Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
meinen Dad und allem war ich in letzter Zeit ziemlich nervös.
» Es tut mir leid, Amelia. Ich wollte dich nicht erschrecken « , sagte meine Mom und legte mir eine Hand auf den Rücken. » Ich hätte dir eine SMS schicken sollen, du hast recht. Ich hab mich einfach so gefreut, dass ich früher gehen konnte. Ich wollte dich überraschen. «
» Das hast du ja auch geschafft « , sagte ich.
Das war gemein, aber ich konnte nicht anders. Plötzlich kam mir mein ganzes Leben so komplett lächerlich vor. Ich meine, ich war immer allein zu Hause. Und ich hatte durchgesetzt, dass Leelah nicht mehr kam. Aber es war nicht fair, dass ich nur die Wahl hatte, entweder wie ein Baby behandelt oder in Einzelhaft gehalten zu werden. Ich hätte mich bestimmt Dylan gegenüber viel normaler verhalten, wenn meine Mom dauernd zu Hause gewesen wäre. Und dann hätte ich meiner Mom vielleicht sogar von Dylan und den Maggies erzählt und über alles mit ihr reden können, was ich echt schön gefunden hätte, denn eigentlich wollte ich es so gern mit jemandem teilen. Meine Mom schaute eine Weile auf ihre Schuhe, dann an die Decke. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
» Du hast recht, Amelia. Ich sollte dich nicht überraschen, wenn du allein zu Hause bist « , sagte sie. » Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hab einfach nicht nachgedacht. «
Sie wirkte so müde. Und so erschöpft. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Tag für Tag tat ich so, als würde es mir nichts ausmachen, dass sie nie da war. Meistens tat es das auch nicht. Aber jetzt auf einmal fand ich es richtig schlimm.
» Ist schon in Ordnung, Mom « , sagte ich, weil es für uns beide einfacher war, so zu tun, als wäre das die Wahrheit.
» Wollen wir wenigstens versuchen, den Rest des verunglückten Abends zu retten? « Sie lächelte mich an, obwohl sie immer noch traurig wirkte. » Wir könnten unseren Freitagabend doch auf den Dienstag vorziehen. Wir könnten zum Beispiel ins Ginza gehen und Hibachi essen, dein Lieblingsgericht. «
» Okay « , sagte ich, denn sie tat mir leid. Aber ich hatte auch Lust, mit ihr ins Ginza zu gehen. Außerdem war das vielleicht meine Chance. Vielleicht konnte ich ihr beim Essen endlich von Dylan, von den Maggies und vielleicht sogar von der Sache mit meinem Dad erzählen. Einfach alles. » Gute Idee. «
» Schön « , sagte meine Mom, legte mir einen Arm um die Schultern und drückte zu fest zu. » Dann lass uns gleich los, ich sterbe vor Hunger. «
Ich war richtig aufgedreht, als ich mir meine Jacke holte. Das lief alles total gut. In Wirklichkeit konnte ich es nämlich überhaupt nicht leiden, meiner Mom gegenüber Geheimnisse zu haben. Endlich würde ich ihr alles erzählen können. Und falls sie auch das eine oder andere Geheimnis hatte– zum Beispiel, was meinen Dad anging–, war das vielleicht auch für sie eine Gelegenheit, reinen Tisch zu machen. In letzter Zeit hatte ich sogar angefangen, mich zu fragen, ob Onkel Seth vielleicht mein Dad war. Er und meine Mom waren– so verrückt das scheinen mochte– um die Zeit meiner Geburt herum ein Paar gewesen. Und falls es erblich bedingt war, dass ich auf Dylan stand und dass ich überhaupt in der Beziehung ein Spätzünder war, würde das ja passen, denn Seth war genauso gewesen. Eigentlich gefiel mir die Vorstellung sogar. Seth war lustig und interessant und superintelligent. Als Dad würde er mir echt gut gefallen. Und als Bonus würde ich noch eine kleine Halb- oder Stief- oder wie auch immer Schwester bekommen.
In dem Moment klopfte es an der Haustür. » Wer ist das denn? « , fragte meine Mom.
» Keine Ahnung « , sagte ich, fürchtete jedoch, es könnte Dylan sein.
Meiner Mom von ihr zu erzählen, war eine Sache, aber dass sie sich begegneten, musste nicht unbedingt sein. Noch nicht.
» Ach, hallo « , sagte meine Mom in einem bemüht freundlichen Ton. » Wie geht’s? «
Als sie die Tür ganz aufmachte, sah ich Kelsey draußen stehen. Sie trug ein süßes rotes Cocktailkleid und war total zurechtgemacht.
» Hi « , sagte sie ein bisschen verwirrt. » Wolltest du nicht heute bei uns babysitten, Amelia? Oder hab ich da was verwechselt? «
Am nächsten Tag bekam ich in der Pause eine SMS von Heather. fotos. bei dir in 1 std. Ich hatte ganz vergessen, dass ich zugesagt hatte, Zadies bescheuertes Spiel mitzumachen.
» Von wem? « , fragte Sylvia und versuchte, über meine Schulter hinweg die SMS zu lesen. Wir saßen auf dem Schulhof und aßen das
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