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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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ob Juden oder nicht. Meine Schwester war noch vor der Staatsgründung nach Israel gekommen. Direkt aus dem Konzentrationslager in den Unabhängigkeitskrieg.«
    »Woher kam Marinas plötzliches Interesse an diesen Themen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe auch nicht nachgefragt, ich war ja froh, dass sie sich mal mit etwas anderem als Klamotten und Schminke beschäftigte. Ich denke, es war, weil sie im Ulpan jemanden aus Afrika getroffen hat. Ein junger Mann – sie hat ihn einmal geschickt, als ich Hilfe im Haus brauchte. Wie hieß er denn nur ...«
    »Moses?«
    »Ja genau. Moses. Ein sehr netter Kerl. Er hat mir geholfen, den Schrank im Schlafzimmer zu reparieren, und die Haustür hat er auch gestrichen. Ich dachte erst, er sei ihr fester Freund, aber Marina meinte, sie seien nur so befreundet.«
    Es schien nicht so, als hätte Klara ein Problem damit gehabt,wäre Moses tatsächlich Marinas Freund gewesen. Assaf erklärte sich das mit ihrer besonderen Lebensgeschichte, denn er war sich sicher, dass die meisten jüdischen Großmütter, egal woher sie ursprünglich kamen, ungern einen Afrikaner an der Seite ihrer Enkelinnen gesehen hätten.
    »Wovon hat Marina gelebt? Hat sie gearbeitet?«
    »Ihr Vater hat sie unterstützt. Mein Victor ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in Kiew. Deswegen kann er auch nicht Aliyah machen, sein Geschäft ist in der Ukraine, und er spricht kaum Hebräisch. Aber er kommt regelmäßig, und seit Marina hier war, kam er öfter als sonst. Dann hat er ihr immer etwas Geld dagelassen. Marinusch hatte jedenfalls genug Geld. Und viele tolle Sachen, Handtaschen, Schmuck und Kleidung. Oft hat sie mir wertvolle Dinge geschenkt.« Klara erhob sich und ging zur Kommode im Wohnzimmer. Nachdem sie gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte, kehrte sie an den Couchtisch zurück. »Schau. Diese Armreifen hat Marina mir erst neulich mitgebracht. Echtes Gold!«
    Assaf nickte anerkennend und betrachtete interessiert den Schmuck, gleichzeitig zermarterte er sich das Hirn, woher eine 22-Jährige so viel Geld haben konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Vater sie mit so viel Geld überschüttet hatte. Und sollte es stimmen, dass er Geldprobleme hatte, wunderte es ihn umso mehr. Marina würde doch nicht als Prostituierte gearbeitet haben? Es gab viele Ukrainerinnen in Israel, die anschaffen gingen. Ihr Typ war gefragt.
    »Hatte Marina einen Nebenjob? Oder kam das ganze Geld von ihrem Vater?«
    »Nu. Sie hat wohl nebenbei in einer Bar gearbeitet. Fast jeden Abend war sie da, weswegen sie mich abends selten besuchen konnte. Ich wollte gerne, dass sie etwas studiert, aber sie war ganz zufrieden damit, den ganzen Tag lang zu schlafen und nur ab und zu zum Hebräisch-Kurs zu gehen. ›Babuschka‹, sagte sie mir immer, ›mir geht es doch super so.‹ Sie wollte ungern Verantwortung übernehmen. Ich hätte damals gerne studiert, aber die Zeiten haben es nicht zugelassen.«
    »Hast du jemals Freunde von ihr getroffen? Abgesehen von Moses.«
    »Sie hat mal eine Freundin mitgebracht. Zum Kaffee und Kuchen. Olla hieß sie. Sie war sehr nett, ein bisschen einfältig vielleicht.«
    »Und Moses? Waren die beiden gute Freunde?«
    »Ich glaube schon. Er war in sie verliebt. Das hat ein Blinder gesehen. Aber ich glaube, Marina stellte sich ihren festen Freund anders vor.«
    »Wie denn?«
    »Sie hat jemanden gesucht, der ihr etwas bieten konnte. Einen wohlhabenden Mann, so wie ihr Vater.« Die alte Frau nahm einen Schluck von der Limonade, die bis dahin unberührt vor ihr gestanden hatte. »Die Afrikaner haben es schwer hier. So wie früher die Jemeniten, Äthiopier und Mizrachim diskriminiert wurden, schaut man heute auf die Schwarzen herab. In den Küchen teurer Restaurants arbeiten dürfen sie, aber sonst ...« Klara begann sich in Rage zu reden. »Natürlich ist es ärgerlich, dass das keine Juden sind«, fuhr sie fort, »aber wenn man sie mit offeneren Armen empfangen würde, wer weiß, vielleicht würden sie dann sogar konvertieren. Und besser als die Araber sind sie allemal.«
    Als hätte sie nun all ihre Kraft verbraucht, fiel Klara Chajbi erschöpft in den Sessel zurück.
    Assaf entdeckte ein Foto an der Wand, das eindeutig Marina mit ihrer Großmutter zeigte. Es war dieselbe schöne junge Frau, deren Engelsgesicht er vor wenigen Stunden bei Liat auf dem Untersuchungstisch gesehen hatte. Er machte einen Schritt auf das gerahmte Bild zu.
    »Sie war wirklich sehr schön. Und sie beide sehen sich sehr

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