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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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diesen gottverdammten Verächter, ein für allemal austilgen. Genügt dir das nicht?«
    »Oh, mir genügt's«, erwiderte Schaumfolger in plötzlicher, heftiger Erregung. »Ich wünsche mir nicht mehr. Aber für dich genügt es nicht. Woran glaubst du? Woraus besteht dein Glaube?«
    »Keine Ahnung.«
    Schaumfolger begutachtete von neuem die Wetterverhältnisse. Seine buschigen Brauen überschatteten seine Augen, doch sein Lächeln wirkte grämlich, beinahe hoffnungslos. »Das ist's, was mir Sorge bereitet.«
    Covenant nickte wie zur Zustimmung.
    Trotzdem – hätte sich Lord Foul in diesem Moment vor ihm blicken lassen, wäre er, Thomas Covenant, Zweifler und Lepraleidender, sofort an den Versuch gegangen, dem Verächter mit den bloßen Händen das Herz auszureißen.
    Er mußte herausfinden, wie er das weiße, wilde, magische Gold anwenden konnte.
    Aber er fand keine Antworten in dem Mahl, das Lena für ihn und Schaumfolger kochte, auch nicht im grauen Rest des Nachmittags, den er ans Glutgestein gekauert zubrachte, während Lena schläfrig an ihm lehnte, ebensowenig im schmalen, kränklichen Dämmerlicht, das seinem Warten zu guter Letzt zum Ende verhalf. Während Schaumfolger sie ostwärts aus dem Hohlweg führte, hatte Covenant das Empfinden, nichts zu begreifen außer dem Wind, der ihn durchfuhr wie Groll gegen die Unzulänglichkeit des Sonnenscheins, über den Mangel an Wärme. Und danach erhielt er nicht die Zeit, um weiter darüber nachzudenken. Seine volle Aufmerksamkeit galt der Aufgabe, täppisch durch die mächtigen Hügel zu stolpern.
    Der Marsch war für ihn mühselig. Das Ringen seines Körpers um Genesung von den Wunden und Erholung von seinem allgemeinen Erschöpfungszustand verzehrte seine Kräfte, und die bittere Kälte tat das Ihre dazu. Er konnte nicht sehen, wohin er seine Füße setzte, Fehltritte nicht verhindern, nicht vermeiden, daß er fiel und sich an gleichgültigen Felsen und Steinen blaue Flecken holte. Trotzdem hielt er durch, blieb hinter Schaumfolger, bis sich der Schweiß auf seiner Stirn in Eis verwandelte, seine Kleidung sich mit schmutzigem Eis verkrustete. Seine Entschlossenheit hielt ihn aufrecht. Nach einiger Zeit war er auf unklare Weise sogar darüber froh, daß seine Füße gefühllos waren, denn infolgedessen konnte er nicht die Schäden spüren, die er sich selbst zufügte. Ihm fehlte jede Wahrnehmung von Zeit oder Vorwärtsgelangen; er maß die Zeit in Verschnaufpausen, ihm unerwartet aus der Dunkelheit von Schaumfolger in die Hand gedrückten Aliantha . Solche Dinge stärkten ihn. Schließlich unterließ er es jedoch, sich immer wieder Eis von Nase und Lippen zu schaben, von seiner Stirn und dem Fanatiker-Bart; er duldete, daß die graue Kälte sein Gesicht in Beschlag nahm wie eine Maske, als solle er zu einem Geschöpf des Winters werden. Und er stolperte Schaumfolger hinterdrein.
    Als Schaumfolger endlich stehenblieb – kurz vorm Anbruch der Morgendämmerung –, sackte Covenant einfach in den Schnee und schlief ein.
    Später weckte ihn der Riese zum Frühstück, und er sah Lena neben sich schlafen, zum Schutz gegen die Kälte zusammengekauert. Ihre Lippen wiesen eine schwache bläuliche Färbung auf, und ab und zu schauderte es ihr, als sei es für sie unmöglich, Wärme zu finden. In ihren Gesichtszügen und dem eher zaghaften Auf und Ab ihres Atmens mit offenem Mund erkannte man jetzt deutlich die Jahre. Vorsichtig weckte Covenant sie und sorgte dafür, daß sie warme Nahrung zu sich nahm, bis das Blau der Kälte aus ihren Lippen wich und die Adern in ihren Schläfen weniger kraß hervortraten. Dann hüllte er sie trotz ihres Widerspruchs in Decken und streckte sich an ihrer Seite aus, bis sie wieder schlief.
    Einige Zeit später erhob er sich, um das eigene Frühstück zu beenden. Er schätzte ihren bisherigen Weg und kam zu der Mutmaßung, der Riese müsse mindestens in den drei letzten Tagen und Nächten ohne Rast ausgekommen sein. »Ich sag' dir Bescheid«, meinte er daraufhin mit auffälliger Plötzlichkeit, »wenn ich nicht mehr wach bleiben kann.« Er nahm das Gefäß mit dem Glutgestein und ging eine windgeschützte Stelle suchen, die sich eignete, um Wache zu halten. Er setzte sich nieder und beobachtete, wie Tageslicht in die Luft sickerte, als quelle Eiter aus dem Gewebe einer alten Narbe.
    Spät am Nachmittag wachte er auf und stellte fest, daß Schaumfolger neben ihm saß und Lena in kurzer Entfernung ein Mahl zubereitete. Er schrak kerzengerade empor,

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