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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Kinderärztin von ganz Texas.«
    Sydney lachte leise. »Hat er das wirklich gesagt?«
    »Ja, er hat gesagt…«
    »Callie«, fiel Sydney ihr ins Wort, weil sie nicht vom Thema abkommen oder sich in ein Gespräch über ihren Exmann einlassen wollte. »Warum wirst du immer krank?«
    Callie zuckte die Achseln. »Ich habe ein schwaches Immunsystem.« Es war die Bemerkung eines Erwachsenen, die man dem Kind eingetrichtert hatte; Worte, die es sich gemerkt hatte und nun wiedergab. »Deshalb muss ich ja auch von den anderen wegbleiben.«
    Sydney runzelte die Stirn. Eine innere Stimme riet ihr, sich auf dem gefährlichen Terrain vorsichtig zu bewegen. »Was meinst du damit, du sollst von den anderen Kindern wegbleiben? Aber doch nicht die ganze Zeit, oder?«
    »Na ja, aber so ziemlich. Dr. Turner hat gesagt, das wäre zu meinem eigenen Besten, weil ich jede Bazille auffange, die herumfliegt.« Sie hielt inne; dann senkte sie die Stimme, als wären sie und Sydney Verschwörer. »Aber ich glaub, sie haben Angst, dass durch mich die anderen Kinder krank werden.«
    Sydney wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Gedanke, dass dieses süße kleine Mädchen abgesondert von den anderen gehalten wurde, war zu schrecklich. »Aber du wirst doch sicher…« Sie musste da etwas falsch verstanden haben. »Du gehst doch zur Schule mit den anderen? Und schläfst in einem großen Schlafsaal?«
    »Nee.« Callie schüttelte den Kopf. »Ich hab mein eigenes Zimmer und eigene Lehrer.« Sie grinste. »Sie sagen, ich bin was Besonderes.«
    Sydneys Gedanken überschlugen sich. Wie krank war dieses Kind wirklich? Und war es ansteckend? »Du bist etwas Besonderes, Callie.« Sie drückte der Kleinen die Hände. »Aber ich kann nicht verstehen, warum dir nicht erlaubt wird, mit den anderen Kindern zu spielen.«
    »Das ist nicht so schlimm«, meinte Callie, als hätte sie Sydneys Gedanken gelesen. »Ich war ja nicht die ganze Zeit alleine. Danny hat mich fast jeden Tag besucht.«
    Das klang schon besser – nur hatte Danny behauptet, niemand habe ihm gesagt, dass Callie und er Geschwister seien. Warum also hatten die Aufpasser des Mädchens erlaubt, dass Danny es besuchen durfte? »Wieso durfte Danny dich denn besuchen?«
    Callie errötete. Offenbar war ihr die Frage peinlich. »Na ja, gedurft hat er eigentlich nicht.«
    »Was meinst du damit?« Sydney ahnte schon, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde. »Du hast aber gesagt, dass er dich besuchen kam.«
    Callie schaute zu Boden. »Er ist immer gekommen, wenn das Licht aus war, durch die Wartungsschächte. Die gehen durch alle Gebäude.«
    Sydney war nicht sonderlich überrascht. Danny erwies sich immer mehr als überaus einfallsreicher Junge und würde ihrer Einschätzung nach eines Tages in einer Besserungsanstalt landen. Und wenn er noch mehr Computersysteme knackte und Wartungsschächte durchkroch, würde das wahrscheinlich noch vor seinem dreizehnten Geburtstag der Fall sein.
    »Sie dürfen Danny nicht böse sein, Sydney.«
    Sydney beugte sich vor und schob der Kleinen eine weißblonde Haarsträhne hinters Ohr. »Ich bin nicht böse.« Und sie war es auch nicht. Nicht wirklich. »Ganz im Gegenteil freue ich mich, dass du Gesellschaft hattest.«
    Callies Gesicht hellte sich auf. »Ja?«
    »Klar.« Callies Schlichtheit war ansteckend, ein strahlend heller Fleck an einem sonst dunklen und schrecklichen Tag.
    »Danny und ich sind immer stundenlang aufgeblieben und haben geredet«, erzählte sie jetzt, schwatzhaft nach Art der Siebenjährigen. »Manchmal hat er mir vorgelesen. Und er hat mir Schach gezeigt, und wir haben mit Tai Chi angefangen.«
    Sydney warf einen Blick auf Danny, der immer noch auf der Couch schlief, und spürte, dass sie zärtlicher gestimmt wurde. Der Junge meinte es doch gut, zumindest, wenn es um seine Schwester ging.
    »Aber wir hatten nicht viel Zeit, deshalb kann ich noch nicht so viel«, plapperte Callie weiter. »Aber Danny sagt, Tai Chi hilft, dass es mir besser geht. Er sagt, in den Bewegungen ist heilende Kraft.«
    Sydney musste lächeln. Callie betete ihren großen Bruder offenbar genauso an wie er sie. Was auch geschehen mochte – diese beiden Kinder gehörten zueinander.
    »Danny und ich üben jeden Morgen«, fuhr Callie fort. »Sogar Anna hat mir ein bisschen geholfen.«
    Wieder Anna. Die bloße Erwähnung des Namens riss Sydney aus der erheiterten Stimmung, mit der sie Callies Geplapper gelauscht hatte. Annas Gegenwart schwebte über ihnen wie ein böser Geist.

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