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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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erwartungsvoll an. »Stellen Sie sich das einmal vor! Hunderte, tausende von Designergenen werden in das genetische Makeup eines einzelligen Embryos eingebaut – das Ergebnis ist ein genetisch verbessertes Kind!«
    Sydney wollte es zuerst nicht glauben. Die möglichen Auswirkungen eines solchen Verfahrens versetzten sie in Angst und Schrecken. Doch nach wenigen Sekunden erkannte sie an dem aufflackernden Wahnsinn in Turners Augen, dass er die Wahrheit sprach: Er prahlte mit seinen Erfolgen.
    Plötzlich bekam Sydney keine Luft mehr.
    Wenn Turner die Wahrheit sagte, war klar, weshalb die Firma eingeschaltet wurde und selbst vor Mord nicht zurückschreckte, um die Existenz der Kinder geheim zu halten. Und Sydney erkannte, dass die Firma auch sie und Ethan töten würde und weshalb Danny und Callie in Gefangenschaft bleiben mussten.
    Doch diese Verbrechen wirkten beinahe harmlos neben den Gräueln, die Turner in seinem Labor verübt hatte. »Sie haben Abkürzungen genommen, nicht wahr?«, fragte Sydney atemlos. Selbst wenn ihm ein Durchbruch gelungen war – eine andere Erklärung für die Schnelligkeit, mit der Turner zu seinen Ergebnissen gelangt war, gab es nicht. »Sie haben mit menschlichen Embryonen experimentiert.«
    Turners Miene wurde selbstgefällig. »Noch nie wurden große Entdeckungen gemacht, ohne dass man gewisse Risiken eingegangen ist.«
    »Oder Irrtümer begangen hat.« Beim bloßen Gedanken daran wurde Sydney schlecht.
    »Es gab ein paar … Missgeschicke«, gestand Turner widerwillig, wischte ihre Einwände jedoch mit einer Handbewegung zur Seite. »Besonders zu Anfang. Aber ohne Irrtümer gibt es keinen Fortschritt.«
    Sydney war vor Zorn fast außer sich. »Nur, dass Ihre Irrtümer Menschenleben gekostet haben!«
    »Und geschaffen haben.« Wieder stand er auf, ging zum Fenster und zeigte in den Hof. »Sehen Sie sich diese Kinder an, Dr. Decker. Sehen Sie, was ich geschaffen habe!«
    Sydney wusste nur zu gut über die Fallen Bescheid, in die man geraten konnte, wenn man bei der Arbeit an menschlicher DNS Abkürzungen benutzte. Der kleinste Irrtum, die kleinste Fehlberechnung oder Fehlinterpretation der Daten konnte im Undenkbaren gipfeln. Das Schicksal war einem noch gnädig, wenn das Kind tot geboren wurde – viel schlimmer war die Alternative, wenn es mit einer chronischen Krankheit oder missgebildet zur Welt kam. »Der Zweck heiligt die Mittel, was?«
    »In diesem Fall ja.«
    »Sie sind ein Ungeheuer!«
    Turner fuhr zusammen. »Wie bitte?«
    »Sie haben jegliche Ethik, jeglichen Anstand der Wissenschaft missachtet. Diese Kinder werden ihr Leben lang für Ihre Arroganz bezahlen.« Ihr fiel Dannys Freund ein, der mitten in der Nacht verschwunden war. »So wie Sean bezahlen musste.«
    »Sean?« Turner runzelte verwirrt die Stirn, dann hellte seine Miene sich auf. »O ja, Sean – nun, ich fürchte, er hat es nicht geschafft. Alle großen Fortschritte verlangen Opfer.«
    »Wie nobel von Ihnen, da ja Sean das Opfer gebracht hat und nicht Sie.« Sydney versuchte gar nicht erst, die Wut in ihrer Stimme zu unterdrücken. Sie musste sich auf die Opfer konzentrieren, die sie kannte, auf die Kinder, die immer noch unter der Fuchtel dieses Mannes lebten. Denn wenn sie an jene dachte, die es nicht überstanden hatten, die vielleicht schon vor dem ersten Atemzug gestorben oder auf Turners Befehl hin getötet worden waren, würde sie den Verstand verlieren.
    »Was war mit George Taleb? War das auch ein bedauernswerter Fehlschlag?«
    »George?« Turner lachte auf. »Sehr gut, Dr. Decker. Wie haben Sie das mit George herausgefunden?« Als Sydney keine Antwort gab, zuckte er die Achseln. »Ist ja auch unwichtig. George war mein Assistent, und er hat etwas sehr Dummes getan. Er hat eines unserer Kinder gestohlen, weil er meine Arbeit in den Medien bloßstellen wollte.«
    »Und deshalb haben Sie ihn umbringen lassen.«
    »Ich? Aber nein. Das war allein Cox' Sache. Ein ziemlich brutaler Mensch, dieser Cox, wirklich. Aber nichts davon spielt eine Rolle.« Plötzlich stand er neben ihr, zog sie vom Bett hoch und zerrte sie zum Fenster. »Haben Sie jemals schönere Kinder gesehen? Sie vor allem sollten meine Arbeit zu schätzen wissen. Diese Kinder haben jeden Vorteil, den man sich nur wünschen kann.«
    »Jeden Vorteil?« Sydney riss sich los und wich ein paar Schritte zurück. Diese Kinder waren schön, doch ihnen fehlte etwas Wesentliches, etwas Göttliches. Sydney dachte an ihren Sohn und an das Leben, das er

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