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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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mehr geben als gelegentliche Ausblicke zeitweiligen Zuspruchs. Voller Grimm sah er über die vielfältigen Nöte hinweg, die ungezählten Arten von Furcht, die sich seiner Wahrnehmung aufzudrängen versuchten. Während er durch Gänge und abwärts über Treppen weiter dahineilte, benutzte er seinen Stab, um Herdwart Tohrm und sämtliche Glutsteinmeister zu rufen. Er ließ dem Befehl seine ganze Autorität einfließen, damit möglichst viele Rhadhamaerl ihre Panik überwanden und seinem Ruf folgten.
    Als er den hellen Fußboden des Innenhofs betrat, um den die Gemächer des Lords angeordnet lagen, spürte er eine flüchtige Anwandlung von Erleichterung, als er sah, daß Tohrm und ein Dutzend Glutsteinmeister sich bereits eingefunden hatten und weitere soeben eintrafen. Binnen kurzem standen mehr als zwanzig Rhadhamaerl – fast alle auf der Herrenhöh versammelten Meister des Steinwissens – auf dem erleuchteten Steinboden und erwarteten seine Worte.
    Hoch-Lord Mhoram musterte die Männer, und der Anblick elendigen Kummers, den sie boten, führte dazu, daß er sich inwendig zusammenkrampfte. Sie waren Glutsteinmeister des Rhadhamaerl und litten unter der Marterung wie der Stein selbst. Doch dann nickte er ruckartig vor sich hin. Das war der richtige Ansatz, um zu beginnen; wenn er diese Männer davon überzeugen konnte, daß sie die Fähigkeit besaßen, Satansfausts Übel zu widerstehen, dann wären sie danach dazu imstande, die gleiche Einsicht dem Rest der Stadt zu vermitteln.
    Mit einer Anstrengung, welche die Muskeln seines Angesichts ungemein beanspruchte, schenkte er ihnen ein Lächeln. Tohrm erwiderte das Lächeln mit einem verlegenen Grinsen, das jedoch sogleich wieder einer Miene der Anspannung wich.
    »Glutsteinmeister«, hob Mhoram rauh an, »wir haben schon zuviel Zeit damit verloren, jeder für sich allein die Last dieses Übels zu tragen. Wir müssen unsere Kräfte vereinen, um uns besser verteidigen zu können.«
    »Wir haben deine Befehle befolgt«, murmelte einer der Männer mürrisch.
    »Das ist wahr«, entgegnete Mhoram. »Bisher haben wir alle nach bestem Vermögen unsere Kraft aufgeboten, um den Bewohnern Schwelgensteins Mut einzuflößen. Ihr habt eure Rhadhamaerl -Feuer prächtig leuchten lassen, wie ich's gebot. Aber nicht immer stellt Weisheit sich geschwind ein. Nun sehe ich mit anderen Augen. Ich habe genauer auf die Stimme der Herrenhöh gelauscht. Ich habe bemerkt, wie der Fels selbst wider dies Übel aufschreit. Und nun sage ich, wir müssen auf andere Art und Weise Widerstand leisten, wenn Schwelgenstein überdauern soll. Wir haben unsere Aufgabe mißverstanden. Das Land lebt nicht für uns – wir leben für das Land. Glutsteinmeister, ihr müßt eure Kenntnisse zur Verteidigung des Steins einsetzen. Hier, genau an dieser Stätte« – mit dem beschienten Ende seines Stabs pochte er auf den erhellten Fußboden – »schlummern Kräfte, die womöglich nur ein Rhadhamaerl zu begreifen vermag. Verwendet sie zu unserem Nutzen. Bedient euch aller verfügbaren Kenntnisse – vollzieht hier gemeinsam, was euch ratsam dünken mag. Aber findet auf jeden Fall ein Mittel, um Schwelgensteins steinerne Eingeweide wider diese Bedrängnis zu versiegeln. Seine Einwohner werden sich des Gegners erwehren können, wenn nur Schwelgenstein selbst tapfer bleibt.«
    Während er sprach, erkannte er, daß er diese Dinge schon längst hätte verstehen müssen. Aber die Furcht hatte sein Denken stumpf gemacht, so wie sie die Glutsteinmeister in der Beweglichkeit ihres Geistes eingeschränkt hatte. Und genau wie er begannen nun auch sie zu begreifen. Sie schüttelten ihre Benommenheit ab, hieben voller Tatendrang Fäuste in Handteller und blickten nicht mit Kleinmut, sondern mit Vorbereitungen in den Augen um sich. Tohrms Lippen zuckten in ihrem vertrauten Lächeln.
    Ohne länger zu säumen, ließ Hoch-Lord Mhoram die Glutsteinmeister allein und ans Werk gehen. Beim Durchqueren des Gangs, der vom Innenhof führte, fühlte er sich wie jemand, der eine neue Magie entdeckt hatte.
    Er lenkte seine Schritte zu einem der Hauptspeisesäle, dessen Oberkoch er als kleinen, feisten Mann kannte, der Speisen liebte und sich weder Ehrfurcht noch Zaghaftigkeit einzugestehen scheute; und diesmal sandte er unterwegs Rufe an die anderen Lords sowie Herdwart Borillars Allholzmeister aus. Amatin und Trevor antworteten auf gespannte Weise, und Borillar schickte nur ein halb ängstliches Zeichen der Bestätigung durch die Mauern.

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