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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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tiefstempfundene Wunsch der Bluthüter, den Verächter an seiner Wohnstatt zu bekämpfen, den reinen Dienst gegen reine Verderbtheit zu setzen. Dies Trachten hat ins Verhängnis geführt. Ich habe solchen Bestrebungen entsagt. Mein rechter Platz ist nun bei den Ranyhyn und den Ramen, in der Zurückgezogenheit der Berge.«
    Covenant war, als könne er hinterm ausdruckslosen Tonfall der Worte irgendeinen Gram hören – eine Trauer, die in ihm auf eben jene Weise Kummer auslöste, wie der Anblick dieses Mannes immer Kummer in seinem Innern zu erzeugen pflegte. »Ach, Bannor ...« Er seufzte. »Schämst du dich so sehr für das, was du einmal warst?«
    Bannor hob bei dieser Frage die Brauen, als käme sie der Wahrheit nah. »Ich empfinde keine Scham«, widersprach er entschieden. »Doch betrübt's mich, daß so viele Jahrhunderte vonnöten waren, um uns die Grenzen unseres Wertes zu lehren. Wir gingen zu weit, sowohl in unserem Stolz als auch unserer Torheit. Sterbliche sollten um keines Dienstes willen Weiber, Schlaf und Tod aufgeben – oder die Fratze ihres letztendlichen Versagens wird zu gräßlich sein, als daß sie ihren Anblick zu ertragen vermöchten.« Er schwieg, als zögere er. »Hast du vergessen«, beschloß er dann seine Ausführungen, »daß Hoch-Lord Elena in ihrem letzten ›Markkneterei‹-Bildwerk unsere Angesichter wie ein und dasselbe dargestellt hat?«
    »Nein.« Bannor hatte Rührung in ihm hervorgerufen. Seine Antwort war Versicherung und Versprechen zugleich. »Ich werde es nie vergessen.«
    Bedächtig nickte Bannor. »Auch ich muß mich waschen«, sagte er dann und entfernte sich zum Fluß, ohne sich nur einmal umzuschauen.
    Einen Moment lang sah Covenant ihm nach, dann legte er seinen Kopf zurück, lehnte ihn an den warmen Fels des Kolosses und schloß seine wunden Augen. Er wußte, daß es sich empfahl, seinen Aufbruch nicht weiter hinauszuschieben, daß er mit jeder Minute, die er länger wartete, die Risiken erhöhte. Lord Foul würde ohne Zweifel herausfinden, was passiert war; er mußte die unerwartete Vernichtung des Stabes gespürt haben und würde nachforschen, bis er die Ursache erfuhr, vielleicht sogar, indem er Elena nochmals vom Tode zurückholte, damit sie seine Fragen beantworte. Dann würde er Vorbereitungen gegen den Zweifler treffen, Fouls Hort besser denn je zuvor bewachen lassen; Spähtrupps würden losziehen. Jede Verzögerung konnte die Niederlage bedeuten. Aber Covenant war noch nicht bereit. Er hatte noch ein weiteres Bekenntnis abzulegen – die letzte und härteste Wahrheit, die er seinen Freunden gestehen mußte. So saß er da und nahm die Wärme des Kolosses auf wie eine Stärkung, während er auf Bannors und Schaumfolgers Rückkehr wartete. Er wollte keine Bürde irgendeiner Unehrlichkeit mittragen, wenn er den Ort von Triocks Tod verließ.
    Bannor blieb nicht lange fort. Er und Schaumfolger kamen triefnaß wieder, um sich in der Wärme des Steins zu trocknen. Schaumfolger hatte seine Gefaßtheit wiedergefunden. Er fletschte hinter seinem steifen, durchnäßten Bart die Zähne, als könne er es kaum erwarten, sich auf den Weg zu machen – als sei er dazu imstande, ihn sich durch ein Meer von Widersachern zu bahnen, um jede Chance eines Schlags gegen den Verächter zu nutzen. Und Bannor stand mürrisch an der Seite des Riesen. Sie waren einander trotz der unterschiedlichen Körpergröße ebenbürtig. Beide erwiderten sie Covenants Blick, als er zu ihnen aufschaute. Für einen Moment fühlte er sich merkwürdig hin- und hergerissen zwischen ihnen, als repräsentierten sie die entgegengesetzten Pole seines Dilemmas.
    Aber noch seltsamer als diese Zerrissenheit war das Selbstvertrauen, das ihn zugleich damit erfüllte. In diesem flüchtigen Augenblick schien er erstmals wirklich zu erkennen, wo er eigentlich stand. Während dieses Eindrucks befreite er sich von aller Furcht, allem Zögern und aller Unsicherheit. »Da gibt's noch etwas«, sagte er zu beiden Freunden gleichzeitig, »noch eine Sache, die ich euch erzählen muß.«
    Er starrte den leblosen Reif seines Eherings an, weil er ihre Reaktionen nicht sehen wollte, bevor er mit seiner Geschichte fertig war, während er schilderte, wie Hoch-Lord Mhoram ihn nach Schwelgenstein geholt, wie er sich zu bleiben geweigert hatte.
    Er sprach so kurz und bündig wie möglich, ohne sein damaliges Wissen der Bedrohtheit Schwelgensteins zu verkleinern, ohne die Gefahr für das kleine Mädchen herunterzuspielen, zu dessen

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