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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Dann würde der drei Jahre währende Albtraum um den Killer endlich ein Ende finden. Was Ethan Decker anging, bedeutete sein Tod nur einen Bonus mehr.
    Und danach musste Avery sich überlegen, wie er John Morrow loswurde.

12.
    Eine Tür fiel ins Schloss. Sydney schlug die Augen auf.
    Im Zimmer war es still und seltsam leer; sie wusste ohne hinzuschauen, dass Ethan hinausgegangen war. Es war eine Erleichterung. Vorher hatte seine Anwesenheit den Raum erfüllt, hatte ihr das Atmen, sogar das Denken schwer gemacht. Dies war nicht mehr der Mann, den sie früher gekannt hatte. Sicher, da war eine gewisse Unterströmung von Widerstand und Rücksichtslosigkeit gewesen, die sie immer sehr erregend gefunden hatte, doch Ethan war ein lässiger Mann gewesen, der stets ihr die Führung überlassen hatte. Nun erkannte sie an ihm eine Härte, die ebenso beunruhigend war wie die unwirkliche Lage, in der sie sich befand.
    Sydney sah auf die Uhr und stellte fest, dass sie mehr als drei Stunden geschlafen hatte. Offenbar war ihre Erschöpfung stärker gewesen, als sie gedacht hatte.
    Nach den Nachrichten über den Schusswechsel und Dannys Geschichte über Haven Island waren alle zu ausgelaugt gewesen, um noch klar denken zu können. Deshalb hatte Sydney vorgeschlagen, sie sollten sich eine Weile ausruhen. Die Kinder hatten protestiert, aber sie holte Decken und Kissen und legte Danny und Callie auf eine Couch, wo sie fast augenblicklich einschliefen. Sydney ließ sich in den Ruhesessel sinken, nahm sich vor, nur für ein paar Minuten die Augen zu schließen, und Ethan streckte sich auf dem zweiten Sofa aus.
    Die Kinder schliefen friedlich, lagen wie ein Paar Kätzchen auf der Couch. Danny hatte seinen Arm schützend um die kleine Schwester geschlungen. Der Anblick griff Sydney ans Herz, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum die Not der beiden sie so berührte. Die Kinder schienen gesund zu sein und wiesen keinerlei sichtbare Anzeichen von Missbrauch auf, doch ihre Geschichte klang erschreckend wahr. Und sie hatten Angst, nach Hause zurückzukehren, das war deutlich.
    Zumindest wollte Sydney den Mann finden, von dem Danny behauptete, er sei ihr Vater: Dr. Timothy Mulligan. Er war Physikprofessor an der Universität von Illinois in Champaign-Urbana. Danny wusste sogar seine Adresse und Telefonnummer. Es kostete nur einen Anruf, um festzustellen, ob Mulligan wirklich der Vater der Kinder war, doch Sydney wollte den Mann persönlich kennen lernen, ihm Fragen stellen und prüfen, ob er die Kinder tatsächlich wollte, denn falls nicht…
    Nein.
    Sie brach den Gedankengang augenblicklich ab. Vergiss es! Diesen Weg wollte sie nie mehr einschlagen. Nach Nickys Tod hatte sie ein paarmal eine Selbsthilfegruppe aufgesucht, die gebrochenen, weinenden Frauen dort gesehen und sich geschworen, niemals so zu werden wie sie. Sie suchte nicht nach einem Kind, mit dem sie den Verlust ersetzen konnte. Sie wollte nur Danny und Callie helfen und dann ihr Leben weiterführen wie zuvor.
    Sydney setzte sich aufrecht hin, schob die Fußstütze hinunter und dachte an das Handy in ihrer Handtasche. Es wäre so einfach, die Polizei zu rufen und ihr alles Weitere zu überlassen. Oder zumindest Charles anzurufen, der inzwischen halb verrückt vor Sorge sein musste. Sie konnte ihm sagen, dass es ihr gut ging, und sich noch einmal nach den Anrufen auf ihrem Anrufbeantworter erkundigen. Außerdem konnte Charles ihnen helfen. Er hatte Freunde und besaß Einfluss, sowohl bei der Regierung des Staates als auch bei der Bundesregierung. Zusammen konnten sie die Wahrheit über Haven Island herausfinden. Sydney beugte sich vor und ließ die Hand auf der Tasche ruhen, in der sich das Handy befand.
    Es wäre so einfach gewesen.
    Doch sie konnte es nicht tun, ohne zuvor mit Ethan gesprochen zu haben. Vor wenigen Stunden hatte er ihr das Leben gerettet. Sie konnte nicht hinter seinem Rücken jemand anderen einschalten.
    Sydney stand auf und ging zum Panoramafenster, das den Haupteingang umgab. Draußen verging das Licht des Nachmittags, lange Schatten krochen näher. Ethans Pick-up war nirgends zu sehen. Sie überlegte, ob er weggefahren war oder ihn nur außer Sichtweite geparkt hatte.
    Dann sah sie Ethan am Rand der Lichtung. Zuerst konnte sie nicht erkennen, was er da machte; es erschien ihr verrückt mit dem verletzten Arm. Dann aber sah sie es. Sie hatte Ethan und ihrer beider Sohn oft bei denselben Übungen gesehen: Hände, Arme und Füße gingen in fließenden

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