Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Spur

Die Letzte Spur

Titel: Die Letzte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
schönste Jahreszeit, um Urlaub in dieser Gegend zu machen.«
    »Wir sind nicht im Urlaub«, sagte Marc. »Wir sind auf der Suche nach einer alten Bekannten, und man sagte uns, dass sie hier gearbeitet hat. Elaine Dawson.«
    Justin zog die Augenbrauen hoch. »Elli?«
    »Stimmt es? Hat sie hier gearbeitet?«
    Justin stellte den Brotkorb mit einem etwas zu heftigen Schwung auf den Tisch. Sein erschöpftes Gesicht wirkte mit einem Mal sehr zornig. »Und ob«, sagte er, »und ob sie hier gearbeitet hat! Und eines kann ich Ihnen sagen: Ihre Bekannte war mit Sicherheit die durchgeknallteste Person, die ich je beschäftigt habe. Sie ist ziemlich oft ausgefallen, aber ich hatte immer irgendwie Verständnis, weil sie mir einfach leidtat. Deshalb habe ich es auch nicht verdient …« Er brach ab.
    »Ja?«, fragte Rosanna. »Was haben Sie nicht verdient?«
    »Dass sie sich einfach aus dem Staub macht«, sagte Justin wütend, »von heute auf morgen, ohne ein Wort zu sagen. Wissen Sie, um diese Jahreszeit ist hier nicht allzu viel los, aber an den Samstagabenden kommen die Einheimischen hierher – viele auch aus den umliegenden Dörfern. Und gestern Abend hatten wir hier eine Hochzeitsgesellschaft. Einhundertzwölf Personen, die bis nachts um ein Uhr gefeiert haben. Elli wusste das. Ich hatte noch zwei Aushilfskräfte angeheuert, aber Elli war fest eingeplant. Und erscheint einfach nicht. Donnerstagabend, Freitagabend, gestern Abend. Weg. Verschwunden. Ihr musste klar sein, dass ich so schnell keinen vollwertigen Ersatz finden konnte. Immerhin kannte sie sich aus, war eingearbeitet. Sie glauben nicht, wie wir gestern Abend alle gekämpft haben. Ich sage Ihnen, wenn die sich hier noch einmal blicken lässt…«
    »Könnte es sein, dass ihr irgendetwas zugestoßen ist?«, fragte Rosanna.
    Justin schnaubte. »Das hätte ich vielleicht sogar zu ihren Gunsten angenommen. Aber dann war der alte Schleimer hier – Cadwick. Ihr Vermieter. In seiner Bruchbude hatte sie eine Wohnung gemietet. Und der erzählte, dass sie mit Sack und Pack ausgezogen ist. Auch ohne irgendetwas zu sagen. Ich meine, wenn jemand überfahren wird oder entführt oder ermordet, dann räumt er ja nicht vorher seine Wohnung leer, oder? Nein, die hat irgendwo einen besseren Job und eine bessere Bleibe gefunden und ist auf und davon!«
    Rosanna hatte in ihrer Handtasche gekramt und zog das Foto von Elaine hervor, das sie stets mit sich führte. »Ist sie das?«
    Justin betrachtete das Bild eingehend. »Ich weiß nicht …«, meinte er zögernd, »Elli ist viel schlanker. Fast mager.«
    »Das Foto ist mehr als fünf Jahre alt«, erklärte Rosanna, »ein neueres haben wir leider nicht. In den fünf Jahren kann sie natürlich erheblich an Gewicht verloren haben.«
    »Vom Typ her könnte sie es sein«, sagte Justin, »die Haarfarbe stimmt, die Frisur auch. Es ist einfach schwer zu sagen. Diese kugelrunde Person hier – und dann die ausgezehrte Elli. Aber, ja, es könnte hinkommen. Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen.«
    »Elaine müsste jetzt achtundzwanzig Jahre alt sein«, sagte Rosanna, »am ersten August diesen Jahres wird sie neunundzwanzig.«
    »Vom Alter her könnte das auf jeden Fall stimmen«, bestätigte Justin. »Ehrlich gesagt, ich wusste weder, wann sie Geburtstag hat, noch wie alt sie ist, aber ich habe sie auf etwa Ende zwanzig geschätzt.«
    »Seit wann hat sie hier gearbeitet?«, fragte Marc.
    »Seit Juni letzten Jahres. Sie tauchte eines Tages auf und fragte, ob ich einen Job für sie hätte. Zu ihrem Glück hatte mich gerade meine Serviererin verlassen. Ich gab ihr die Stelle.«
    »Sie wollten doch sicher Papiere sehen? Ausweis, Zeugnisse oder Ähnliches«, sagte Marc.
    Justin schien sich ein wenig zu winden. »Ihren Pass hat sie mir gezeigt. Zeugnisse hatte sie keine. Sie hatte schwarz in einem Schuhladen gearbeitet, wie sie berichtete. Im Lager.«
    »Und sie wollte für Sie auch gerne schwarz arbeiten«, folgerte Marc. »Nun ja, sie …«
    »Wir sind weder von der Polizei noch von der Finanzbehörde«, stellte Rosanna klar, »also machen Sie sich keine Sorgen.«
    Justin ließ sich neben seinen Gästen auf einen Stuhl fallen, stützte seinen Kopf auf die Hände. »Wissen Sie, mir war das auch etwas suspekt. Sie schien buchstäblich aus dem Nichts zu kommen. Ich hatte mal Ärger wegen eines Kochs, Pakistani, der hatte dann gar keine Aufenthaltsgenehmigung, wie sich herausstellte, und die Polizei hat bei mir alles durchsucht. Aber Elli hatte

Weitere Kostenlose Bücher