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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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meine Mom und ich endlich wieder auf dem richtigen Weg waren. Sogar die Sache mit meinem Dad hatte ich abgehakt. Nachdem ich gemerkt hatte, dass ich keine Lust hatte, weiter in den Tagebüchern meiner Mom zu lesen, hatte ich auch keine Lust mehr rauszufinden, wer mein Dad war. Ich war ihm noch nie begegnet. Was machte es schon für einen Unterschied, ob ich ihn jetzt kennenlernte? Ich war nur froh, dass die SMS über ihn aufgehört hatten. Ich hatte mich sogar mit Sylvia über Dylan und die Magpies ausgesprochen, und sie hatte mir verziehen. Keine Geheimnisse mehr, kein schlechtes Gewissen mehr. Die Sonne schien, und es war fast warm, als hätten wir Frühling anstatt Herbst. Es fühlte sich an wie ein Zeichen. Als ob vielleicht wirklich alles gut werden würde. Als könnte meine E-Mail an Dylan vielleicht wirklich dazu führen, dass alles wieder so schön wurde wie vorher.
    Vielleicht hätte ich mir die Antworten selbst geben können, so wie Dr. Lipton es mir geraten hatte. Aber ich fand es besser, mich direkt an die Quelle zu wenden. Es ging ja gar nicht darum, dass ich versuchte, Dylan zurückzugewinnen. Na ja, wenn das dabei rauskäme, wäre das natürlich super, doch zuerst würde Dylan mir ein paar Dinge erklären müssen.
    Von dem Teil hatte ich Sylvia und Ben nichts erzählt. Ich hatte ihnen gesagt, dass ich auf gar keinen Fall wieder mit Dylan zusammen sein wollte. Denn das hatten sie hören wollen. Sylvia hatte sogar darauf bestanden, dass ich ihr das schwor, wenn ich wollte, dass sie mir mit der E-Mail half. Sie hatte gesagt, sie würde nicht zulassen, dass ich mich wegen einer Exfreundin, die mich sowieso nicht verdient hätte, zur Idiotin mache. Während wir die E-Mail aufsetzten, hat sie es immer wieder gesagt, also dass Dylan nicht gut genug für mich wäre. Ungefähr hundertmal. Wie eine Art Beschwörung. Sie wollte mir natürlich nur helfen, aber es ging mir auch auf die Nerven. Richtig auf die Nerven, vor allem aus ihrem Mund. Immerhin hatte sie sich in den letzten Jahren von Gott weiß wie vielen Jungs wie Dreck behandeln lassen.
    Doch letztlich war es die Sache wert gewesen, denn die E-Mail, die sie für mich aufgesetzt hat, war super. Sylvia hatte den Dreh raus, auf den Punkt zu kommen, ohne dabei verzweifelt zu wirken. Und es war nicht alles lieb und nett, was sie schrieb. Manches war sogar echt brutal, und ich hab mich schon gefragt, ob sie auch mit den Jungs so hart umsprang. Aber sie meinte nur, Zuckerbrot und Peitsche sei die beste Taktik. Wenn man klarstellte, dass man sich nicht dissen ließ, würde man noch mehr geliebt. Zumindest funktionierte das bei Jungs, meinte Sylvia. Vielleicht sei das ja bei Mädchen anders, aber das glaubte sie nicht.
    Nachdem Sylvia weg war, hab ich ein paar Stellen ein bisschen abgeschwächt. Und reingeschrieben, dass Dylan die Erste war, die ich je geliebt habe, und dass sie das immer bleiben würde. Und bevor ich auf Senden gedrückt hab, hab ich noch schnell untendrunter geschrieben: Ich glaube, ich kann alles Schlimme, was passiert ist, vergessen. Ich will nur wieder mit dir zusammen sein.
    Das hätte Sylvia auf keinen Fall durchgehen lassen. Und Ben auch nicht. Sie hätten behauptet, wer so was schreibt, wirkt bedürftig und verzweifelt. Aber vielleicht fühlte ich mich genauso. Dylan hatte sogar mal gesagt, sie fände das süß. Und Dylan fehlte mir fürchterlich. Diese E-Mail war wahrscheinlich meine letzte Chance, mich wieder mit ihr auszusöhnen. Deswegen konnte ich es nicht riskieren, nicht alles zu sagen, was ich empfand. Ich drückte mir selbst die Daumen, als ich sie abschickte.
    » Und? Hast du schon Antwort? « , fragte Sylvia, als ich an der Ecke ankam.
    » Weiß ich nicht « , sagte ich. » Als ich gegangen bin, jedenfalls noch nicht. «
    » Los, kuck noch mal nach « , sagte sie. Sie war fast genauso gespannt wie ich.
    Ich nahm mein iPhone heraus, als wir auf den Prospect Park West einbogen und uns ins morgendliche Getümmel stürzten. Ich schaute mich um, bevor ich meine Mails abrief. Ich wollte nicht, dass Dylan mich sah und dachte, ich würde mich ihretwegen verrückt machen. Selbst ich hatte meinen Stolz. Aber ich hatte nur eine Nachricht von Ben.
    » Nichts. «
    Ich hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass Dylan ausgerechnet jetzt, wo alle auf dem Weg zur Schule waren, antworten würde. Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht. Sylvia und ich gingen schweigend weiter, beide den Blick nach unten gerichtet, ich auf mein iPhone, sie auf

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