Die letzte Schlacht
hinter dem letzten Ruder auf das letzte Viertel des Schiffs zu richten.
»Wir sind gleich da«, sagte Iliev. »Ich zähle von zehn rückwärts. Zündet die Fackeln an, Soldaten an die Seile. Leitern raus. Noch fünf. Bücken, Soldaten. Festhalten. Zwei, eins.«
Iliev ging in die Hocke und hielt sich an den Führungsseilen fest. Die Ruder verließen das Wasser, und der Spornkorsar rammte die feindliche Trireme. Sofort sprang Kashilli auf und nutzte den letzten Schwung aus, um eine Leiter gegen den Schiffsrumpf zu drücken. Mit dem Hammer in einer Hand stieg er hinauf und sprang auf das Deck, um die Toten herauszufordern, ihn zu überwältigen, wenn sie es konnten.
»Los, rauf da. Das Schiffsoll kentern, ehe sie überhaupt wissen, wie ihnen geschieht.«
Soldaten und Ruderer stürmten die Leiter hinauf. Einen Moment später prallte eine zweite Leiter gegen den feindlichen Schiffsrumpf. Vier Ruderer würden zurückbleiben und die Toten von dem klaffenden Loch abhalten, das sie in die Hülle gebohrt hatten. Außerdem mussten sie dafür sorgen, dass der Spornkorsar im Gleichgewicht blieb und das Wasser ins Innere des gegnerischen Schiffs strömte. Iliev stieg wie immer als Letzter hinauf und zog das Handbeil und den Schmiedehammer aus dem Gürtel.
Auf der anderen Seite des Schiffs drosch Kashilli gerade einem toten Seemann seinen Hammer ins Gesicht und warf den Mann rücklings aufs Deck. Dann ließ der Hüne den Hammer kreisen, als wäre er ein dünner Zweig, machte zwei Schritte und zerschmetterte einem anderen Mann die Hüften und das Rückgrat. Unter dem Aufprall stöhnten die Planken, das Blut des Toten spritzte hoch.
Zwei Gruppen rannten nach vorn und zum Heck, um den Weg zu den Luken zu räumen. Iliev lief ebenfalls nach vorn, überholte die Gruppe, die mit Nägeln und Brandsätzen ausgerüstet war, und gesellte sich zu den Bewaffneten. Ein gesternischer Seemann wollte ihn angreifen. Seine Kleidung hing in Lumpen vom Körper, aber die Abzeichen prangten noch auf seiner Brust, und er schwang mit beiden Händen einen Bootshaken. Sein Gesicht war voller kleiner Narben oder Kratzer. Auch auf den Händen und am Hals hatte er zahllose Flecken.
Iliev sah zu, wie sein Gegner mit dem Haken ausholte, dann sprang er vor und drosch ihm den Hammer gegen die Stirn. Der Tote kippte nach vorn. Iliev sprang hoch, landete mit den Knien auf dem Rücken des Gegners und brach ihm das Rückgrat. Schließlich hackte Iliev noch mit der Axt nach den Beinen und dem Kreuz des Gegners. Drei rasche Schläge, und der Tote rührte sich nicht mehr.
Iliev rollte sich ab. Seine Männer waren schon an der hinteren Luke und hielten die Fackeln an den Zünder einer Flasche Naphthalin. Sie rissen die Luke auf und warfen die Flasche hinunter, die mit einem Zischen zerbarst. Rasch breiteten sich die Flammen auf dem Ruderdeck aus. Dann aber kreischten Tiere.
»Ratten!«, rief ein Matrose.
»Verdammt«, fluchte Iliev. Er rannte zum Korsaren zurück. »Nagelt die Luke zu und verschwindet. Runter vom Schiff, runter! Es ist ein Seuchenschiff! Beeilt euch!«
Er hatte das Geländer erreicht, die Ruderer drunten waren schon bereit.
»Abstoßen. Seuchenschiff. Bleibt fünf Schritte entfernt, wir kommen gleich.«
Dann drehte Iliev sich wieder um. Kashilli schlug den Hammer aufs Deck, das Blut einer Ratte verfärbte den Kopf seiner Waffe.
»Runter!«, rief er. »Sofort weg hier. Runter vom Schiff. Der Korsar wartet an Steuerbord. Lasst die Waffen fallen, mit denen ihr nicht schwimmen könnt. Los, Kashilli, los.«
Die Männer des Siebten Kommandos rannten zur Reling und stürzten sich darüber. Iliev hörte die Aufschläge im Wasser und vergewisserte sich, dass es alle geschafft hatten. Inzwischen waren ein paar Ratten aufs Deck vorgedrungen. Die meisten waren unter Deck im Feuer umgekommen, aber sicherlich nicht alle. Aus allen Löchern kamen sie, als sie den Flammen entgehen wollten. Unter sich hörte er nun auch das Wehklagen der Toten. Ein verzweifelter Laut, der ihm das Herz zerriss.
»Möge Ocetarus euch umfangen. Ruht in Frieden.«
Damit lief Iliev zum Heck und sprang über Bord. Das Wasser war eiskalt. Die Sonne brauchte lange, um das Wasser in diesen Breiten zu erwärmen. Er schwamm zehn Züge, ehe er sich umdrehte und seine Waffen wieder in den Gürtel steckte. Wasser tretend sah er sich um. Alle Kämpfer des Siebten Kommandos schwammen zurück und entfernten sich vom Schiff und den Ratten.
Der Spornkorsar beschrieb einen Bogen und kam
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