Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
brauchen.«
»Was genau soll das sein?«
»Wir wollen die Hintermänner. Batito importiert Drogen im großen Stil. Wir wollen wissen, wer die Lieferanten sind.«
»Woher kommen die Drogen denn, und über welche Art von Drogen sprechen wir überhaupt?«, fragte Assaf nach.
»Überwiegend Kokain. Auch Amphetamine, also Speed, MDMA und neuerdings auch immer mehr andere synthetische Drogen wie Crystal Meth oder, wie mein Chef es nennt, die Nazi-Droge.« Der Detektiv schmunzelte.
»Nazi-Droge?«
»Methamphetamin, also kurz Meth, wurde während der Blitzkriege an deutsche Soldaten verteilt. Die nannten das Panzerschokolade oder Hermann-Göring-Pillen. Es sollte sie furchtlos und leistungsfähiger machen.«
Assaf vermutete, dass Fadi Mansours Chef Jude war, Araber hatten in der Regel kein besonderes Interesse am Zweiten Weltkrieg. Abgesehen von denjenigen, für die Hitler mit seiner totalen Judenvernichtung ein großes Vorbild war.
»Und woher kommen die Drogen?«, erkundigte sich der Kommissar.
»Batito handelt primär mit Koks, er beliefert die gehobenen Kreise. Das weiße Gold kommt vor allem aus Südamerika, Ecuador, Kolumbien, manchmal auch Brasilien. Meist wird es über Schiffe, die im Hafen von Haifa anlegen,ins Land gebracht. Die Polizei dort kann nicht alle Kähne kontrollieren, so dass es immer wieder gelingt, kiloweise Drogen einzuführen. Der einzige Weg, dagegen anzukämpfen, ist, die Strukturen aufzudecken. Informanten zu gewinnen. Und das versuchen wir. Im Fall Batito sind wir noch relativ am Anfang. Kleinere Drogenschmugglereien wie das Hasch, das mit Hilfe der Hisbollah aus dem Libanon geliefert wird, oder Marihuana vom Sinai kriegen wir schneller kontrolliert.«
Assaf bezweifelte das. Der einzige Grund, warum Haschisch knapp werden konnte, war, wenn sich die Hisbollah mal wieder in einen Krieg mit Israel begab. Er konnte sich noch gut erinnern, dass 2006 während des zweiten Libanonkriegs nirgendwo Hasch zu bekommen gewesen war.
»Kann es sein, dass es Gebietsrangeleien zwischen Dudu Batito und anderen Gruppen gibt?«, fragte der Kommissar.
»Was meinst du?«
»Na, es könnte doch sein, dass Batito das ehemalige Monopol anderer Gruppen, zum Beispiel Russen, mit seiner Konkurrenz aufgehoben hat. Und als Warnung an ihn hat man eine seiner besten Mitarbeiterinnen ermordet.«
Fadi Mansour überlegte. »Batito hat sich sicherlich einige Feinde gemacht, als er auf den Drogenmarkt expandierte. Aber wenn das wirklich stimmen sollte, dann müsste er bald einen Gegenschlag organisieren. Und zwar einen, der sich gewaschen hat – sonst verliert er Macht und Ansehen in der Szene.«
»Fadi, ich muss Dudu im Rahmen meiner Ermittlungen auf dieses Thema ansprechen«, sagte Assaf zögerlich, »zumindest auf die Rivalitäten. Wer kommt denn da so in Frage? Könntet ihr mir dazu eine Liste fertig machen?«
»Ich denke, das sollte kein Problem sein, ich muss das aber trotzdem erst mit meinem Chef besprechen, bevor ich Namen und Ermittlungsergebnisse herausgebe.«
Assaf war zufrieden mit dem Gespräch. Wenn Fadi ihm die Liste der Rivalen besorgte, konnte er seine Ermittlungen auf weitere potentielle Täter erweitern. Zuerst aber wollte er noch einmal mit Dudu sprechen. Wenn der Tod Marinas eine Warnung an ihn gewesen war, dann musste der Zuhälter das wissen.
Der Kommissar reichte Detektiv Fadi Mansour die Hand und bedankte sich für die Informationen.
Fadi winkte ab. »Kein Problem. Und wenn du auf etwas stößt, was für uns von Interesse sein könnte, darfst du dich ja gerne revanchieren.«
Assaf freute sich, dass es immer mehr arabische Israelis in ihren Reihen gab. Auch wenn das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, immerhin machten sie gut zwanzig Prozent der Bevölkerung aus.
Der Kommissar setzte sich in Yarons Auto und fuhr auf direktem Weg zu Dudus »Spa für Herren«. Er öffnete das Autofenster und ließ die Geräusche der Stadt herein. Der Schabbat war mit dem Sonnenuntergang zu Ende, die Straßen waren nun wieder voller Leben. Die Einkaufszentren und Supermärkte öffneten für den Abend, wenn sie überhaupt an Schabbat geschlossen hatten. Auch die öffentlichen Busse fuhren wieder.
Assaf fuhr die Dizengoffstraße entlang. Hier reihten sich Designerboutiquen an Brautmodengeschäfte. Er beobachtete an einer Ampel junge Soldaten, die das Wochenende in Tel Aviv verbracht hatten und nun ausströmten zu all den Militärstützpunkten, die das Land wie ein roter Faden durchzogen.Sie
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