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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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die Vorhügel des Tafelbergs wanderte. Wie die Flutwelle eines Seebebens schwoll er in boshafter Geringschätzung herauf zur Herrenhöh und brach auf der Festung.
    Menschen schrien auf, als sie da den smaragdgrünen Vollmond durch den Spalt in den Wolken mit gehässiger Scheelheit herabgrinsen sahen. Sogar der Hoch-Lord selbst schrak zurück, hob seinen Stab, als wolle er einen Alptraum verscheuchen. Für eines gräßlichen Augenblickes Dauer beherrschte Lord Fouls Mond, während der Spalt über die Festungsstadt hinwegschwebte, den klaren, abgründig sternenlosen Nachthimmel zwischen den Grenzen des Spalts wie eine unheilbare Wunde, eine Entartung der Gesetzmäßigkeiten des Himmels selbst. Smaragdgrünes Licht fiel auf alles, überschwemmte jedes Herz und tränkte jeden aufrechten Felsen Schwelgensteins in thetischer grüner Übermächtigkeit.
    Dann entschwebte der Spalt in der Ferne jenseits Schwelgensteins; das kränkliche grüne Licht verschwand im Westen. Die Herrenhöh sank wie ein geborstenes Riff ins Meer einer scheinbar nicht enden wollenden Nacht.
    »Melenkurion!« keuchte Quaan, als ersticke er. »Melenkurion!«
    Erst nach und nach bemerkte Mhoram, daß er Fratzen schnitt wie ein in die Enge getriebener Wahnsinniger. Noch während ringsherum die Dunkelheit von neuem anbrach, herabzudonnern schien, erfüllt von grausigen Klängen und Lauten, vermochte er seine Gesichtszüge nicht zu entkrampfen; die Entstellung klammerte sich an sein Antlitz wie das Grinsen eines Totenschädels. Eine ausgedehnte Weile der Angespanntheit verstrich, ehe er daran dachte, durch die Nacht hinüber zu Satansfausts Heerscharen zu spähen.
    Als er sich endlich zum Ausschauhalten durchgerungen hatte, erkannte er, daß das Heer sich nunmehr wieder zu regen begann. Die Horden schüttelten ihre mürrische Ruhe ab, und Gewimmel fing in ihrem Lager an, knisterte in der Dunkelheit wie neuerweckte Lust.
    »Das Kriegsheer soll sich bereit machen«, befahl Mhoram, darum bemüht, ein unwillkommenes Beben in seiner heiseren Stimme zu unterdrücken. »Der Wütrich hat sein Zeichen erhalten. Nun wird er stürmen.«
    Mit merklicher Anstrengung gewann Streitmark Quaan seine Fassung zurück und verließ den Balkon, begann sofort Anweisungen zu brüllen.
    Mhoram preßte sich den Stab an die Brust, atmete tief und schwerfällig. Zuerst fuhr die Luft in zittrigen Atemzügen in seine Lungen, und er konnte sein Angesicht nicht von der fratzenhaften Maske befreien. Langsam jedoch lockerten sich seine Muskeln, und er lenkte seine Spannung in andere Kanäle. Seine Überlegungen richteten sich vollständig auf die Verteidigung der Herrenhöh.
    Er rief die Herdwarte und die anderen Lords zu sich und erstieg den Festungsturm, um von dort aus zu beobachten, was der Wütrich Samadhi in die Wege leitete.
    Droben konnten er und zwei erschütterte Wachen das Treiben des Wütrichs sehen. Satansfaust hielt sein Bruchstück des Weltübel-Steins zum Leuchten in die Höhe, einem Banner aus zähflüssigem Feuer vergleichbar, und die öde grüne Helligkeit enthüllte deutlich seine Gestalt, während er sich unter seinen Streitkräften zeigte, mit rauher, fremdartiger Zunge Befehle schnauzte. Ohne Hast scharten sich Urböse um ihn, bis ihre mitternachtschwarzen Leiber ihn umgaben wie ein Teich vom allerdüstersten Wasser. Anschließend ordnete er sie in zwei riesigen Keilen, einen an jeder seiner Seiten, deren Spitzen, unter seinen Schultern befindlich, auf Schwelgenstein wiesen. Im greulichen Lichtschein des Steins ähnelten die Lehrenkundigen Brocken unförmig verstofflichter, geballter Kraft von schnellem Verhängnis. Hinter ihren Keilen und seitlich davon schwärmten massenhaft andere Geschöpfe aus, als sie sich mit Richtung auf die Festung in Bewegung setzten.
    Im Gefolge von des Wütrichs Feuer strebten sie zielbewußt aus dem Südosten geradewegs auf das verschlossene, verriegelte Tor am Fuß des Festungsturms zu.
    Hoch-Lord Mhoram packte seinen Stab fester und versuchte sich auf alles gefaßt zu machen, was auch immer geschehen mochte.
    Er spürte, wie hinter ihm Lord Amatin und Herdwart Borillar eintrafen; kurz darauf folgte Tohrm, dann Quaan. Der Streitmark erstattete Meldung, ohne den Blick von Satansfausts Aufmarsch zu wenden.
    »Ich habe zwei Scharen in den Turm befohlen. Mehr wäre nicht dienlich – sie täten sich gegenseitig behindern. Die Hälfte besteht aus Schützen. Es sind tüchtige Krieger.« Er fügte den letzten Satz hinzu, obwohl er

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