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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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fluchte bei sich. Aber seine Gefährten hatten anscheinend keine Nachteile durch sein Versagen einstecken müssen. Schaumfolger erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln. »Keine Sorge, mein Freund«, sagte er. »Wir sind sicher genug gewesen – obwohl ich große Müdigkeit verspürt und bis zur Mittagsstunde geschlafen habe. Nördlich von uns ist ein Wildwechsel, und manche Spuren sind frisch. Wild wäre nicht in dieser Gegend geblieben, täten hier Landverheerer ihr Unwesen treiben.«
    Covenant nickte. Sein Atem erhob sich in die Kälte wie weißer Dampf. »Schaumfolger«, murmelte er, »ich hab's unwahrscheinlich satt, so verflucht hinfällig zu sein.«
    Am folgenden Abend jedoch fiel ihm das Marschieren leichter. Trotz des Anwachsens der Taubheit in seinen Händen und Füßen war ein gewisses Maß seiner alten Kräfte wiedergekehrt. Und indem Schaumfolger ihn und Lena immer weiter ostwärts führte, wichen die Berge in den Süden zurück, und die Hügellandschaft verlor an Zerklüftetheit. Aufgrund dessen konnte er besser mithalten.
    Doch gleichzeitig ergab sich daraus, wenngleich die veränderte Geländebeschaffenheit eine Erleichterung bedeutete, ein anderes Problem. Der Schutz vorm Wind war geringer, und häufig mußten sie geradewegs zwischen die Zähne von Lord Fouls Winter stapfen. Im Wind schienen sich selbst seine untersten Kleidungsstücke in Eis zu verwandeln, und er bewegte sich, als reibe ihm ein Büßerhemd die Brust wund.
    Dennoch blieb ihm am Ende des Nachtmarsches soviel Energie übrig, daß er die erste Wache übernahm. Der Riese hatte sich dafür entschieden, in einer kleinen Mulde zu lagern, im Osten durch eine flache Anhöhe geschützt; und sobald ihre Mahlzeit verzehrt war, Schaumfolger und Lena sich zum Schlaf ausstreckten, bezog Covenant Wache unter einer abgestorbenen, knorrigen Lärche knapp unterhalb der Kuppe des Hügels. Von dort besaß er Ausblick über seine Begleiter, die ruhten, als ob sie ihm Vertrauen schenkten. Er war fest dazu entschlossen, sie nicht noch einmal zu enttäuschen.
    Aber er wußte – konnte sich dieser Einsicht nicht verschließen –, daß er der falsche Mann war für derartige Pflichten. Die wintrige Abstumpfung seiner Sinne nagte an ihm wie Vorzeichen eines Unheils, als müsse sein Unvermögen, Gefahr zu sehen, zu riechen, zu hören, zwangsläufig Gefahr herbeilocken. Und er irrte sich nicht. Obwohl er wach blieb, fast ständig sogar im Zustand erhöhter Wachsamkeit – obwohl der Tag bereits angebrochen war, die Luft mit kaltem, grauen Gries erfüllte –, bemerkte er nichts, ehe es zu spät war.
    Er hatte gerade einen Rundgang um die Hügelkuppe beendet, die Umgebung der Anhöhe beobachtet und war zu der Lärche zurückgekehrt, um sich wieder in ihrem Schutz hinzusetzen, da ahnte er eine Bedrohung. Irgendeine Feindseligkeit wehte im Wind mit; die Atmosphäre über der Mulde war urplötzlich ungeheuer angespannt. Im nächsten Moment erhoben sich aus dem Schnee rings um Schaumfolger und Lena dunkle Gestalten. Sie griffen schon an, als er einen Warnruf auszustoßen versuchte.
    Er fuhr hoch, rannte hinunter zur Mulde. Drunten kam Schaumfolger auf die Knie und schleuderte dunkelbraune Gestalten beiseite. Mit einem gedämpften Schrei des Zorns leistete Lena ihren Bedrängern, die sie in ihren Decken niederdrückten, heftigen Widerstand. Doch bevor Covenant zu ihr gelangen konnte, gab jemand ihm von hinten einen Hieb, und er stürzte der Länge nach in den Schnee.
    Zwar wälzte er sich sofort herum, kam auf die Füße, aber unverzüglich umschlangen zwei Arme oberhalb der Ellbogen seinen Brustkorb, drückten ihm die eigenen Arme an den Leib. Er wehrte sich, warf sich von der einen zur anderen Seite, aber sein Gegner war viel zu stark; er vermochte die Umklammerung nicht zu sprengen. »Bleib ruhig«, sagte ihm da eine ausdruckslose, fremdartige Stimme ins Ohr, »oder ich breche dir den Rücken!«
    Seine Hilflosigkeit erbitterte Covenant bis zur Weißglut. »Dann brich ihn!« keuchte er zwischen seinen Atemzügen, während er unverändert Gegenwehr leistete. »Aber laß sie in Frieden!« Lena setzte sich zur Wehr wie eine Rasende, schrie laut vor Zorn und Unmut, weil es ihr nicht gelang, sich dem Zugriff ihrer Bedränger zu entziehen. »Schaumfolger!« brüllte Covenant mit heiserer Stimme.
    Aber er mußte voller Schrecken und Bestürzung feststellen, daß der Riese gar nicht mehr kämpfte. Seine Angreifer wichen zurück, und er saß reglos da, musterte mit

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