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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bitte, Thomas Covenant.« Bevor er es verhindern konnte, fiel sie auf die Knie. »Ich bitte dich ... beschäme mich nicht in meines ganzen Lebens Augen!«
    Seine zornige Gegenwehr war ihr nicht gewachsen. Er riß sie von den Knien empor, als wolle er ihr das Rückgrat brechen, aber dann hielt er sie behutsamer fest, versuchte allen Sanftmut, zu dem er fähig war, in seine Miene zu legen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, in seinen Händen den Beweis dafür zu halten, daß er – nicht Lord Foul – die Verantwortung für das Elend des Landes trug. Und diese Verantwortung konnte er nicht übernehmen, wenn er nicht zugleich Lena abwies. Sie verlangte von ihm, daß er vergaß ...
    Er wußte, daß Schaumfolger ihn beobachtete. Aber auch wenn überdies Triock, Mhoram und Bannor hinter ihm gestanden hätten, wären selbst Trell und Atiaran zur Stelle gewesen, seine Antwort wäre nicht anders ausgefallen.
    »Nein, Lena«, sagte er leise. »Ich liebe dich nicht auf die richtige Weise ... Meine Liebe ist nicht die richtige Art von Liebe, um dich zu heiraten. Ich würde dich damit nur täuschen. Du bist schön ... wunderschön. Kein anderer Mann würde warten, bis du ihn fragst. Aber ich bin der Zweifler, verstehst du? Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier.« Ein mißliches Zucken seiner Lippen war alles, was er von einem Lächeln zustande brachte. »Berek Halbhand«, beendete er seine Absage, »hat seine Königin auch nicht geheiratet.«
    Seine Äußerung erfüllte ihn mit Selbstabscheu. Er spürte, daß er ihr eine Lüge auftischte, die schlimmer war als die Täuschung einer Ehe – hatte das Gefühl, daß jeder Trost, den er ihr zu bieten versuchte, nichts anderes sein konnte als eine Schmähung der ernsten Wahrheit. Doch sobald sie begriff, was er sagte, bemächtigte sie sich der Idee augenblicklich, nahm sie begierig an. Sie blinzelte in aller Hast ihre Tränen fort, und der Ausdruck ihrer herben Mühe, ihre Wirrnis in Grenzen zu halten, wich aus ihrer Miene. Statt dessen legte sich der Anflug eines scheuen Lächelns auf ihre Lippen. »Dann bin ich deine Königin, Zweifler?« fragte sie im Tonfall beträchtlicher Verwunderung.
    Rauh drückte Covenant sie an sich, damit sie die Wüstheit nicht bemerke, die seine Erscheinung fürchterlich verkrampfte und entstellte. »Natürlich.« Er stieß seine Antwort aus, als sei sie zu kloßig für seine schmerzlich eingeschnürte Kehle. »Keine andere wäre dessen würdig.«
    Er hielt sie fest, halb in der Befürchtung, sie werde zusammenbrechen, wenn er sie losließ, aber nach einem ausgedehnten Moment machte sie sich ihrerseits aus seiner Umarmung frei. »Wir wollen's dem Riesen sagen«, meinte sie mit einem Blick, der ihn an die Quicklebendigkeit ihrer Jugend erinnerte, und in einem Ton, als habe sie etwas bekanntzugeben, das mehr wäre als ein Betrug.
    Gemeinsam drehten sie sich um und klommen Arm in Arm den Hohlweg hinauf zu Salzherz Schaumfolger.
    Als sie ihn erreichten, sahen sie, daß sein bollwerkhaftes Gesicht noch naß war vom Weinen. Graues Eis glänzte auf seinen Wangen, hing in seinem steifen Bart, als sei er mit Perlen durchflochten. Er hatte die Hände gefaltet und die Arme fest um seine Knie geschlungen. »Schaumfolger«, sagte Lena überrascht, »dies ist ein Augenblick des Glücks. Warum weinst du?«
    Seine Hände ruckten empor, um das Eis wegzukratzen, und als es fort war, lächelte er ihr mit erstaunlicher Zärtlichkeit zu. »Du bist schlichtweg zu schön, als daß ich ungerührt bleiben könnte, meine Königin«, gab er unterdrückt zur Antwort. »Du bist mir über.«
    Sie strahlte vor Freude über seine Entgegnung. Für einen Moment errötete ihre Greisinnenhaut jugendhaft, und sie erwiderte den Blick des Riesen mit Vergnügen in den Augen. Dann besann sie sich auf etwas. »Doch ich bin spät dran. Ich habe geschlafen, und ihr habt nichts gegessen. Ich muß ein Mahl für euch bereiten.« Beschwingt machte sie kehrt und hüpfte nahezu den Hohlweg hinab, auf dem Weg zu Schaumfolgers Vorräten.
    Der Riese schaute zum eisigen Himmel auf, dann richtete er seinen Blick in Covenants abgehärmtes Gesicht. Seine Augen glitzerten in ihren tiefen Höhlen sehr scharf, als begreife er, was Covenant durchgestanden hatte. »Glaubst du nun an das Land?« fragte er ebenso gedämpft wie vorher zu Lena.
    »Ich bin der Zweifler. Ich ändere mich nicht.«
    »Glaubst du nicht?«
    »Ich werde ...« Covenants Schultern krampften sich zusammen. »Ich werde Lord Foul,

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