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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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seinem Entschluß, nicht zurückzuweichen. Drinny war seinem Ruf gefolgt. Indem seine Überlegungen einen Zustand annahmen, der ein wenig Glimmermeres Klarheit ähnelte, schmiedete er seine Pläne.
    Schließlich hinkte sein Roß in den breiten Stollen, der hinunter in die Herrenhöh führte. Das Klappern der Hufe hallte gedämpft von der Decke und den Wänden aus glattem Fels wider – hallte wider und eilte dem Hoch-Lord voraus wie eine gemurmelte Ankündigung seiner Wiederkunft. Bald bemerkte er, wie die Stimmen der Festungsstadt die Kunde von seiner Rückkehr verbreiteten, überall bekanntgaben, daß er auf dem Rücken eines Ranyhyn wiederkehrte. Menschen ließen ihre Arbeit liegen und eilten zur Hauptstrecke des Tunnels, um ihn zu sehen. Sie säumten seinen Weg, murmelten beim Anblick des Ranyhyn aus Verwunderung oder Kummer, flüsterten eindringlich untereinander, als sie den Ausdruck zusammengeballter Drohung erblickten, der in Mhorams Augen glitzerte. Er ritt in die Feste hinab, als trüge ihn ein leiser Strom von Staunen und Hoffnung.
    Nachdem er ein paar hundert Klafter weit durch die wichtigsten Verkehrswege Schwelgensteins geritten war, sah er voraus die anderen Oberhäupter der Stadt versammelt – die Lords Trevor, Amatin und Loerja, Streitmark Quaan, die beiden Herdwarte Tohrm und Borillar. Sie erwarteten ihn, als hätten sie sich zu seiner Ehrung zusammengefunden. Als der Ranyhyn vor ihnen verhielt, entboten sie dem Hoch-Lord und seinem Roß – in Ermangelung von Worten für das, was sie empfanden – einen stummen Gruß.
    Einen ausgedehnten Augenblick lang betrachtete, musterte er sie. In ihrer Verschiedenartigkeit waren sie ausnahmslos abgehärmt, in Bedrängnis, vom Kampf beschmutzt. Besonders Quaan wirkte stark in Mitleidenschaft gezogen. Sein derbes, altes Antlitz war längst gewohnheitsmäßig zu einer finsteren, knotigen Miene verkniffen, als hielte nur die Verkrampfung ständigen kriegerischen Sinnens noch die Bestandteile seines Wesens beieinander. Und auch Amatin erweckte den Eindruck, dicht am Rande der Verzweiflung zu stehen, die Zierlichkeit ihres Körpers schien an der Standfestigkeit ihres Gemüts zu zehren. Borillars Angesicht war voller Tränen, wie Mhoram wußte, dem Verlust Thomas Covenants entsprungen. Trevor und Loerja stützten einander, als könne jeder von ihnen für sich allein unmöglich aufrecht bleiben. Von allen zeigte nur Tohrm Ruhe, und seine Ruhe war die Gefaßtheit eines Menschen, der seine persönliche Krisis bereits durchgestanden hatte. Für ihn konnte nichts Schlimmeres mehr kommen als des Steines Schändung, die er in der Klause erlebt hatte – erlebt und gemeistert. Die anderen begegneten Mhoram mit den denkbar stärksten Ausdrücken von Hoffnung und Grauen, Spannung und Ratlosigkeit in ihren Angesichtern – mit Mienen, die Aufklärung darüber erflehten, was seine Rückkunft auf einem Ranyhyn zu bedeuten habe.
    Er erwiderte ihren stummen Gruß mit einem Nicken, ließ sich schwerfällig von Drinnys Rücken rutschen und trat ein oder zwei Schritte näher. Er gab ihnen auf der einzigen Ebene Antwort, für die er noch Kraft aufbringen konnte – der Ebene seiner Hoch-Lordschaft. Zwar sprach er leise, aber seine Stimme klang in ihrer Bedrohlichkeit heiser. »Vernehmt meine Worte! Ich bin Mhoram, Variols Sohn, Hoch-Lord durch des Großrates Beschluß. Ich habe meine Entscheidung gefällt. Vernehmt sie und gehorcht! Streitmark Quaan, der Ranyhyn Drinny bedarf der dringlichsten Pflege. Er braucht Futter und heilsame Fürsorge – er muß schnellstens wieder zu Kräften gebracht werden. Binnen kurzem werde ich ihn von neuem reiten. Lords, Herdwarte, Streitmark – Schwelgensteins Festungsturm muß zurückgewonnen werden. Die Tore der Feste sind freizulegen. Sorgt für Eile. Streitmark, laß die Pferde des Kriegsheers bereitstellen. Bereite alle berittenen Krieger zur Schlacht vor, dazu so viele Fußkrieger, wie du für angemessen hältst – bereite sie vor, um wider Samadhi -Satansfaust ins Feld zu ziehen. Wir werden den Schlag führen, sobald der Weg nach draußen frei ist.«
    Er sah ihnen an, daß seine Befehle ihnen den Atem verschlugen, daß die irrsinnige Vorstellung, das Heer des Wütrichs anzugreifen, sie entsetzte. Aber er half ihnen nicht darüber hinweg, lieferte ihnen keinen Zuspruch. Er hoffte, daß er, wenn der Zeitpunkt für den sicheren Tod anbrach, den sein Vorhaben ihm bringen mußte, Männer und Frauen zurücklassen konnte, die sich selbst bewiesen

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