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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich aus der Erde befreien. Die Gestalten waren plump, entstellt, verstümmelt, es handelte sich um steinerne Leiber, uralte versteinerte Überreste begrabener Leichname.
    In Mhorams Ohren hallte aus seiner Erinnerung Asurakas von Schwelgenholz übermittelter Schrei wider. ›Er hat den alten Tod erneut heraufbeschworen.‹
    Zu Hunderten und Tausenden stiegen die steingewordenen Leichen aus dem Erdreich. Inmitten des gewaltigen Donnerns des im Bersten begriffenen Landstrichs erhoben sie sich aus ihren jahrtausendealten Gräbern und schwankten blind Schwelgensteins Torflügeln entgegen.
    »Verteidigt den Turm!« schrie Mhoram dem Streitmark zu. »Aber opfert keine Leben sinnlos. Amatin! Kämpf du hier! Aber flieh, falls der Turm fällt! Ich begebe mich ans Tor.«
    Aber als er sich von der Brustwehr abwandte, stieß er mit Tohrm zusammen. Tohrm grapschte nach ihm, hielt ihn fest. Doch trotz der dringlichen Eiligkeit des Hoch-Lords dauerte es einen Augenblick, ehe Tohrm ein Wort herausbrachte. »Der Stollen wird verteidigt«, quetschte er endlich hervor.
    »Von wem?« hakte Mhoram barsch nach.
    »Lord Trevor hat alle anderen fortgeschickt. Er und Glutsteinmeister Trell schützen die Tore.«
    »Melenkurion!« entfuhr es Mhoram unterdrückt. »Melenkurion abatha!« Er kehrte zurück an die Brustwehr.
    Drunten hatten die toten, stummen Gestalten fast den Fuß des Festungsturmes erreicht. Hunderte von Schützen überschütteten sie mit unablässigem Pfeilhagel, doch die Geschosse prallten unschädlich von den irdenen Leibern ab und fielen entflammt, aber ohne Wirkung zur Erde.
    Mhoram zögerte, murmelte bei sich, versetzt in außerordentliche Fassungslosigkeit. Die Folgen dessen, daß das Gesetz des Todes gebrochen worden war, übertrafen seine schlimmsten Befürchtungen. Schon hatten sich Tausende knorriger Gestalten zusammengerottet und marschierten auf die Feste zu, und mit jedem Augenblick krochen Tausende mehr aus dem Erdboden, torkelten heran wie verlorene Seelen, dem Einfluß von Sheol-Satansfausts Macht unterworfen.
    Doch da legte die erste Gestalt Hand ans Tor, und Hoch-Lord Mhoram sprang vorwärts. Er schwang seinen Stab und sandte einen Ausbruch seiner Kraft am Turm hinab, der den toten Leib traf, wo er stand. Der Einschlag des Lord-Feuers zerbrach ihn wie Sandstein, und er zerfiel zu Staub.
    Unverzüglich boten er und Lord Amatin all ihre Kräfte auf. Ihre Stäbe dröhnten und lohten, ließen blaue Gewalten mit der Wucht von Hammerschlägen auf die näherrückenden Gestalten niederregnen. Jeder ihrer Schläge verwandelte Tote in Staub. Doch jeden, der zerfiel, ersetzten Dutzende neuer Auferstandener. Im ganzen Gelände zwischen dem Festungsturm und Satansfausts Feuerbogen wogte der Erdboden, wölbte sich empor, stieß immer mehr Leichname aus und vorwärts, als würden sie aus dem untersten Schlamm eines leblosen Meers heraufgepflügt. Erst erreichten sie die Torflügel einzeln, dann zehnerweise, zu zwei Dutzenden, endlich in halben Hundertschaften, und sie klumpten, häuften sich dagegen.
    Durch den Stein unter seinen Füßen spürte Mhoram den gegen das Tor ausgeübten Druck wachsen. Er fühlte, wie Trevors Lord-Feuer und Trells kraftvoller, gleichsam unterirdischer Gesang die ineinander verzahnten Torflügel in ihrer Standhaftigkeit stärkten, während Hunderte, ja, Tausende der blinden, stummen Körper dagegen andrängten, sich ohne Rücksicht aufeinander gegen sie stemmten, in leblosem Grimm vorwärtsstrebten, als sei auf unvorstellbare Weise aus dem Erdreich eine Lawine emporgeschwollen. Er bemerkte das Stöhnen und Ächzen des Gegendrucks, als schabe das Bein des Turms aneinander. Und immer noch mehr Tote standen auf, klommen aus der Erde, bis ihre Zahl der Masse von des Wütrichs Heer nicht nachzustehen schien, sie so unwiderstehlich wirkten wie eine Sturmflut. Mhoram und Amatin vernichteten sie zu Hunderten und vermochten sie doch nicht aufzuhalten.
    Hinterm Hoch-Lord befand sich Tohrm auf den Knien, teilte durch seine Hände die Pein des Turms, schluchzte unverhohlen. »Schwelgenstein! Ach, Schwelgenstein, weh dir! Ach, Schwelgenstein, Schwelgenstein!«
    Mhoram wandte dem Kampf den Rücken, packte Tohrm an seinem Gewand, zerrte den Herdwart auf die Füße. »Glutsteinmeister!« schnauzte er in Tohrms vor Entmutigung verzerrte Miene. »Besinne dich darauf, wer du bist! Du bist Herdwart der Herrenhöh.«
    »Ich bin ein Nichts!« Tohrm weinte. »Ach! Die Erde ...!«
    »Du bist Herdwart und

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