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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Felsspalte.
    Covenant blieb hinter ihm, finster die Stirn gerunzelt. Jenseits der Biegung gerieten sie in eine große Felskammer. Darin war es düster, aber man konnte so gut sehen, daß er dazu imstande war, an den Wänden mehrere Ranyhyn zu unterscheiden. Sie fraßen von spärlichen Bündeln Gras, und in diesem umschlossenen Hohlraum verursachte der scharfe Geruch von Amanibhavam ihm ein Schwindelgefühl. Alle Ranyhyn waren verletzt – manche so schwer, daß sie kaum stehen konnten. Einer hatte im Kampf eine Hälfte des Gesichts verloren, ein anderer blutete noch aus einem grausamen Schnittmuster von Kratzwunden, seiner Flanke mit fürchterlichen Krallen beigebracht; zwei andere hatten gebrochene Beine, die schlaff unter ihren Leibern hingen, und aus dem Fell ragten grausige Knochensplitter.
    Während er sie aus verhärmter Miene anstarrte, bemerkten sie ihn. Eine Bewegung der Unruhe erfaßte sie, mühselig hoben sie die Köpfe, richteten sanfte, kummervolle Augen auf ihn. Für einen ausgedehnten Moment betrachteten sie ihn, als müßten sie Furcht verspüren, wären jedoch zu schwer in Mitleidenschaft gezogen, um sich noch zu fürchten. Doch dann versuchten sogar die Pferde mit den gebrochenen Beinen, sich qualvoll vor ihm aufzubäumen.
    »Hört auf! Aufhören!« Covenant merkte kaum, daß er laut stöhnte. Seine Hände zuckten und fuchtelten vor seinem eigenen Gesicht, als wolle er eine scheußliche Vision verscheuchen. »Ich kann's nicht ertragen.«
    Mit festem Griff packte Bannor ihn am Arm und zog ihn mit sich durch einen Gang in einen anderen unterirdischen Hohlraum. Nach ein paar Schritten versagten seine Beine ihm den Dienst. Aber Bannor fing ihn auf, hielt ihn aufrecht. Mit nutzlosen Fingern an die Schultern des Bluthüters geklammert, zerrte er sich um die eigene Achse, bis er mit Bannor von Angesicht zu Angesicht stand. »Warum?« keuchte er in Bannors ausdruckslose Miene. »Warum haben sie das getan?«
    Bannors Gesicht und Stimme enthüllten nichts. »Du bist der Ring-Than. Sie haben dir Gelöbnisse abgelegt.«
    »Gelöbnisse ...« Covenant fuhr sich mit der Hand über die Augen. Gelöbnisse von Ranyhyn hinkten wie Schindmähren durch seine Erinnerung. »Hölle und Verdammnis!« Mühsam stieß er sich von Bannor ab. An die Felswand gelehnt, ballte er seine zittrigen Hände zu Fäusten, als wolle er daraus Standhaftigkeit herauspressen. Seine Finger lechzten nach der Gurgel des Verächters. »Sie gehören getötet!« polterte er los. »Man sollte ihre Qual beenden! Wie könnt ihr so grausam sein?«
    »Geschieht's so in deiner Welt, Ring-Than?« schnauzte Mähnenhüter Kam zurück.
    »Sie sind Ranyhyn«, gab Bannor an seiner Stelle in gleichmäßigem Tonfall Antwort. »Laß dich nicht herbei, ihnen Güte anzutragen. Wie könnte irgendein Mensch für sie die Entscheidung zwischen Pein und Tod fällen?«
    Als er das hörte, streckte Schaumfolger einen Arm aus und berührte in einer Geste des Respekts Bannors Schulter. Covenants Kiefermuskeln zuckten, als er die schroffen Erwiderungen, die ihm auf der Zunge lagen, zu Schweigen zerbiß. Er beobachtete die Geste des Riesen, drehte den Kopf und schaute trübsinnig zu Schaumfolger auf. Sowohl der Riese als auch Bannor waren vor siebenundvierzig Jahren Zeugen seines Handels mit den Ranyhyn gewesen, als die großen Pferde sich erstmals vor ihm aufgerichtet hatten; Bannor, Schaumfolger, Mhoram und Quaan mochten die letzten Überlebenden der damaligen Suche nach dem Stab des Gesetzes sein. Aber sie waren genug. Sie konnten ihm Vorwürfe machen. Die Ramen konnten Vorwürfe gegen ihn erheben. Noch wußte er gar nicht alle die Dinge, für die sie gegen ihn Vorwürfe erheben konnten. Sein Ehering lag locker um seinen Ringfinger; er hatte an Gewicht verloren, und das Weißgold hing an ihm, als sei es ohne Bedeutung. Er brauchte seine Macht. Ohne Macht wagte er nicht einmal Mutmaßungen über die Fakten anzustellen, die man ihm vorenthielt.
    Unvermittelt trat er vor Kam, stieß dem Mähnenhüter einen steifen Finger mitten auf die Brust. »Hölle und Verdammnis«, knirschte er in Kams starre Miene, »wenn ihr das bloß aus Stolz macht, hoffe ich, daß euch dafür der Teufel holt und euch im tiefsten Pfuhl vergammeln läßt. Ihr hättet sie in den Süden bringen können, in die Berge ... ihr hättet ihnen das ersparen können. Stolz ist eine ungenügende Entschuldigung.«
    Wieder verdüsterte etwas wie der Schatten eines Ghouls Kams Blick. »Mit Stolz hat's nichts zu

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