Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
fraß Fleisch von Gefangenen, die man während des langwierigen Marsches vom Landbruch bis nach Schwelgenstein gemacht hatte.
    Wäre in Schwelgenstein jemand dazu imstande gewesen, durch die zusammenhängende Masse von Wolkenbänken zu spähen, welche nun fortwährend überm Lande die Stirn runzelten, er hätte erkennen können, daß dies der Abend vor dem in der nächtlichen Mitte des Frühlings fälligen Mondwechsel war; des Verächters widernatürlicher Winter hatte das Land seit zweiundvierzig Tagen in seinen Krallen. Satansfaust hatte sich haargenau an die Maßgaben gehalten, die sein Herr und Meister ihm für den Feldzug durchs Oberland erteilt hatte.
    Am folgenden Morgen ging er den Wachturm anschauen, der an der Keilspitze von Schwelgensteins langgestreckten Wällen emporragte. Er schenkte der wohldurchdachten Arbeit der Riesen, die sich in der Anordnung all der Eckwarten, Erker, Laufgänge und Zinnen an den glatten, aus den Wänden der Klippen gehauenen Wälle niederschlug, kaum Beachtung. Jener Teil seines Innenlebens, den dieser Anblick hätte nachdenklich machen können, war längst vom Wütrich, der den Leib des Riesen bewohnte, ausgelöscht worden. Ohne den Wällen oder den Kriegern, die hinter den befestigten Brustwehren bereitstanden, einen zweiten Blick zu widmen, stapfte er um den Vorsprung, den die Festung im Vorgebirge bildete, bis er an der südöstlichen Seite an die großen steinernen Torflügel des Turms gelangte – zum einzigen Eingang der Herrenhöh. Es wunderte ihn nicht, als er das Tor offenstehen sah. Obwohl die den Riesen eigene Leidenschaft zur Steinmetzerei aus seinem Blut verdrängt worden war, besaß er eine Kenntnis der Festung. Er wußte, daß diese wuchtigen, miteinander verzahnten Torflügel sich auf ein Gebot hin schließen konnten, solange sie unversehrt blieben, und jeden gefangensetzen, der den Stollen unter dem Turm betrat. Im Tunnel wären die Angreifer dann Gegenschlägen aus Verteidigungsscharten im Dach des Durchgangs schutzlos ausgeliefert. Und jenseits des Tunnels lagen nichts als ein weiteres, noch stärkeres Tor und ein Hof, nur zum Himmel hin offen. In den Turm selbst konnte man nur über Laufstege, die mit dem Hauptbau der Feste in Verbindung standen, sowie durch zwei schmale Pforten vom Hof aus gelangen. Die Herrenhöh war ein gutgebautes Werk. Der Riesen-Wütrich nahm die Herausforderung der geöffneten Torflügel nicht an.
    Statt dessen stellte er sich gerade nahe genug vorm Turm auf, um der fähigsten Schützen zu spotten, und begann mit einer Stimme zu den steinernen Wällen hinaufzurufen, die von Bosheit und abartigem Vergnügen überfloß. »Heil euch, ihr Lords! Ehrbare Lords! Zeigt euch, ihr Herrlein! Gebt's auf, euch in euren untauglichen Bauten zu verstecken, und redet mit mir! Schaut! Ich komme mit Wohlwollen zu euch, um die Übergabe entgegenzunehmen.« Er erhielt keine Antwort. Der Turm, nur halb so hoch wie der Hauptbau dahinter, blieb mit seinen Fenstern, Scharten und Zinnen so stumm, als sei er unbewohnt. Gewinseltes Knurren ging durch die Reihen von Satansfausts Heer, als seine Geschöpfe nach der Gelegenheit hechelten, das offene Tor zu bestürmen. »Hört mich an, kleine Lords!« brüllte er. »Ihr seht die Arme all meiner Gewalt um euch geschlungen. Euer Leben liegt in meiner Hand. Es gibt für euch keine Hoffnung, wenn ihr euch und all eure Untertanen nicht der Gnade Lord Fouls des Verächters unterwerft.« Höhnisches Kläffen seiner Urbösen begleitete seine Aufforderung, und Satansfaust grinste. »Sprecht, ihr Lördchen! Sprecht oder sterbt!«
    Einen Augenblick später erschienen auf der Höhe des Turms zwei Gestalten. Eine war ein Krieger, die andere jedoch ein Lord in blauem Gewand, den Satansfaust sofort wiedererkannte. Zuerst achteten die beiden nicht auf den Riesen. Sie traten an den Fahnenmast und hißten gemeinsam das Banner des Hoch-Lords, die himmelblaue Fahne des Großrates. Erst als sie trotzig im eisigen Wind flatterte, begaben sie sich an die Brustwehr und blickten auf Satansfaust herab. »Ich höre dich!« schnauzte der Lord. »Ich vernehme deine Worte, Wütrich Samadhi . Ich kenne dich, Sheol Satansfaust. Und du kennst mich. Ich bin Mhoram, Variols Sohn, Hoch-Lord durch des Großrates Beschluß. Weiche, Wütrich! Nimm deine üblen Horden mit. Du hast mich berührt. Du weißt, daß ich mich nicht schrecken lasse.«
    Bei der Erinnerung, auf die Mhoram ansprach, glitzerte Wut in den Augen des Riesen, aber er legte eine Hand auf

Weitere Kostenlose Bücher