Die letzte Schlacht
einer steifen Brise im Rücken gute Fahrt. Auf Deck ließ Kashilli die Ocenii mit eigenartigen Waffen üben. Gladius und Kurzschwert und auch die langen Messer hatten sie abgelegt. Selbst auf die großen und kleinen Schilde mussten sie verzichten. Vielmehr schwangen sie jetzt Vorschlaghämmer, Schmiedehämmer, Holzfälleräxte und sogar zwei Scharfrichterklingen aus dem Palastmuseum.
Als die Toten endlich niedergestreckt waren, hatte Iliev befohlen, die Leichen im Garten zu verbrennen. Vom riesigen Scheiterhaufen war eine erstickende schwarze Aschewolke in den Himmel gestiegen, die man Hunderte Meilen weit hatte sehen können. Dies unterstützte die Botschaft der Quarantäneflaggen, die an jedem Mast hingen, und es war hoffentlich auch ein Zeichen an die Feinde, die noch lange nicht gesiegt hatten. Eines Tages würde er zurückkehren und die Insel für befreit erklären. Eines Tages, wenn alle Toten auf dem Meeresgrund lagen.
Iliev hatte sich mit drei weiteren Triremen zusammengetan, die an der Nordspitze der Insel und an den Lanzen des Ocetarus patrouillierten. Flaggen und Brieftauben brachten Neuigkeiten über die tsardonischen Schiffe, die Hunderte Meilen entfernt an der gesternischen Küste unterwegs waren. Flüchtlinge stachen in großer Zahl von Byscar aus in See, und jedes Boot musste überprüft und abgefertigt werden, ehe es Kurs auf die Ostküste von Estorea oder nach Caraduk im Süden setzen durfte.
Das Netz war dicht gewoben, aber dem Zerreißen nahe. Iliev war sich bewusst, dass eine große feindliche Flotte die Abwehr durchbrechen konnte, vertraute andererseits aber darauf, dass sein ausgeklügeltes Signalsystem ihn rechtzeitig warnen würde. Jeder kannte die Befehle und die Positionen, die vor den wichtigsten Häfen im Tirronischen Meer einzunehmen waren. Nun lag alles in den Händen seiner Trierarchen und Kapitäne.
Die Ocetanas führte die vier Schiffe an, die allesamt Spornkorsaren der Ocenii am Heck verstaut hatten, als sie drei unbekannte Triremen verfolgten. Sie schlossen rasch auf. Die fremden Kapitäne wussten den Wind nicht richtig zu nutzen, und er bemerkte, dass die Ruderschläge mitunter sogar gegen den Zug der Segel ankämpften. Es schien, als stünden die Schiffe unter dem Befehl unfähiger Kommandanten. Nach Ilievs Einschätzung waren sie damit Feinde. Tote Feinde.
Sie waren noch eine Meile entfernt. Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Im Heck des Flaggschiffs war der Blasebalg montiert, mit dem sie feindliche Schiffe mit Naphthalin beschießen konnten. Allerdings war ihr Vorrat begrenzt, und Iliev wollte die Munition nicht auf einzelne Feinde verschwenden, wenn sie nach wie vor mit einer großen Flotte von Totenschiffen rechnen mussten. Andererseits gewannen sie möglicherweise wertvolle Informationen, wenn sie herausfanden, wie die Toten auf Feuer an Bord reagierten.
Iliev sah sich auf dem Deck um, als Kashilli vor Lachen brüllte und einen Schmiedehammer auf eine Barrikade aus alten Brettern und zwei leeren Fässern donnerte. Der Hammer ging glatt hindurch, worauf Kashilli zufrieden grunzte.
»Bringt mir ein paar Tote, Käpten«, rief er, als er Ilievs Blick bemerkte.
Die Entscheidung war gefallen. Iliev wandte sich an den Kapitän des Flaggschiffs.
»Signalisiert der Patrouille, dass sie die Ocenii zu Wasser lassen sollen. Unsere Triremen halten sich zurück. Außerdem machen wir für alle Fälle den Blasebalg bereit.«
»Ja, Admiral.«
»Kashilli! Kommando Sieben zum Heck. Die Dünung ist nicht stark, Matrosen an die Ruderpinne, den Rammsporn hoch.«
»Sieben!«, brüllte Kashilli. Sein Kommando erschreckte sogar noch die Vögel, die hoch droben flogen. »Ihr habt den Befehl des Käptens gehört. Setzt euch in Bewegung.«
Das Siebte Kommando der Ocenii schnappte sich die Waffen und rannte zum Heck. An den Tauen des Spornkorsaren standen schon die Matrosen bereit, um das Boot zu Wasser zu lassen.
»Geradeaus«, sagte Iliev, »auf Position, und taucht den Rammsporn nicht ein.«
Iliev sah ihnen zu, wie sie die Leiter hinabkletterten und auf dem Korsaren, der sich leise in seinen Seilen wiegte, ihre Plätze einnahmen. Dann drehte Iliev sich zu den Matrosen um, die sich auf Deck abmühen mussten.
»Lasst sie auf meinen Befehl behutsam sinken.«
»Ja, Admiral.«
Iliev nickte dem Kapitän zu und stieg als Letzter die Leiter hinunter, um sich zu den Matrosen im Heck zu gesellen. Sofort legte er die Hand auf die Ruderpinne.
»Wassern.«
Der Spornkorsar glitt sachte
Weitere Kostenlose Bücher