Die letzte Schoepfung
geschweige denn aus dem Land rauskommen. Und was die Sea Devil angeht – die wird von den Cops einkassiert, und dein ganzes Geschäft geht den Bach runter.«
»Okay, okay! Du kriegst sie.« Wieder schaute Rio auf die Pistole. »Aber steck endlich das verdammte Ding weg, ja?«
Ethan schob die Waffe unter seine Jacke.
»Ich krieg die Jacht doch wieder zurück…?«, fragte Rio vorsichtig.
»Wenn alles läuft wie geplant, kannst du sie morgen Nacht wiederhaben.«
»Und wenn es nicht läuft wie geplant, was soll ich dann machen?«, fragte Rio, nun wieder mutiger geworden. »Die Jacht ist mein Lebensunterhalt.«
»Dein illegaler Lebensunterhalt. Außerdem wette ich, dass das verdammte Ding versichert ist.«
Rio packte das Lenkrad fester. »Die Versicherung trägt nicht alles – auf jeden Fall nicht die vielen Verbesserungen, die ich eingebaut habe.«
»Nun hör endlich auf«, sagte Ethan. »Ich hatte eine miese Woche. Ich brauche heute Nacht dein Boot, fertig, aus. Tu, was ich sage, und du kriegst es heil zurück.«
Rios Kiefer mahlten. »Okay. Was willst du noch?«
»Ich brauche einen Vorrat C4-Sprengstoff und ein Präzisionsgewehr.«
»Meine Güte, du verlangst nicht gerade wenig!«
»Kannst du mir die Sachen besorgen oder nicht?«
Rios Lippen bildeten einen schmalen Strich. Dann nickte er. »Das Gewehr ist nicht das Problem, aber Sprengstoff ist verdammt schwer zu kriegen. Und teuer.«
»Tu, was du kannst, und bring das ganze Zeug auf die Sea Devil. Dann mach eins von deinen Charterbooten klar. Morgen Abend wirst du im Puget Sound etwas an Bord nehmen.«
»Was hast du vor?«
Ethan gab keine Antwort, und Rio kannte ihn gut genug, um nicht zu viele Fragen zu stellen.
»Vergiss es, ich hab gar nicht gefragt.« Ergeben hielt er eine Hand hoch. »War's das jetzt?«
»Du kannst einen Mann mitbringen. Damit noch jemand da ist, der das Boot navigieren kann.«
»Was nehme ich denn im Sound an Bord?«
»Nur Passagiere, mich inbegriffen.«
»Wo fahren wir hin?«
»Ich sag's dir heute Nacht, wenn du mir die Jacht bringst.«
»Und dann sind wir quitt?«
Ethan lehnte sich erleichtert zurück. »Ja. Dann sind wir quitt.«
***
Auf Tony Rio konnte man sich verlassen.
Ein paar Minuten vor Mitternacht war er mit seiner Jacht am vereinbarten Treffpunkt, einem verlassenen Pier am Duwamish River südlich von Seattle. Ethan wartete im Schatten eines verlassenen Lagerhauses, Danny ein paar Schritte dahinter, ebenfalls gut versteckt.
Ethan hätte es vorgezogen, den Jungen im Motel zu lassen, bis er die Sea Devil übernommen hatte, aber das konnte er nicht riskieren. Sobald er das Ruder übernommen hatte, mussten sie Seattle so schnell wie möglich hinter sich lassen, für den Fall, dass Tony Rio es sich doch noch anders überlegte. Ethan nahm Danny das Versprechen ab, in dem Lagerhaus zu warten und keinen Mucks von sich zu geben. Er hoffte, der Junge würde wenigstens einmal einer Anweisung gehorchen.
Rio nahm sich Zeit, seine Jacht vorzuführen, und benahm sich beinahe wie ein stolzer Papa. Er erklärte Ethan Navigationssystem und Steuerung, nahm ihn mit unter Deck und zeigte ihm den geheimen Frachtraum, der eine Besonderheit der Jacht war. Dort lagerten eine Remington 700 und genug C4-Sprengstoff, um die halbe Insel in die Luft zu jagen.
Ethan musste Tony widerwillig bewundern, dass er so kurzfristig liefern konnte, doch die Verzögerung durch den Gang unter Deck machte ihn etwas nervös. Er konnte Tony nur deshalb vertrauen, weil dieser Ethans Team oder einen Scharfschützen im Hintergrund vermutete, der ihn vielleicht die ganze Zeit im Visier hatte. Wäre es anders gewesen, hätte Ethan nicht die geringste Chance gehabt, lebend aus der Gegend zu verschwinden, jedenfalls nicht mit der Sea Devil. Also tat Ethan so, als hätte er fünf Scharfschützen hinter sich. Das war ganz einfach: Er hatte diese Rolle so oft gespielt, dass sie ein Teil von ihm war, wie die Glock unter seiner Jacke.
Endlich beendete Tony seinen Rundgang.
»Und was ist mit deinen Vorbereitungen für die Passagiere?«, fragte Ethan.
»Ich hab eins von meinen Booten klargemacht, der Captain hält sich in Bereitschaft. Sobald wir wissen, wohin es geht, können wir ablegen.«
Ethan warf einen großen gefütterten Umschlag auf den Tisch. »Das ist die Hälfte von dem, was ich dir für das Gewehr und den Sprengstoff zahle, und die Instruktionen für morgen Nacht. Wenn du deinen Teil erfüllst, bekommst du morgen die andere Hälfte und kriegst
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