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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Einsatzes einiger Schar- und Streitwarte hatte das Kriegsheer die Zeitspanne der Gemütsbedrückung im wesentlichen unbeschadet überstanden. Die Glutsteinmeister waren ermattet, aber wohlauf. Ein paar Lehrwarten und Allholzmeistern waren von Menschen, die in Panik verfallen waren, geringfügige Verletzungen zugefügt worden. Jene Einwohner allerdings, denen es verwehrt geblieben war, dem Ruf der Lords zu folgen, befanden sich in weniger günstiger Verfassung. Suchtrupps hatten mehrere Dutzend Tote aufgefunden, vor allem in den Wohnstätten zu ebener Erde nahe der Außenmauern. Die meisten davon waren verdurstet, manche jedoch waren durch Freunde oder Nachbarn, die vor Furcht wahnsinnig wurden, umgebracht worden. Und von jenen Hunderten sonstiger Überlebender erweckten acht bis zehn Dutzend einen unheilbar irren Eindruck.
    Im Anschluß an diese Suche hatte Lord Loerja alle, die an Leib und Seele beeinträchtigt worden waren, und ebenso jene, die sich daran zu entsinnen meinten, jemanden getötet zu haben, den Heilern überantwortet. Zur Stunde leistete sie den Heilern Beistand. In jeder anderen Beziehung erholte sich die Festungsstadt rasch. Schwelgenstein hatte standgehalten.
    Mhoram lauschte wortlos, dann wartete er auf weitere Äußerungen des alten Streitmarks. Aber Quaan verfiel auf einmal in gedankenschweres Schweigen, und der Hoch-Lord sah sich gezwungen zu fragen. »Und was ist mit des Wütrichs Heer?«
    »Es hat sich nicht geregt«, stieß Quaan in unvermittelter Heftigkeit hervor.
    Er meldete die Wahrheit. Satansfausts Horden hatten sich im Feldlager verteilt und bewahrten eine Ruhe, die an Lähmung grenzte, als sei die Kraft, die sie sonst belebte, von ihnen gewichen.
    In den nachfolgenden Tagen blieben sie im großen und ganzen so. Sie rührten sich gerade genug, um die wichtigsten Angelegenheiten des Lagerlebens zu regeln. Aus Süden und Osten trafen düstere Karren mit Nachschub ein. Dann und wann waberte ein fahriges Aufflackern von Kraftanwendung durchs Lager – halbherziges Schwingen der Peitsche, um mürrisches Unholdswesen zu bändigen. Aber niemand näherte sich der Herrenhöh auch nur auf Rufweite. Wütrich Samadhi zeigte sich nicht. Allein der ungebrochene Ring der Belagerung legte davon Zeugnis ab, daß man Lord Foul nicht geschlagen hatte. Fünf, zehn, fünfzehn Tage lang lag der Feind wie ein totes Etwas rund um Schwelgenstein. Anfangs verliehen einige besonders zuversichtliche Einwohner der Stadt der Meinung Ausdruck, den Angreifern seien Schwung und Kampfgeist genommen worden. Doch Streitmark Quaan zweifelte daran, und nach einem längeren Ausblick von der Höhe des Festungsturms stimmte Mhoram seinem alten Freund zu.
    Satansfaust wartete ganz einfach, um Schwelgenstein noch mehr von seinen Vorräten aufzehren zu lassen, damit seine Widerstandskraft weiter schwand, bevor er seinen nächsten Angriff begann.
    Derweil die Tage verstrichen, kam Hoch-Lord Mhoram die Fähigkeit abhanden, Ruhe zu finden. Verkrampft lag er in seinen Gemächern und belauschte, wie sich die Stimmung in der Stadt allmählich von neuem verschlechterte.
    Ganz langsam, Tag um Tag, verstand Schwelgenstein das ihm zugedachte Schicksal immer deutlicher. Die Riesen, die Schwelgenstein vor Jahrtausenden, zur Zeit Damelons, aus den Felsen der Berge meißelten, hatten sie unbezwingbar machen wollen; all seine Bewohner waren von Geburt an in der Überzeugung aufgewachsen, es sei gelungen, diese Absicht zu verwirklichen. Die Mauern bestanden aus Granit, die Tore galten als unzerstörbar.
    Während einer Krisis konnte das fruchtbare Hochland des Tafelberges die Festungsstadt mit Nahrung versorgen. Aber des Verächters unvorhergesehener, unvorhersehbarer Winter hatte das Hochland zur Ödnis verkommen lassen, Ernten und Obst vermochten nicht zu gedeihen, Vieh und anderes Getier konnte nicht weiden, so bitter wehte der Wind. Und die Vorratslager hatten die Stadt schon seit dem natürlichen Anbeginn des Winters ernähren müssen.
    Zum erstenmal in der langen Geschichte des Landes sahen Schwelgensteins Bewohner der Möglichkeit eines Hungertods entgegen.
    In den ersten Tagen des Abwartens veranlaßten die Lords, daß man den Gürtel noch enger schnallte. Man minderte den täglichen Anteil jedes Einwohners, bis sich allesamt ständig hungrig fühlten. In den Küchen führte man erhöhte Strenge ein, damit es nicht zur Vergeudung von Lebensmitteln kam. Doch all diese Maßnahmen waren offensichtlich ungenügend. Viele tausend Menschen

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