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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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tun«, sagte er leise. »Die Ranyhyn mochten nicht gehen.«
    Ohne es zu wollen, glaubte Covenant ihm. Er konnte nicht anzweifeln, was er in dem Mähnenhüter sah. Er trat zurück, straffte seine Schultern, atmete tief ein. »Dann wär's besser, ihr helft mir. Vertraut mir, ob euch's recht ist oder nicht. Ich hasse Foul genauso wie ihr.«
    »Das mag sein«, entgegnete Kam, indem er seinen würdevollen Ernst wiedergewann. »Wir werden, was dich anbetrifft, nicht wider die Ranyhyn handeln. Ich habe gesehen ... Ich hätte so etwas niemals geglaubt, wär's nicht vor meinen eigenen Augen geschehen. Sich aufzurichten! Verwundet wie sie sind! Du brauchst uns nicht zu fürchten. Mit deinen Gefährten verhält's sich anders. Der Frau« – er unternahm eine Anstrengung, maßvoller zu sprechen – »mißtraue ich nicht. Ihre Liebe zu den Mähnen steht ihr im Antlitz geschrieben. Dieser Riese jedoch ... er wird seine Untadeligkeit unter Beweis stellen müssen.«
    »Ich vernehme deine Worte, Mähnenhüter«, sagte Schaumfolger ruhig. »Ich werde, so wohl ich's vermag, deinem Argwohn mit Achtung begegnen.«
    Kam erwiderte den Blick des Riesen, dann schaute er hinüber zu Bannor. Gleichgültig hob der Bluthüter die Schultern. Kam nickte und ging weiter durch die Felskluft voraus.
    Bevor er folgte, ergriff Covenant wieder Lenas Hand. Sie ließ den Kopf gesenkt, und er konnte ihre Augen nicht sehen, nur die dunklen Stellen darunter. »Sei tapfer«, sagte er so sanft, wie es ihm möglich war. »Vielleicht kommt alles gar nicht so schlimm.« Sie schwieg dazu, aber als er sie mit sich zog, duldete sie es. Er sorgte dafür, daß sie an seiner Seite blieb, und nach kurzer Zeit traten sie am jenseitigen Ende aus dem Durchgang. Die Felsspalte mündete in ein versteckt gelegenes Tal, das nach der Enge seines ungewöhnlichen Zugangs sehr weiträumig wirkte. Kahle, schroffe, fast senkrechte Felswände ragten über der ebenen Talsohle aus festgetrampeltem Lehm an einen schmalen Streifen abendlichen Himmels empor. Das Tal war lang und tief; seine gewundene Ausdehnung besaß ungefähr die Form eines S. Auf der anderen Seite klaffte ein zweiter Spalt im Fels. Haufen von Steinklötzen und geborstene Felssäulen lehnten verschiedentlich an den Wällen des Talkessels, und in den Ecken und Nischen dieser gewaltigen steinernen Trümmer, gegen Schneefall geschützt, standen Zelte der Ramen – nomadenhafte Heime einzelner Familien. In der Weitläufigkeit des Cañons schienen es erbärmlich wenige zu sein. Mähnenhüter Kam hatte seine Ankunft mit einem lauten Ruf bekanntgegeben, als er das Tal betrat, und als Covenant und Lena aufholten, kamen ihnen von den Zelten bereits Dutzende von Ramen entgegen. Covenant fühlte sich betroffen, als er bemerkte, daß sie alle Kams gehetztes Betragen teilten. In scharfem Kontrast zu den Ranyhyn wiesen sie keine Anzeichen von Unterernährung auf. Die Ramen waren für ihre Geschicklichkeit als Jäger bekannt, und allem Anschein nach war es einfacher, genug Fleisch für sie selbst als genug Futter für die Pferde zu besorgen. Nichtsdestoweniger hatten sie zu leiden. Alle unter ihnen, die nicht noch Kinder waren oder irgendwie behindert, befanden sich mindestens im Rang von Seilträgern, doch selbst Covenants ungeübten Augen und oberflächlichem Blick fielen auf, wie unreif manche für ihre Aufgaben wirkten, für das Risiko, das Seilträger auf sich nehmen mußten. Diese Feststellung bestätigte seinen Verdacht, daß das Volk der Ramen in gefährlichem Umfang zusammengeschrumpft war, entweder durch Krieg oder Winter. Und sie alle zeichneten sich durch die gleiche Ruhelosigkeit, die gleichen Merkmale von Drangsal wie Kam aus, als fänden sie keinen Schlaf, weil Grauen ihre Träume vergällte.
    Jetzt erkannte Covenant intuitiv, was dahinter stak. Sie allesamt, sogar die Kinder, sahen sich verfolgt von der furchtbaren Vision einer Ausrottung der Ranyhyn. Sie befürchteten, Sinn und Zweck ihres ganzen Volkes könne binnen kurzem völlig aus dem Lande verschwinden. Immer hatten die Ramen ausschließlich für die Ranyhyn gelebt, und nun glaubten sie, bloß noch lange genug zu überdauern, um die Ranyhyn aussterben zu sehen. Solange sich die großen Pferde weigerten, die Ebenen von Ra zu verlassen, stand es außerhalb ihrer Macht, dies absehbare Ende abzuwenden. Nur ihr kämpferischer Trotz und ihr Stolz hinderten sie am Verzweifeln.
    Sie empfingen Covenant, Lena und Schaumfolger mit Schweigen und hohlen Blicken. Lena schien

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