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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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begannen die Lords nacheinander Ruhepausen einzulegen, damit sie in ihren Bemühungen nicht erlahmten. Als das Rillinlure aufgebraucht war, entfachten die Allholzmeister besondere Feuer für die Köche, die sich wieder einfanden, und ergänzten die Bestärkung durch die Lords mit ihren eigenen Kenntnissen. Quaans Krieger gaben es auf, so zu tun, als ob sie die Wälle bewachten, und eilten herbei, um den Köchen zu helfen; sie räumten Tische ab, säuberten Töpfe und Schüsseln, brachten Vorräte aus den Lagerräumen.
    Nun hatte die Stadt eine Möglichkeit gefunden, wie sie sich der Bedrohung widersetzen konnte, und neue Entschlossenheit zum Ausharren entstand. Insgesamt war es weniger als die Hälfte von Schwelgensteins Einwohnerschaft, die sich auf diese förderliche Weise mitreißen ließ. Aber sie genügte. Sie sorgten dafür, daß das Leben in der Herrenhöh weiterging, auch wenn die Luft selbst nach Bosheit stank.
     
    Vier Tage und vier Nächte lang verließ Mhoram nicht seine Wirkungsstätte. Er ruhte und aß, um bei Kräften zu bleiben, aber er blieb bei seinem Stab an der Wand des Speisesaals. Nach einiger Zeit sah und hörte er kaum noch die Menschen, die durch den Saal wimmelten. Er richtete all seine Aufmerksamkeit auf den Stein, stellte sich völlig ein auf Schwelgensteins Schwingungen, den Pulsschlag seiner Natur und das Ringen um den Besitz seines Lebensfelsens. Er konnte beobachten – so deutlich, als stünde er auf den Zinnen des Festungsturms –, wie Satansfausts fahle Kräfte den Außenwällen näher krochen und dann verhielten – zum Stillstand kamen, sobald die Stadt ihnen entschiedene Gegenwehr zu leisten begann. Er hörte das dunkle Stöhnen des Steins, der darum focht, sich seiner selbst zu besinnen. Er spürte die Erschöpfung der Glutsteinmeister. All diese Wahrnehmungen saugte er auf und stemmte der Übelgewalt des Verächters seinen ehernen Willen entgegen.
    Und er obsiegte.
    Am fünften Tag, kurz vor der Morgendämmerung, brach die Kraftballung des Andrangs, als ob eine Flutwelle auf offener See sich unterm eigenen Gewicht verlaufe. Für einen ausgedehnten Augenblick der Verdutztheit spürte Mhoram, wie unter seinen Füßen ein Frohlocken durch den Fels pochte, das er anfangs nicht begreifen konnte. Ringsherum starrten Menschen einander an, als verblüffe sie die plötzliche Entlastung vom Druck. Doch dann stürzten er und alle anderen, angetrieben von einem gemeinsamen Drang, auf die äußeren Befestigungen und schauten nach den Belagerern.
    Der Erdboden unter den Wällen dampfte und bebte wie wundes Fleisch, aber das Übel, das ihn heimgesucht hatte, war fort. Überall im Feldlager sah man die Angehörigen von Satansfausts Heer vor Überanstrengung wie niedergemäht daliegen. Der Riesen-Wütrich selbst war nirgends zu erblicken. Vom einen bis zum anderen Ende erscholl über Schwelgensteins Mauern ein Ausbruch der Begeisterung über diesen Sieg. Schwache, heisere, vom Hunger matte Stimmen jubelten, weinten, schrien in rauhem Trotz, als sei die Belagerung bereits zerschlagen worden. Mhorams Blickfeld verschwamm aus lauter Erleichterung. Als er sich umdrehte, um ins Innere der Festung zurückzukehren, sah er hinter sich Loerja stehen, die vor Freude Tränen vergoß und versuchte, ihre drei Töchter alle zugleich zu umarmen. An ihrer Seite stieß Trevor Freudenschreie aus und warf eines der Mädchen in die Höhe, daß es jauchzte.
    »Nun gönn dir Ruhe, Mhoram!« sagte Loerja inmitten ihrer Hochstimmung. »Überlaß die Feste unserer Obhut! Wir wissen, was zu tun ist.«
    Hoch-Lord Mhoram nickte in stummem Dank und suchte müde seine Lagerstatt auf.
    Aber auch dort entspannte er sich nicht, bevor er spürte, daß das Kriegsheer sich wieder in Verteidigungsbereitschaft befand, daß man in der Festungsstadt nach den am meisten von der Bedrängnis in Mitleidenschaft gezogenen Einwohnern suchte, langsam neue Ordnung in die Stadt Einkehr hielt, als ob sich ein Mammut aus einem Sumpf freikämpfte. Da erst ließ er sich vom bedächtigen Pulsschlag der steinernen Eingeweide einlullen und vom Schlaf seiner Bürden entledigen, ruhte sicher in der harten Zuversicht des Felsens.
    Zum Zeitpunkt, als er am darauffolgenden Morgen erwachte, war die Herrenhöh weitmöglichst wieder im vorherigen Zustand der Kampfbereitschaft. Streitmark Quaan brachte ihm ein Morgenmahl in seine Gemächer und berichtete, während der Hoch-Lord aß, erste Neuigkeiten.
    Dank seiner Ausbildung und des außergewöhnlichen

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