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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wußte er allein, auf welche Weise man diese Hoffnungslosigkeit dazu bringen konnte, Früchte zu tragen.
    Aber solang er allein auf dem Festungsturm stand und Satansfausts Heer unter sich sah, vermochte er in klaren Begriffen zu denken, besaß er darüber Klarheit, was man Schwelgenstein antat. Der Winter und die Belagerung hatten dann eine andere Bedeutung. Er fühlte sich frei von Schuld; er wußte, daß man niemandem einen Vorwurf daraus machen konnte, erwies er sich als gegen ein so unfaßliches Maß von Böswilligkeit unzureichend gewappnet. Zerstörung war leichter als Bewahrung, und wenn die Flut der Vernichtung hoch genug geschwappt war, durften bloße Männer und Frauen nicht verdammt werden, wenn sie darin scheiterten, das Blatt zu wenden. So war er dazu imstande, seiner eigenen Verlockung zum Vollzug der Schändung zu widerstehen. Seine Augen glommen angesichts der Bedrängnis, die da näher kroch, wie gelber Bernstein der Wut, aber er forschte insgeheim ohne Unterlaß nach Möglichkeiten der Abwehr. Jene Besonderheit dieser Art des Angriffs, die ihn am meisten beunruhigte, war seine gleichmäßige, allzeit unverminderte Stärke. Er konnte beobachten, daß die Urbösen ihren Anteil an Kraft so nachhaltig beizutragen vermochten, indem sie sich in mehreren Schichten betätigten, so daß jeder Keil und sein Lehrenkundiger in bestimmter Reihenfolge ausruhte. Und er wußte aus Erfahrung, daß Lord Fouls Macht – seine ungeheure Gewalt, die sich zudem des Weltübel-Steins bediente – fähig war, ganze Heere in Wahnwitz zu versetzen, sie zu größerer Wildheit anzutreiben, als vergängliches Fleisch verkraften konnte. Aber Satansfaust war nur ein einzelner Riese, besaß einen Leib aus sterblichem Fleisch, Bein und Blut. Nicht einmal ein Riesen-Wütrich hätte dazu in der Lage sein dürfen, eine so außergewöhnliche Anstrengung für so lange Zeit durchzuhalten.
    Ferner hätte man erwarten können, daß Samadhi während seines Mitwirkens an diesem Angriff mindestens teilweise die Herrschaft über das Heer entglitt. Aber die gesamte riesenhafte Horde blieb dicht an dicht, Haufe neben Haufe, rings um Schwelgenstein kauern. Jedes einzelne der Geschöpfe richtete seine mordlüsterne Willenskraft gegen Schwelgenstein. Und der smaragdgrüne Quell von Samadhis Kraft flackerte kein einziges Mal auch nur im geringsten. Lord Foul unterstützte sein Heer und dessen Befehlshaber ganz eindeutig mit einer so unausdenklichen Machtfülle, daß sie Mhorams bisherige Vorstellungen von Macht weit überstieg. Außer im mutmaßlich hohen Preis dieses unablässigen Kraftaufwands sah Mhoram nirgendwo irgendeine Hoffnung für Schwelgenstein. Die Verteidiger mußten darauf hoffen und harren, daß Satansfausts Kräfte schwanden, ehe es zum Zusammenbruch kam. Schafften sie es nicht, die Bedrängnis des Wütrichs zu erdulden, so lange sie immer währen mochte, dann war ihnen der Untergang sicher.
    Als Mhoram im ersten, lächerlich trüben Grau der Morgendämmerung in den hohlen Fels und sein Netzwerk zahlreicher Gänge und Korridore zurückkehrte, lautete sein Entschluß, diese Standhaftigkeit durchzusetzen.
    Die bedrückte, gedämpfte Woge von Panikstimmung, die ihm entgegenwallte, als er den Hauptgang ins Herz der Herrenhöh entlangstrebte, merzte seine Entschlossenheit fast wieder aus. Er spürte, wie Menschen hinter den Wällen beiderseits eines Weges mit den Zähnen knirschten. Aus einem entlegenen Säulengang drang Gebrüll an seine Ohren; zwei Häufchen von Einwohnern hatten sich zusammengerottet und fochten gegeneinander. Hinter einer Biegung überraschte er einen Haufen Hungriger beim Versuch, eines der Vorratslager auszurauben; etliche Menschen glaubten, die Köche der Speisesäle mischten ihnen zwecks künftiger Einsparungen Gift ins Essen. Sein Groll loderte in ihm empor, und er sprang vorwärts, drauf und dran, sie in ihrer Torheit niederzuschmettern, wo sie lungerten. Doch ehe er sie erreichte, verfielen sie in Panik und flohen ihn wie einen übermächtigen Unhold. Als sie fort waren, standen nur noch zwei Krieger vorm Lagerraum, die wirkten, als wachten sie einer vorm anderen, statt gemeinsam über die Vorräte. Selbst diese zwei sahen Mhoram voller Unbehagen an.
    Er meisterte seine Erregung, zwang ein Lächeln auf seine Lippen und sprach ein paar Worte der Ermutigung zu den Wächtern. Dann hastete er weiter.
    Nun begriff er, daß Schwelgenstein sich auf dem Gipfelpunkt seiner Krisis befand. Um zu helfen, mußte er der Stadt

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