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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Trevor vollends von der Ausübung seiner Pflichten Abstand. Er schloß sich in seinem Arbeitszimmer ein wie ein Häftling in einer Zelle, verweigerte Nahrung und Trank. Loerja konnte nicht einmal noch seine Beachtung erregen, und als der Hoch-Lord ernst zu ihm sprach, ließ er sich lediglich zu der Äußerung herbei, er wünsche, daß seine Gemahlin und die Töchter seinen Anteil an der Speisung bekämen.
    »Nun bereite sogar ich ihm Pein«, murmelte Loerja mit heißen Tränen in den Augen. »Weil ich von meinem Essen unseren Töchtern abgegeben habe, meint er, daß er ein unzulänglicher Gemahl und Vater sei, und daher wünscht er sich zu opfern.« Sie warf Mhoram einen Blick voller Verzweiflung zu, wie ein Weib, das den Preis eines Verzichts abzuschätzen versucht, dann eilte sie davon, ohne Mhoram eine Gelegenheit zur Antwort zu gewähren.
    Am fünfundzwanzigsten Tag trat Lord Amatin vor Mhoram und forderte ohne Vorrede und Erklärung, daß er ihr sein Geheimnis mitteile.
    »Ach, Amatin«, seufzte er, »verlangt's dich dermaßen nach Bürden?«
    Sofort drehte sie ihm den Rücken zu und entfernte sich mit einer Gebrechlichkeit, als habe er sie hintergangen.
    Als er den Festungsturm aufsuchte, um droben seine einsame Wache zu halten, befand er sich in trübsinniger, regelrecht beschämter Stimmung, ihm war, als hätte er sie in der Tat betrogen. Er verschwieg ihr gefahrvolles Wissen, als halte er sie für unfähig, es gleich ihm zu tragen. Doch nirgends in seinem Herzen vermochte er genug Mut zu finden, um seinen Mit-Lords den Schlüssel zum Ritual der Schändung zu überlassen. Selbiger Schlüssel war von bannhaft verführerischer Natur. Er fühlte sich von ihm bewogen, Trevor zu zürnen, den Kummer aus Loerjas Miene zu ohrfeigen, Amatins zierliche Schultern zu schütteln, bis sie ein Einsehen hatte, aus den verborgenen Kraftquellen des Himmels Feuer auf Satansfausts Haupt herabzurufen – und er versagte es ihm, offen zu sprechen.
     
    Am siebenundzwanzigsten Tag leerte man den ersten Vorratskeller zur Gänze. Der Hauptküchenmeister und die erfahrensten Heiler meldeten Mhoram gemeinsam, daß in wenigen Tagen die schwächsten Stadtbewohner in dieser Kälte an Auszehrung zu sterben beginnen müßten.
    Als er sich in seine Gemächer zur Ruhe zurückzog, war ihm selbst zu eisig, als daß er hätte schlafen können. Trotz der Wärme des Glutgesteins griff Lord Fouls Winter durch die steinernen Wälle nach ihm, als ob der unablässige, trostlose Wind genau auf seine empfindsamsten Schwingungen eingestellt sei. Er lag mit weit offenen Augen auf seinem Lager wie ein Mensch im Fieber der Hilflosigkeit und innerster Verzweiflung.
    In der nächsten Nacht schreckte ihn kurz nach der mitternächtlichen Stunde ein plötzliches Schaudern eines Gefühls von Bedrohung vom Lager, das durch die Mauern raste wie Feuer durch den Zunder der starken Erwartung, die die ganze Festung beherrschte. Er befand sich unterwegs, bevor irgend jemand ihn verständigen konnte; den Stab fest in weiß verkrampfter Faust, hastete er auf die höchsten Zinnen an der Ostseite des Hauptbaus. Er forschte nach Quaans verdrossener Wesenheit und bemerkte den Streitmark auf einem Balkon, von dem herab man Ausblick auf den Festungsturm und Satansfausts Heer besaß, das die Nacht wie verklumpter Ruß verdüsterte.
    Als Mhoram sich zu ihm gesellte, deutete Quaan mit ausgestrecktem Arm, wie in Erhebung einer Anklage, gen Osten. Doch der Hoch-Lord hätte Quaans Fingerzeig nicht bedurft; der Anblick schien ihn aus der Finsternis anzuspringen wie eine grelle Scheußlichkeit mitten im Wind.
    Vom Osten verlief in die Richtung Schwelgensteins ein Riß in der Wolkendecke, eine Lücke, die nord- und südwärts reichte, so weit Mhoram sehen konnte. Der Riß wirkte weit, erweiterungsträchtig, doch jenseits waren die Wolken so undurchdringlich wie bereits gewohnt.
    Er ließ sich so deutlich erkennen, weil er grünes Licht verströmte, das dem von Smaragden ähnelte.
    Seine Helligkeit verlieh ihm den Eindruck geschwinder Bewegung, aber er schwebte als eine langsame, unausweichbare Woge über die vom Eis verödeten Felder unterhalb des Vorgebirges heran. Das grüne Glosen seiner Schwaden rückte wie ein Leuchtzeichen des Unheils über der Erde näher, hellte zuvor unsichtbare Umrisse schlagartig überdeutlich auf, nur um sie sogleich wieder ins Dunkel zu entlassen. In gebanntem Schweigen beobachtete Mhoram, wie der Lichtschein über des Wütrichs Heer hinwegglitt, dann über

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