Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Klient es so wollte, und dann wurde er von der kolumbianischen Drogenmafia angegriffen, und die Einzigen, die etwas dagegen ausrichten konnten, waren wir!«
»Walla ...«, sagte Assaf beeindruckt.
»Aber, achi. Mich interessiert viel mehr, wie dein neuer Job läuft.«
»Ich habe meinen ersten Fall, eine tote Prostituierte. Sie hat für einen Zuhälter namens Dudu Batito gearbeitet, der im Norden Tel Avivs eine Art Edelpuff aufgezogen hat. Und ich frage mich, woher der das Geld dafür hatte. Vorher war er nämlich nur ein kleiner Fisch. Mein Kollege vermutet, da sind noch andere Geschäfte mit im Spiel, Drogen zum Beispiel. Ich brauche also Informationen dazu, vielleicht hilft mir das weiter, um den Mord aufzuklären.«
Boaz überlegte. »Dudu Batito sagst du?«
»Kannst du etwas herausfinden?«
Boaz schaute auf die Uhr, es war fast halb fünf, in einer knappen Stunde begann der Schabbat, und Boaz musstesich auf den Weg in die Synagoge machen, danach würde er 24 Stunden lang kein Handy benutzen. »Warte«, sagte Assafs Freund und verschwand in das andere kleine Zimmer.
Nach etwa zehn Minuten kehrte Boaz zurück. »Dieser Dudu ist anscheinend ins Drogengeschäft eingestiegen. Und wir reden hier nicht über ein bisschen Hasch, sondern Drogen im großen Stil. Aus Südamerika importiert. Er verkauft primär an Reiche – Politiker, Geschäftsleute, Künstler. Sein Bordell benutzt er als Umschlagplatz.«
Assaf pfiff anerkennend. »Und das alles hast du eben in zehn Minuten herausgefunden? Du musst wirklich wahnsinnige Kontakte haben. Davon können Polizisten nur träumen ... Arbeitet Dudu mit der Russenmafia zusammen?«
Boaz schüttelte den Kopf, dann sagte er: »Genau da könnte das Problem liegen. Der tummelt sich auf Märkten, die nicht sein Metier sind. Und mit dem Vorstoß auf den Drogenmarkt könnte er sich einige Feinde gemacht haben. Eben genau bei den Russen, die es nicht mögen, Konkurrenz zu bekommen.«
»Weil Dudu ihnen in die Quere gekommen ist, könnte er Stress kriegen?«
Boaz nickte. »Oder er hat schon Stress gekriegt ...«
Assaf begriff. »Du meinst, die Tote könnte ein Warnsignal an Dudu gewesen sein?«
Boaz machte eine vage Handbewegung.
Assaf führte den Gedanken weiter. »Die Tote war sein bestes Pferd im Stahl, das hat Dudu mir selbst gesagt.«
»Siehst du«, bestärkte Boaz diese Theorie.
»Wenn das wirklich stimmt, dann weiß der doch, wer sie umgebracht hat«, murmelte Assaf. Dann sprang er auf, weil er Boaz nicht länger von dessen Schabbat-Vorbereitungenabhalten wollte. »Achi, ich danke dir! Du hast mir sehr weitergeholfen.«
»Kein Problem, achi. Du weißt, ich bin da, wenn du mich brauchst.«
Die beiden Männer umarmten sich herzlich.
»Komm gut zurück nach Rio, du fehlst mir, Bruder. Besuche mich doch mal ein Wochenende in Tel Aviv. Wir könnten auch einen richtigen Schabbat machen, mit Gottesdienst und allem.«
Boaz lachte. »Besorgst du dir dann auch ein Essgeschirr für Milchprodukte und eins für Fleisch?«, fragte er herausfordernd.
»Ach, wir essen einfach von Plastiktellern.«
Nach dem Besuch bei Boaz fuhr Assaf zum Haus seiner Eltern. Seine Mutter stand am Herd, während die Sprösslinge seiner Geschwister überall herumtollten. Im Wintergarten saßen sein ältester Bruder und seine Schwester mit Assafs Vater und diskutierten brüllend über irgendwelche Steuerfragen. Der Lautstärkepegel war in seiner Familie wie bei den meisten Israelis stets hoch. Es fiel ihnen schwer, leise zu sprechen, und jeder versuchte den anderen zu übertönen und auf diese Weise Gehör zu finden. Sein Vater war gerade erst aus Rumänien wiedergekommen und überreichte Assaf stolz ein nagelneues iPhone. »Hier. Dann kannst du dein anderes Handy endlich wegwerfen. Das ist sowieso chara – großer Mist.«
Assaf freute sich sehr über das neue Spielzeug und bedankte sich bei seinem Vater. Dann entzog er sich dem Tohuwabohu für einen Moment und ging in sein Zimmer im ersten Stock. Dort fuhr er den Computer hoch und googelteden Namen des Zuhälters, obwohl er selbst nicht so genau wusste, wonach er eigentlich suchte. Erst einmal wollte er sehen, ob es Artikel in israelischen Medien über Dudu gab. Er fand jedoch nicht viel außer ein paar Berichten und entschied, gleich morgen im Drogendezernat vorbeizufahren. Viele Prostituierte arbeiteten offenbar auf dem Straßenstrich Habursa in Ramat Gan oder eben in Neve Sha’anan, wo Moses wohnte. Die meisten Frauen wurden aus Ägypten illegal
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