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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zurückgelassen hatte.
    Er stieg den Abhang hinauf, fühlte sich vor Eisigkeit, als stünde er in Flammen, aber er erlegte sich den Zwang auf, nackt zu bleiben; der Wind verwandelte das Wasser an seinen Gliedmaßen in Eis und trocknete ihn. Danach erst schlang er sich hastig wieder die Robe um die Schultern, drückte den Stab an seine Brust, so daß dessen Wärme ihn erwärmte, wo er dessen am meisten bedurfte. Einige Zeit verstrich, bis sich sein fiebriges Frösteln mäßigte, und unterdessen rang er um Gefaßtheit, darum bemüht, sein Herz wider die Hindernisse und Unannehmlichkeiten zu stärken, die seiner harrten.
    Er mußte etwas vollbringen, das getrost als unmöglich gelten konnte. Er mußte Samadhi -Satansfaust erschlagen.
    Zu diesem Zweck brauchte er Beistand.
    Er schob grimmig alle seine bisherigen Bedenken beiseite und griff zurück auf den einzigen noch vorhandenen Quell von Hilfe – die einzigen Helfer, deren Treue sich mit seiner Hilfsbedürftigkeit vergleichen ließ. Er hob eine kalte Hand an die Lippen und stieß drei schrille Pfiffe aus.
    Der wüste Wind schien die Pfeiftöne augenblicklich zu zerfleddern, zu verwehen. Inmitten einer Umgebung, wo für gewöhnlich Widerhall erscholl, verklangen seine Pfiffe, ohne daß sie Schwingungen zurückwarf, ohne Antwort, der Wind fegte sie hinweg, als wolle er Mhorams Absicht vereiteln, gedächte er zu verhindern, daß jemand ihn hörte. Nichtsdestoweniger bot Mhoram all sein Vertrauen auf, erklomm den Hang, um von der Höhe des Hügelkamms herab Ausschau zu halten. Anspannung beherrschte ihn, dem Entweder-Oder der Verzweiflung gleich, aber er spähte in die Richtung der westlichen Berge, als kenne sein Herz weder Zweifel noch Furcht. Lange Augenblicke verstrichen, die seine Sinne bis zum äußersten schärften, bis er aus den Bergen eine mattbraune Bewegung sich nähern sah. Da erhob sich seine Seele trotz ihrer Bürde, und er straffte sich, stand aufrecht da, während der Wind in seinen Ohren fauchte, so daß seine Haltung des Ranyhyns würdig sei, der sich auf seinen Ruf einfand.
    Das Warten gefror ihm fast das Blut in den Adern, aber schließlich erreichte der Ranyhyn die Hügellandschaft rings um Glimmermere und wieherte zum Gruß.
    Mhoram stöhnte bei seinem Anblick auf. Um seinem Ruf folgen zu können, mußte der Ranyhyn die Ebenen von Ra vor etlichen Dutzend Tagen verlassen haben – mußte Satansfausts Horden geradewegs durch die Mittlandebenen davongelaufen sein, bis ins Westlandgebirge, um sich dort einen pfadlosen Weg durch den Winter der hohen Gipfel in den Norden zu suchen, wo die Ausläufer der Bergkette ostwärts abbogen und im Tafelberg Schwelgensteins endeten. Die langwierige Prüfung des Wegs durch die Berge hatte den großen Hengst überaus stark beeinträchtigt. Das Fleisch hing ihm schlaff über den schroff sichtbaren Rippen, er schwankte mit Schmerzen auf geschwollenen Gelenken daher, und sein Fell glich einem abgewetzten Lumpen. Dennoch erkannte Mhoram den Ranyhyn und hieß ihn mit aller Hochachtung willkommen, deren seine Stimme Ausdruck verleihen konnte.
    »Heil, Drinny, stolzer Ranyhyn! Ach, wie wacker getan! Würdiger Sohn einer würdigen Mutter! Schweif des Himmels, Mähne der Welt, ich bin ...« Ein Überschwang von Gefühl verengte seine Kehle, und er beschloß seine Begrüßung im Flüsterton. »Ich bin geehrt.«
    Drinny trabte dem Hoch-Lord tapfer entgegen, doch sobald er Mhoram erreichte, senkte er mit einem Beben den Kopf auf des Hoch-Lords Schulter, als brauche er diese Stütze, um auf den Beinen zu verbleiben. Mhoram tätschelte ihm den Hals, flüsterte ihm Worte des Lobes und der Ermutigung ins Ohr, streichelte das von Eis verklumpte Fell. Sie standen beieinander, als ob sie sich gegenseitig in ihren unterschiedlichen Arten der Schwachheit Versprechen gäben. Dann folgte Mhoram dem Drängen von Drinnys unvergänglichem Stolz, indem er sich auf des Ranyhyn Rücken schwang. Er wärmte das große Roß mit seinem Stab und ritt langsam, aber voller Entschlossenheit, zurück nach Schwelgenstein.
    Der Ritt brauchte seine Zeit – die Mitgenommenheit von Drinnys Muskeln, sein schmerzhaftes, mattes Wanken machten ihn zu einer mühseligen Quälerei. Während er durch die Hügel hinabritt, kehrte auch Mhorams Mattigkeit wieder, erinnerte er sich seiner Schwäche, seiner Beklommenheit der Furcht. Aber er setzte seine Füße auf den geraden Weg seines Glaubens; er hatte nun seinen Ranyhyn zwischen den Knien und verpflichtete sich

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