Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
auf das Seil ein, das den Wurfarm des Onagers unten hielt. Es teilte sich unter ihrer Klinge, der Arm schwang hoch.
    »Aufpassen!«, rief sie.
    Das Seil entrollte sich von der Winde, der Arm sauste an ihr vorbei und prallte gegen das Widerlager. Der ganze Onager machte einen Satz. Die Lebenden hatten sich festgehalten, die Toten traf es unvorbereitet. Die beiden Tsardonier vor ihr nahmen ihren Angriff wieder auf. Kell sah sich um. Immer noch hackten Tsardonier und Legionäre auf die Seile ein, bis der Arm nach rechts kippte.
    Weitere Tote wurden zerschmettert, doch gegen diesen Ansturm konnten die Lebenden nicht mehr viel ausrichten. Zahllose Hände griffen nach den Füßen der Lebenden und zerrten sie in die Masse hinab.
    »Weg von den Rändern!«, rief Kell. »Zieht euch zurück, und dann gehen wir das nächste Geschütz an.«
    Vor ihr fiel einer der Tsardonier. Hände packten seine Fußgelenke, und sein Landsmann ließ von seinem Gegner ab und schlug nach den Toten, die seinen Gefährten angriffen. Ein Toter stach von der Seite zu, doch Kell sprang vor und lenkte die Klinge ab. Der Tsardonier erwiderte ihren Blick, nickte und winkte sie weiter.
    Kell wich drei Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang über die kurze Lücke bis zum nächsten Onager. Drei Lafetten weiter vorn hatten ihre Kämpfer bereits zwei Ballisten zerstört, doch die Toten drängten sich um sie. Lange konnten sich die Lebenden nicht mehr halten. Kell balancierte über das Joch des Onagers, auf dem sich die Feinde drängten. Kell hielt inne und leckte sich über die Lippen.
    Sie stand in einem Meer von Toten auf einer Insel, die bald von der Flut überspült werden würde. Es war ein höchst seltsamer Anblick. Die Toten umringten die Geschütze, und alle, die noch laufen konnten, hatten kehrtgemacht. Ihr Vormarsch geriet ins Stocken, während sie sich mit dem Feind in ihrer Mitte befassten. Die Lebenden waren wie ein Krebsgeschwür, das herausgeschnitten werden musste.
    Zahllose Hände griffen nach ihren Beinen. Sie sah kaum noch hin, ließ die Klinge herabsausen und spürte, wie sie Hände und Finger traf. Kell stieg auf die Lafette hinauf. Andere begleiteten sie. Ein Tsardonier schob sich an ihr vorbei, griff sofort an und nutzte sein beträchtliches Gewicht, um einige Tote vom Onager zu werfen. Zwei Legionäre der Konkordanz folgten seinem Beispiel mit erhobenen Schilden; sie prügelten, stießen und drückten, um Platz zu schaffen.
    Voraus splitterten die Ballisten unter den Schlägen ihrer Kämpfer. Weiter kamen sie nicht, sie kreischten und wurden überwältigt, vom zerbrochenen Holz gezerrt und getötet. Kell sprach ein stummes Gebet, obwohl sie wusste, dass Gott nicht lauschte. Nicht hier draußen. Sie lief weiter auf dem Gerüst entlang.
    Die Soldaten standen einer dicht gedrängten Masse von Feinden gegenüber. Sie kamen von allen Seiten und umringten die Lafette des Onagers. Der Tsardonier bekam einen Stich in den Bauch und wurde herumgeworfen, das Blut spritzte aus seinem Mund. Auch im Tod hatte er noch den Mut und die Geistesgegenwart, ihr zuzunicken. Kell antwortete auf die gleiche Weise. Vor ihrem inneren Auge sah sie Pavel, aber nicht etwa lachend und gesund, sondern verwest, mit stumpfen Augen, Entzündungen und Wunden im Gesicht und voller Maden, die sich auf ihm wanden.
    Nun war es mit Keils Gelassenheit vorbei. Sie hackte immer wieder auf den Kopf eines Toten ein, der die Abzeichen der Miliz von Hasfort trug. Ihr Ansturm warf den Toten zurück, sie taumelte kurz, fing sich wieder und versetzte ihm einen Tritt vor die Brust. Jetzt flog er zurück und riss zwei andere mit sich vom Onager herunter.
    »Nehmt euch die Wurfschale vor«, sagte Kell. »Ich trenne die Halteseile.«
    »Ja, General.«
    Sie konnten sich leicht verständigen, denn die Toten kämpften stumm. Kell schauderte und drehte sich um. Wieder kletterten die Toten auf das Gestell. Sie rannte hinüber, drängte einen mit der Schulter ab und schlug mit dem Schwert nach den Beinen eines anderen. Der Verwesungsgestank war überwältigend. Aus dem Mund eines Mannes, dessen Kehle sie durchtrennt hatte, kam eine Wolke von Sporen. Mit einem Tritt zerschmetterte sie die Kniescheibe eines anderen Angreifers, der einmal Ingenieur gewesen war. Mit stumpfen Augen sah er sie an, ehe er zur Seite umfiel und von der Maschine stürzte.
    »General!«
    Gewandt wich Kell einen Schritt nach links aus. Der Arm des Onagers sauste hoch, erwischte zwei Tote und schleuderte sie einige

Weitere Kostenlose Bücher