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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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Karton:
    An: Kate Baron
    Von: Phillip Woodhouse
    Persönlich und vertraulich
    Kate wuchtete den schweren Karton auf den Küchentisch und betrachtete ihn eine Weile. Als sie ihn schließlich öffnete, fand sie darin stapelweise fotokopierte Unterlagen, einige handgeschrieben, andere getippt. Obenauf lag ein Brief von Woodhouse.
    Anbei finden Sie Protokolle der Schulvorstandssitzungen sowie Aufzeichnungen von Amelias Gesprächen mit der Schulpsychologin. Es tut mir leid, dass ich mich nicht eher bei Ihnen gemeldet habe. Ich wollte meinen Arbeitsplatz nicht gefährden. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal mehr, warum. Ich habe diese Stelle angetreten, weil Grace Hall mir als Sprungbrett für die Gründung einer Vertragsschule in der Bronx dienen sollte. Aber allmählich wird mir klar, dass es sich auch dabei um eine irrige Annahme gehandelt hat. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr tun konnte– mehr getan habe–, um Amelia zu helfen. Die Welt ist ein dunklerer Ort ohne sie.
    Eine Stunde später wusste Kate mehr, als ihr lieb war, über die Clubs an der Schule und die Maßnahmen, die die Schule ergriffen hatte– oder auch nicht–, um sie zu verbieten. Vor allem besaß sie Informationen über die Magpies, deren Mitglieder als Maggies bezeichnet wurden, genau wie in Amelias SMS . Kurz nachdem die Magpies und die anderen Clubs vor anderthalb Jahren wieder aufgetaucht waren, hatte der Elternbeirat– auf Anraten eines Anwalts, den Adele Goodwin zurate gezogen hatte– der Schulverwaltung strikte Anweisung gegeben, ein Auge zuzudrücken. Laut der Aussage dieses praktischerweise nie anwesenden Anwalts– bei dem es sich, wie Kate vermutete, wahrscheinlich um Adele selbst handelte– war Unwissenheit die beste Verteidigungsstrategie der Schule gegen künftige Haftungsansprüche. Die Schule, so Adeles Theorie, sollte sich so weit wie möglich von den Aktivitäten der Clubs distanzieren, auf die sie außerhalb des Schulgeländes ohnehin keinen Einfluss hatte.
    Aus den Sitzungsprotokollen ging hervor, dass einige Teilnehmer– allen voran Mr Woodhouse– sich vehement gegen diese Haltung ausgesprochen hatten. Woodhouse hatte sogar erklärt, er würde eine Anzeige in Kauf nehmen, wenn er damit die Clubs verhindern könne. Einmal hatte er die Maggies als » potentiell destruktiver und auf jeden Fall gefährlicher als jede denkbare Droge « bezeichnet. Er hatte über die Gefahren der Aufnahmerituale und der Schikanen gesprochen, die unter dem Mantel der Geheimhaltung ausgeübt wurden. Er hatte sogar damit gedroht, seinen Job hinzuschmeißen.
    Aber im Verlauf einer Reihe von Sitzungen, die im vergangenen Frühjahr stattgefunden hatten, war es Adele gelungen, die anderen auf ihre Seite zu ziehen. Ihr schlagendstes Argument waren Woodhouse’ eigene Worte gewesen. Wenn die Clubs potentiell so gefährlich waren, so hatte sie argumentiert, könne die Schule für Straftaten, die deren Mitglieder begingen, haftbar gemacht werden, allerdings nur, wenn sie Kenntnis von der Existenz der Clubs hatte. Mit der Androhung von Schulverweisen oder negativen Vermerken in der Schulakte von Schülern, die nicht bereit waren, die Namen anderer Mitglieder zu nennen, so wie Woodhouse es durchzusetzen versuchte, tue man sich keinen Gefallen. Es käme, so Adele, dem Eingeständnis gleich, dass die Schule für die Vorkommnisse mit verantwortlich und somit auch haftbar war.
    Während Adele die Sitzungsteilnehmer einen nach dem anderen auf Linie gebracht hatte, hatte Woodhouse erneut damit gedroht, von seinem Posten zurückzutreten, wenn man ihm keine Möglichkeit gab, gegen die Clubs vorzugehen. Die einzige Reaktion, die im Protokoll verzeichnet war, stammte von Adele. Wer auch immer an dem Abend der Protokollführer gewesen war, er hatte Adeles Vortrag wortwörtlich mitgeschrieben.
    Vielleicht sollten Sie mal einen Blick in Ihren Arbeitsvertrag werfen, Phillip. Dann werden Sie feststellen, dass Sie gar nicht zu kündigen brauchen. Wir können Sie entlassen, wenn sich herausstellt, dass Sie Schritte unternehmen, die gegen die Wünsche des Vorstandes verstoßen. Sie würden Ihren Job und Ihre Rentenansprüche verlieren, und Sie müssten Ihre Umzugskosten aus eigener Tasche bestreiten. Ganz zu schweigen von dem pauschalierten Schadensersatz, den wir dann von Ihnen verlangen werden. Wir haben die Summe in Ihren Vertrag hineingeschrieben. Sie sollten das mal nachsehen, aber ich glaube, es handelt sich um eine sechsstellige Summe. Das ist viel Geld, um zu

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