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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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würdevollem Ernst den Mann, der Covenant gepackt hielt. Vor Verdruß erschlaffte Covenant.
    Roh zerrten die Angreifer Lena aus ihren Decken in die Höhe. Sie hatten ihr bereits die Hände mit Stricken gefesselt. Noch immer leistete sie Widerstand, nun jedoch bloß noch in der Absicht, zu Covenant zu laufen.
    Da öffnete Schaumfolger den Mund. »Gib ihn frei!« sagte er mit gleichmäßiger, bedrohlicher Stimme. »Stein und See!« fügte der Riese hinzu, als sich der Druck der Arme um Covenant nicht lockerte. »Du wirst's bereuen, solltest du ihm ein Leid getan haben! Erkennst du mich nicht?«
    »Die Riesen sind tot«, sagte neben Covenants Ohr die leidenschaftslose Stimme. »Nur Riesen-Wütriche sind geblieben.«
    »Laßt mich los!« fauchte Lena. »Oh, seht ihn doch an, ihr Narren! Melenkurion abatha! Ist er ein Wütrich?« Doch Covenant verstand nicht zu unterscheiden, ob sie Schaumfolger oder ihn meinte.
    Der Mann, der ihn umklammerte, beachtete sie nicht. »Wir haben genug gesehen ... ich habe Herzeleid gesehen. Ich war dort und habe das Werk der Wütriche geschaut.«
    Schatten ballten sich in Schaumfolgers Augen zusammen, aber seine Stimme schwankte nicht. »So mißtrau mir, wenn du's willst. Aber sieh ihn an, wie Lena, Atiarans Tochter, dir rät. Er ist Thomas Covenant.«
    Ruckartig rissen die kraftvollen Arme Covenant herum. Er stand vor einem gedrungenen, wuchtig gebauten Mann mit gleichgültigem Blick und herrischer Miene. Der Mann trug nichts als ein kurzes, dünnes Gewand aus Kalbsleder, als könne die eisige Kälte ihm nichts anhaben. In verschiedenerlei Beziehung hatte er sich im Vergleich zu früher verändert, seine Brauen hoben sich nun völlig weiß von seiner braunen Haut ab; sein Haar war zu tupferreichem Grau gealtert; und tiefe Falten verliefen über seine Wangen bis über die Mundwinkel hinab wie die Erosion der Zeit. Aber trotzdem erkannte Covenant ihn. Es war der Bluthüter Bannor.

9
     

Im Schlupfwinkel der Ramen
     
     
    Sein Anblick brachte Covenant vollends außer Fassung. Flinke, lehmbraune Gestalten, manche in helle Gewänder gekleidet, um sich der Schneelandschaft anzupassen, kamen näher, als wollten sie sich von Covenants Identität überzeugen. »Der Ring-Than ...!« murmelten einige in gepreßtem Tonfall. Er bemerkte sie kaum. »Aber Mhoram hat doch gesagt ...«
    Mhoram hatte gesagt, die Lords hätten die Bluthüter verloren. »Ur-Lord Covenant ...« Bannor neigte den Kopf, deutete eine knappe Verbeugung an. »Vergib mir den Irrtum. Du bist gut verkappt.«
    »Verkappt?« Covenant hatte keinerlei Vorstellung, was Bannor meinen mochte. Mhorams Kummer hatte zu überzeugend geklungen. Benommen senkte er den Blick, als erwarte er, daß an Bannors rechter Hand zwei Finger fehlten.
    »Eines Steinhauseners Jacke. Sandalen. Einen Riesen zum Begleiter.« Bannors gleichgültiger Blick haftete in Covenants Gesicht. »Und du stinkst nach Entzündung. Nur dein Äußeres ist erkennbar.«
    »Erkennbar ...« Covenant konnte nicht verhindern, daß er das Wort wiederholte, einfach nur deshalb, weil Bannor es zuletzt geäußert hatte. Er rang um Beherrschung. »Warum bist du nicht bei den Lords?« krächzte er hervor.
    »Der Eid verfiel der Verderbnis. Wir dienen den Lords nicht mehr.«
    Covenant starrte ihn an, als sei diese Antwort reiner Unsinn. Verwirrung vernebelte seinen Verstand. Hatte Mhoram irgend etwas davon erwähnt? Er merkte, daß ihm die Knie bebten, als wanke unter ihm der Erdboden. Dienen den Lords nicht mehr , wiederholte er im Geiste, von Unverständnis geplagt. Er wußte nicht, was das heißen sollte.
    Aber dann drang die Unruhe von Lenas fortwährendem Widerstand zu ihm durch. »Ihr habt ihm ein Leid angetan«, keuchte sie wutentbrannt. »Laßt mich frei!«
    Covenant unternahm verstärkte Anstrengungen, sich zusammenzureißen. »Laß sie in Frieden!« sagte er zu Bannor. »Hast du nicht kapiert, wer sie ist?«
    »Spricht der Riese die Wahrheit?«
    »Was? Ob er was?« Angesichts dieses unfaßlichen Argwohns befiel Covenant beinahe neuer Zorn. Aber um Lenas willen tat er einen tiefen Atemzug und hielt durch. »Sie ist die Mutter Hoch-Lord Elenas«, schnauzte er. »Sag deinen Leuten, sie sollen sie gehen lassen!«
    Bannor schaute an Covenant vorbei und Lena an. »Die Lords haben von ihr gesprochen«, sagte er versonnen. »Sie vermochten sie nicht zu heilen.« Er zuckte andeutungsweise mit den Achseln. »Sie konnten vielerlei Dinge nicht heilen.«
    Ehe Covenant erneut antworten

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