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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ertrug den Schmerz und ließ nicht locker, er lehnte sein ganzes Gewicht gegen die Klinge, die in heller Lohe stand, bohrte sie immer tiefer zwischen die wesentlichen Stränge von Samadhis leiblichem Dasein. Allmählich schien Mhorams Fleisch zu verschwinden, zu verblassen, als verwandle die Leidenschaft ihn in ein Wesen aus purer Kraft, aus vom Stofflichen ungebundenen Geist und unbeugsamem Willen. Der Stein hämmerte gegen seinen Rücken wie immer wuchtigere Schwälle eines Wasserfalls, und Satansfausts Brust wogte in schweren, ungleichmäßigen, blutigen Atemstößen gegen seine Hände.
    Dann rissen jene Lebensstränge.
    Als sein Pulsen die Grenzen der Beherrschbarkeit sprengte, zerbarst der Brocken des Weltübel-Steins, verfiel der Vernichtung in einem Ausbruch, der Mhoram und Satansfaust in schier unentwirrbarem Knäuel die Anhöhe hinunterschleuderte. Der Knall erschütterte sogar die Erde, riß eine gewaltige Bresche in das Schweigen überm Schlachtfeld. Ein träger Augenblick fassungsloser Stille erfüllte die Luft, wich dann dem Schreckensgeheul von des Verächters Heer.
    Gleich darauf preschten Streitmark Quaan und die restlichen Überlebenden seiner Reiterschar an den Fuß des Hügels. Quaan sprang vom Pferd und an des Hoch-Lords Seite.
    Mhorams Robe hing in Fetzen um seine von Blut und Dreck besudelte Gestalt; die Kräftefreisetzung hatte seine Kleider fast völlig verbrannt. Seine Hände, noch an das Krill geklammert, waren so schwer versengt, daß nur schwarze Fleischbrocken noch an den Knochen zu kleben schienen. Vom Haupt bis zu den Füßen erregte er den Eindruck von Zermarterung und Zerbrochenheit. Aber er lebte noch, atmete noch zaghaft schwach.
    Furcht, Müdigkeit, Verunsicherung, das alles fiel von Quaan ab, als sei es bedeutungslos. Er nahm das Krill , umhüllte es, schob es unter seinen Gürtel, dann hob er den Hoch-Lord behutsam und doch geschwind auf seine Arme. Einen Augenblick lang spähte er umher. In der Nähe sah er Drinny, der Kopf und Mähne schüttelte, um seine Benommenheit abzustreifen, eine Folge des heftigen Kraftausbruchs. Er sah des Verächters Heer in höchster Verwirrung und der Umnachtung des Blutrauschs durcheinanderwimmeln. Er hoffte, es werde ohne die Führung und die Beherrschung durch den Wütrich auseinanderlaufen. Doch dann beobachtete er, daß die Urbösen sich sammelten, den Befehl über zunächst die Geschöpfe in ihrem Umkreis übernahmen, die Haufen in eine neue Ordnung zu zwingen begannen.
    Trotz des Hoch-Lords Gewicht lief Quaan und sprang mit äußerster Behendigkeit auf Drinnys Rücken. »Zurück!« brüllte er seinen Kriegern zu. »Weicht zurück in die Feste! Der Graue Schlächter hat die Herrschaft nicht verloren!« Er ließ Drinny die Fersen spüren und ritt den Ranyhyn in vollem Galopp den offenen Toren Schwelgensteins entgegen.

16
     

Koloß
     
     
    Die Finsternis wies Lücken auf, in denen Covenant verschwommen bemerkte, daß man ihm ranziges Gesöff einflößte. Trotz des schalen Geschmacks war es nahrhaft; seine Überwinder hielten ihn am Leben. Zwischen diesen Unterbrechungen jedoch minderte nichts seine Beraubung um alles, seinen Verlust von allem, was er hätte begreifen oder erkennen können. Er war von sich selbst abgeschnitten. Der grelle zinnoberrote Nagel von Pein, den die Urbösen in seine Stirn getrieben hatten, pfählte seine Identität, sein Gedächtnis, sein Wissen und sein Bewußtsein. Er befand sich am Nullpunkt – war gefangen, besiegt, wehrlos –, und nur dieser eiserne Stab in seiner Stirn stand zwischen ihm und der letzten Gefühllosigkeit des Endes.
    Als er die Besinnung wiederzuerlangen begann, reckte er sich ihr infolgedessen entgegen wie ein halb begrabener Leichnam, darum bemüht, das Gewicht zu beseitigen, das ihn in die bereitwillig ausgebreiteten Arme des Grabes drückte. Aus dem Abgrund des Winters sickerte Kälte in sein Inneres. Sein Herz hämmerte; ein Beben packte ihn wie ein Anfall. Seine Hände klaubten sinnlos in gefrorenem Dreck.
    Dann warfen rohe Fäuste ihn auf den Rücken. Eine scheußliche Visage zeigte sich, verschwand wieder. Irgend etwas prallte auf seine Brust. Die Wucht des Hiebs brachte ihn zum Aufkeuchen. Doch irgendwie half er ihm; er befreite ihn aus den Klauen drohender Hysterie. Das Atmen fiel ihm auf einmal leichter. Einen Moment später bemerkte er, daß er mit dem Hinterkopf immer wieder auf den Erdboden schlug. Mit einer Willensanstrengung beendete er diese Bemühungen, den Kopf zu heben. Er

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