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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Doch ein längeres Weilchen verstrich, bevor sich Loerja meldete, und als er ihr Zeichen empfing, war es schlaff, als sei sie vor Kummer wie betäubt. Mhoram hoffte, daß das Wirken der Rhadhamaerl in Bälde merkliche Ergebnisse zeitigen werde, damit Menschen wie Loerja nicht vollends den Mut verloren; er klomm durch die Stockwerke der Festung hinauf zu dem Speisesaal, als müsse er sich den Weg durch zähflüssige Bedrohnis pflügen.
    Doch als er sich der Großküche näherte, sah er eine vertraute Gestalt in einen Nebengang huschen, offensichtlich darauf bedacht, ihn zu meiden. Er bog um die Ecke, hinter welcher der Mann verschwunden war, und stand sogleich von Angesicht zu Angesicht mit Trell, Atiarans Gemahl.
    Der stämmige Mann wirkte wie im Fieber. Sein ergrauter Bart schien vor Hitze zu knistern, seine eingesunkenen Wangen waren gerötet, und seine stumpfen, ruhelosen Augen wichen Mhorams Blick aus, starrten nach allen Seiten, als könne er über ihre Richtung keine Gewalt ausüben. Er stand da, während Mhoram ihn musterte, als wolle er im nächsten Augenblick herumfahren und fortlaufen.
    »Glutsteinmeister Trell«, sprach Mhoram ihn behutsam an, »die übrigen Rhadhamaerl sind gemeinsam wider diese Bedrängnis ans Werk gegangen. Sie brauchen auch deine Kraft.«
    Trells Blick zuckte über Mhorams Antlitz wie eine Peitsche des Zorns. »Du wünschst Schwelgenstein schadlos zu bewahren, auf daß es den Zwecken des Verächters zur Verfügung steht.« Er erfüllte das Wort ›schadlos‹ mit solcher Bitterkeit, daß es wie ein Fluch klang.
    Mhoram preßte die Lippen aufeinander, als er diese Anschuldigung vernahm. »Ich wünsche die Herrenhöh um ihrer selbst willen zu bewahren.«
    Das Umherschweifen von Trells Blick zeichnete sich durch eine gewisse Unersättlichkeit aus, als befürchte er, demnächst zu erblinden. »Ich vermag nicht besonders fruchtbar mit anderen zusammenzuwirken«, sagte er gleich darauf in mattem Ton. Dann befiel ihn übergangslos, ganz plötzlich, äußerste Eindringlichkeit. »Hoch-Lord, verrate mir dein Geheimnis!«
    Mhoram erschrak. »Mein Geheimnis?«
    »Ein Geheimnis großer Stärke ist's. Ich brauche Kraft.«
    »Wozu?«
    Zuerst wand sich Trell unter dieser Frage. Aber dann ruckte sein Blick erneut in Mhorams Antlitz. »Du wünschst Schwelgenstein schadlos zu bewahren?« Wieder spie er ›schadlos‹ über seine Lippen wie Galle. Schroff wandte er sich ab und stapfte davon.
    Für einen Augenblick spürte Mhoram die kalte Hand böser Vorahnungen in seinem Nacken, und er blickte Trell nach, als ob der Glutsteinmeister Staubwolken der Verhängnisträchtigkeit aufwirbelte. Doch bevor er seine Wahrnehmung vertiefen konnte, überlagerte Schwelgensteins allgegenwärtige Stimmung des Bangeseins diesen Eindruck, verschleierte ihn. Er wagte es nicht, Trell sein geheimes Wissen mitzuteilen. Auch ein Glutsteinmeister mochte dazu imstande sein, das Ritual der Schändung zu vollziehen.
    Mühsam besann sich Mhoram auf seine Absichten und setzte den Weg zum Speisesaal fort.
    Aufgrund der Verzögerung waren alle, die er gerufen hatte, bei seiner Ankunft bereits zur Stelle. Sie standen untätig zwischen den verlassenen Tischen der weiten, leeren Halle, sahen ihm nachgerade mit Bestürzung entgegen, als verkörpere er eine widersprüchlicherweise unheilvolle Hoffnung, ein heilsames Verderben. »Hoch-Lord«, begann sofort der Oberkoch, indem er seine Furcht mit Ärger zuschüttete, »ich kann diese nutzlosen Schafe, die als Köche verkleidet sind, keinem sinnvollen Zweck unterordnen. Die Hälfte hat mich im Stich gelassen, und der Rest will nicht ans Werk gehen. Sie fuchteln mit Messern und wollen nicht aus den Winkeln kommen, in denen sie sich verbergen.«
    »Dann müssen wir ihren Mut erneuern.« Mhoram bemerkte, daß ihm das Lächeln, trotz der Sorge, die ihm Trell verursacht hatte, leichter fiel. Er betrachtete die Lords und Allholzmeister. »Spürt ihr nichts?«
    Amatin nickte mit Tränen in den Augen. Trevor lächelte. Unter ihren Füßen geschah eine Veränderung.
    Noch zeichnete sie sich nur schwach ab, fast rein unterbewußt wahrnehmbar. Doch alsbald vermochten auch die Allholzmeister sie zu spüren. Ohne Wärme oder Licht erwärmte und erhellte sie ihre Herzen.
    Auf einer fast außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsvermögens befindlichen Ebene besann sich Schwelgensteins Fels darauf, daß er nicht etwa aus anfälligem Sandstein bestand, sondern aus dauerhaftem Granit.
    Mhoram wußte, daß man

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