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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erkannte, daß er von Schaumfolgers Standort herab über das Gebiet unterm Zugang des Hohlwegs ausblicken konnte. »Wie weit sind wir gelangt?« erkundigte er sich nach kurzem Schweigen in ruhigem Tonfall. Sein Atem dampfte, als sei sein Mund voller Qualm.
    »Wir haben die nördlichste Spitze dieses Vorgebirges umrundet«, gab Schaumfolger zur Antwort. Er nickte über seine linke Schulter. »Der Kevinsblick liegt hinter uns. Durch diese Hügel können wir binnen drei weiterer Nächte die Ebenen von Ra erreichen.«
    »Dann sollten wir losziehen«, brummte Covenant. »Ich hab's eilig.«
    »Übe dich in Geduld, mein Freund. Wir gewinnen nichts, wenn wir aus Hast Landverheerern in die Arme laufen.«
    Covenant schaute umher. »Lassen die Ramen den Ranyhyn Plünderer so nahe kommen?« wollte er wissen. »Ist irgendwas mit ihnen passiert?«
    »Vielleicht. Ich habe nicht mit ihnen in Verbindung gestanden. Aber die Ebenen unterliegen ständiger Bedrohung auf der ganzen Länge von Wanderlust und Landwanderer. Und die Ramen bringen jedes Opfer, um die großen Rösser zu schützen. Mag sein, ihre Zahl ist zu gering, um auch in diesen Hügeln Wache zu halten.«
    Covenant fand sich mit dieser Erläuterung ab, so gut er sich dazu imstande fühlte. »Schaumfolger«, fragte er, »was ist aus all deiner für euch Riesen typischen Redseligkeit geworden? Du hast mir nicht verraten, was dir wirklich solche Sorgen macht. Geht's um diese ›Augen‹, die gesehen haben sollen, wie ihr, du und Triock, mich gerufen habt? Jedesmal, wenn ich dir eine Frage stelle, reagierst du, als hättest du plötzlich Maulsperre.«
    »Ich habe ein rauhes Leben geführt«, sagte Schaumfolger mit einem Ansatz zum Lächeln. »Der Klang meiner Stimme schmeichelt mir nicht länger so wie einst.«
    »Wirklich?« nölte Covenant. »Ich habe schon Schlimmeres gehört.«
    »Vielleicht«, meinte Schaumfolger leise. Näher äußerte er sich jedoch nicht.
    Die Zurückhaltung des Riesen provozierte Covenant regelrecht dazu, ihm noch mehr Fragen zu stellen, die eigene Unwissenheit irgendwie zu beheben. Er war sicher, daß es sich um große Dinge drehte, daß die Fakten, die er über das Unheil des Landes noch nicht kannte, eine immense Bedeutung besaßen. Aber er erinnerte sich an die Methode, mit der er auf dem Spaltfelsen-Plateau dem Bluthüter Bannor Informationen aus der Nase gezogen hatte. Er konnte nicht die Konsequenzen vergessen, die sich daraus ergaben. Er ließ Schaumfolger seine Geheimnisse.
    Unten im Hohlweg begann sich Lenas Schlummer unruhig zu gestalten. Er schauderte zusammen, als er sah, wie sie sich hin und her warf, gepreßt wimmerte. Ein Impuls drängte ihn, zu ihr zu eilen, um zu verhindern, daß sie sich dabei die alten, morschen Knochen brach; aber er widerstand der Anwandlung. Er durfte sich nicht leisten, was alles sie ihm bedeuten wollte.
    Doch als sie aufschrak, wie eine Rasende rundum starrte, ihn von ihrer Seite verschwunden sah, als sie einen durchdringenden Schrei ausstieß, als sei sie verlassen worden – da war er schon den Hohlweg hinab unterwegs, auf halber Strecke zu ihr. Da sah sie ihn. Sie sprang aus den Decken und lief ihm entgegen, warf sich in seine Arme. Sie klammerte sich so fest an ihn, daß seine Schultern ihr Schluchzen dämpften.
    Mit seiner rechten Hand – die übriggebliebenen Finger waren so taub und unbrauchbar, als wären sie längst amputiert – streichelte er ihr dünnes, weißes Haar. Er gab sich Mühe, sie auf tröstliche Art und Weise in den Armen zu halten, um seinen Mangel an Worten des Trostes auszugleichen. Allmählich errang sie die Fassung wieder. Als er die Festigkeit seiner Umarmung lockerte, trat sie zurück. »Vergib mir, Geliebter«, bat sie mit erstickter Stimme. »Ich fürchtete, du hättest mich verlassen. Ich bin schwach und töricht, sonst hätte ich nicht vergessen, daß du der Zweifler bist. Du verdienst größeres Vertrauen.« Schwerfällig schüttelte Covenant den Kopf, als wünsche er alles abzustreiten, wisse aber nicht, wie – oder nicht, wo er anfangen sollte. »Doch ich könnt's nicht ertragen, ohne dich zu sein«, fügte sie hinzu. »In tiefer Nacht, wenn Kälte meine Brüste packt und ich sie nicht länger abzuweisen vermag – und der Spiegel lügt mich an, will mir einreden, ich sei für dich nicht unverändert geblieben! –, habe ich mich an die Verheißung deiner Wiederkunft geklammert. Nie habe ich gewankt, o nein! Vielmehr habe ich gelernt, daß ich's ertragen kann, ohne dich zu

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