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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nichtsdestoweniger ist er nur eine Maske des Verächters.«
    Seine Entgegnung veranlaßte Covenant dazu, ihn aufmerksam zu mustern. Irgend etwas stand zwischen ihnen, das niemals ganz ausgeräumt worden war, weder auf dem Galgenhöcker noch im Versteck der Ramen. Es besaß den Anschein des üblichen Bluthüter-Argwohns, aber als er Bannor in die Augen sah, ahnte Covenant, daß es sich um eine größere Angelegenheit handeln mußte. »Auch Haß und Vergeltung«, ergänzte Bannor ohne besondere Betonung, »sind solche Masken.«
    Covenant fühlte sich vom Umfang, in dem der Bluthüter gealtert war, stark betroffen. Sein Verfall hatte sich beschleunigt. Seine Haare waren vom gleichen Silber wie seine Brauen; seine Haut besaß ein welkes Aussehen, als habe sie zu verwittern angefangen; und seine Falten wirkten sonderbar fatal, als habe der Tod schon Furchen in seine Erscheinung gefressen. Seine gleichmäßige Leidenschaftslosigkeit jedoch machte den gleichen unerschütterlichen Eindruck wie immer. Er sah nicht aus wie ein Mann, der von seiner den Lords geschworenen Treue Abstand genommen hatte.
    »Ur-Lord«, erkundigte er sich gleichmütig, »was gedenkst du zu beginnen?«
    »Ich?« Covenant gab sich alle Mühe, so ruhig zu sein wie der Bluthüter, aber er konnte Bannors Alterungsprozeß nicht ohne Bedauern zur Kenntnis nehmen. »Ich habe noch Arbeit zu erledigen. Ich muß nach Fouls Hort.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Um ihn an seinem Treiben zu hindern.«
    »Auch Hoch-Lord Elena trachtete danach, ihm in den Arm zu fallen. Das Ergebnis hast du gesehen.«
    »Ja.« Covenant nahm Bannors Äußerung hin. Aber er ließ sich davon nicht beirren. »Ich werde eine bessere Lösung als sie finden.«
    »Beruht diese deine Entscheidung auf Haß?«
    Covenant beantwortete die Frage mit aller Offenheit. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum gehst du dann?«
    »Weil ich muß.« Sein Muß besaß alles Gewicht einer unausweichlichen, zwangsläufigen Notwendigkeit. Die Flucht, die er sich ausgemalt hatte, als er Morinmoss verließ, führte zu nichts. Die Notlage des Landes hielt ihn fest wie ein Geschirr. »Ich habe so vieles falsch gemacht. Ich muß versuchen, das alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    Bannor dachte einen Moment lang darüber nach. »Weißt du nunmehr«, fragte er dann unverblümt, »wie du von der wilden Magie Gebrauch machen kannst?«
    »Nein«, antwortete Covenant. »Und gleichzeitig ja.« Er zögerte, nicht, weil er an seiner eigenen Auskunft zweifelte, sondern weil er Bedenken dagegen verspürte, seine Erkenntnis laut auszusprechen. Aber sein Gespür für das, was zwischen ihm und Bannor ungeregelt geblieben war, hatte größere Klarheit angenommen; mehr als Mißtrauen oder Vertrauen stand auf dem Spiel. »Ich habe keine Ahnung, wie ich sie bewußt einsetzen, irgend etwas damit bewirken kann. Aber ich weiß, wie sie sich auslösen läßt.« Gleichgültig erinnerte er sich daran, wie Bannor ihn dazu gebracht hatte, Hoch-Lord Prothall dabei zu helfen, die Feuerlöwen des Donnerbergs zu rufen. »Wenn ich den Weltübel-Stein in die Finger kriege ... dann kann ich wirken.«
    »Der Stein macht verderbt.« Die Stimme des Bluthüters klang hart.
    »Ich weiß.« Ihm war völlig klar, was Bannor meinte. »Ich weiß. Deshalb muß ich ihn ja bekommen. Darum dreht sich hier ja alles ... buchstäblich alles. Deshalb hat Foul mich manipuliert. Darum hat Elena ... darum hat sie getan, was sie getan hat. Deshalb hat Mhoram mir Vertrauen geschenkt.«
    Bannor ließ nicht locker. »Wird es eine neue Schändung geben?«
    Covenant mußte um verstärkte Fassung ringen, ehe er antworten konnte. »Ich hoffe nicht. Ich möchte es jedenfalls nicht.«
    Wie zur Antwort erhob sich der Bluthüter. »Ur-Lord Covenant«, sagte er, während er düster auf den Zweifler herabschaute, »ich werde dich für diesen Zweck nicht begleiten.«
    »Nicht?« meinte Covenant im Tonfall eines Protests. Insgeheim hatte er fest auf Bannors Begleitung gezählt.
    »Nein. Ich diene nicht länger Lords.«
    »Also hast du dich endgültig dafür entschieden«, fragte Covenant schroffer als eigentlich beabsichtigt, »ihnen den Rücken zu kehren?«
    »Nein.« Bannor wies die Unterstellung glatt zurück. »Was ich an Beistand leisten kann, soll geleistet werden. Ich will alles Wissen der Bluthüter über die Verwüsteten Ebenen, Kurash Quellinir und die Glutasche mit dir teilen. Ridjeck Thome jedoch, die Heimstatt der Verderbnis ... dorthin werde ich nicht gehen. Immer war's der

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