich tsardonische und konkordantische Kämpfer den Geschützen. Die Toten waren nicht schnell genug, um auf diesen Vorstoß zu reagieren. Sie waren einfach weitergelaufen und hackten ins Leere, während sie den inzwischen verlassenen Hang hinaufmarschierten. Nur Kell stand noch vor ihnen.
»Es tut mir so leid, Pavel«, sagte sie. »Ich kann dich nicht zu Gott zurückschicken, aber ich kann dem Mann wehtun, der dir dies angetan hat.«
Damit drehte Kell sich um und rannte nach rechts. Langsam aber sicher hielten die Toten an und orientierten sich neu. Im Gedränge ertönten Schreie, als ihre Kämpfer überwältigt wurden. In tsardonischer und estoreanischer Sprache wurden Befehle gebrüllt. Der Gestank war unerträglich, doch dadurch durfte sie sich nicht stören lassen.
Vor ihr blitzte eine Schwertklinge. Instinktiv wehrte sie den Hieb mit ihrer eigenen Waffe ab. Funken flogen, als die Schwerter sich trafen. Tote graue Gesichter drehten sich in ihre Richtung, als sie zwischen ihnen entlanglief. Manche waren langsam und zogen auf dem schwierigen Boden ein Bein nach. Unter ihnen gab es jetzt nur noch Schlamm und Dreck.
Kell entfernte sich auf der rechten Seite ein paar Schritte hangaufwärts. Im Zentrum des toten Heeres herrschte das Chaos. Sie hatten ihre Marschordnung verloren, und es schien, als handelten sie unter widersprüchlichen Befehlen. Sie prallten gegeneinander, behinderten sich, taumelten, fielen sogar hin und konnten sich nicht auf das einstellen, was in ihrer Mitte geschah.
Unterdessen wussten ihre eigenen Leute den Vorteil zu nutzen. Kell stürzte sich ins Getümmel und hielt auf die toten Legionäre zu, die ihr immer noch den Rücken kehrten. Mit beiden Händen führte sie heftige Streiche gegen bloße Oberschenkel. Der Tote stürzte. Sie sprang zur Seite, als ein anderes Schwert ihr gefährlich nahe kam. Einer der Toten löste sich aus dem Durcheinander, andere folgten ihm. Kell wich dem Trupp, der sich nur schwerfällig bewegte, mühelos aus. Ihr nächstes Ziel war ein Schwertarm, den sie mit einem Hieb fast vom Körper trennte. Die Klinge glitt dem Toten aus der kraftlosen Hand, doch er näherte sich ihr weiter.
Kell zog sich einen Schritt zurück. Unvermittelt löste sich das Chaos auf, als hätte jemand eine schwere Decke auf Gräser gelegt, die aufgeregt im Wind nickten. Die Toten rückten jetzt aus allen Richtungen vor und umzingelten die Lebenden.
»Verdammt.«
Kell raste nach rechts. Einige Männer, die im Zentrum der Gegner wild um sich gehackt hatten, sahen sich nun auf einmal von Feinden umringt. Die Toten bewegten sich, nachdem sie neue Befehle erhalten hatten, schneller und zielstrebiger.
»Erledigt die Geschütze!«, rief Kell. »Zerstört sie.«
Die mindestens zwei Dutzend Wurfmaschinen waren noch gut hundert Schritte entfernt. In immer steilerem Winkel rannte sie nun den Hügel hinunter, während die Toten vorstießen und den Lebenden den Weg abzuschneiden versuchten. Direkt vor ihr durchbohrte ein Speer den Brustkorb eines völlig überraschten Tsardoniers.
Kell zertrampelte den Speer. Der Tote zog das nutzlose Ende ohne die Klinge wieder zurück. Sofort setzte Kell nach und schlug mit ihrem Schwert nach seinem ungeschützten Hals. Sein Kopf kippte nach hinten und hing auf seinem Rücken. Er machte noch zwei Schritte, stolperte hilflos und stocherte dennoch mit dem abgebrochenen Speer weiter nach ihr.
Sie schauderte. Stumm und unerbittlich griffen die Toten mit den grauen Gesichtern an. Ihr Gestank erinnerte jeden Lebenden daran, wer und was sie wirklich waren. Kell lief noch schneller. In ihren Stiefeln platzten die Blasen auf und bluteten. Sie drehte sich kurz um. Die Zahl der Lebenden schrumpfte rasch. Einige hatten jedoch mittlerweile den ersten Onager erreicht. Der Wurfarm schwang zurück und kippte zur Seite, als die Angreifer die Seile durchtrennten und die Bolzen herausschlugen. Tote umschwärmten die Lafette und gingen zum Gegenangriff über.
Zwei Männer gesellten sich zu ihr.
»Wir verlieren, General«, sagte einer. »Die Ersten laufen schon weg.«
»Folgt ihnen, wenn ihr wollt. Ich will aber wenigstens ein Katapult mitnehmen.«
»Deshalb sind wir hier.«
»Gut. Der Allwissende wird euch nicht vergessen.«
Sie deckten ihre linke Flanke, traten und schlugen mit den Klingen zu und stießen mit den Schilden, um sich einen Weg zu bahnen. Drei weitere Gruppen griffen die Onager und Ballisten an, wo die Reihen der Verteidiger bereits ausgedünnt
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