Die letzte Walstatt - Covenant 03
sein unterm Wams verborgenes Bruchstück des Weltübel-Steins und widmete Mhoram eine spöttische Verbeugung. »Ich kenne dich, Mhoram«, gab er zur Antwort. »Als ich im Irrgarten von Kurash Qwellinir Hand an dich legte, erkannte ich dich. Du warst zu verblendet durch Torheit und Unwissenheit, um einsichtig zu sein und zu verzweifeln. Daher habe ich dir das Leben geschenkt – damit du zu besserer Erkenntnis gelangst. Bist du noch immer blind? Fehlen dir Augen, um zu ersehen, daß dein schmähliches Ende von meiner Hand so fest wie der Bogen der Zeit steht? Hast du das Schicksal der Riesen vergessen? Der Bluthüter? Im Namen des Verächters, ich werde dich zweifelsfrei zerschmettern, wo immer du dich verkriechen magst!«
»Leeres Geschwätz«, erwiderte Mhoram. »Mit Worten ist Tapferkeit leicht – aber es dürfte dir schwerfallen, sie unter Beweis zu stellen. Melenkurion abatha! Weiche, Wütrich! Kehr zurück zu deinem verworfenen Herrn und Meister, ehe der Schöpfer die Geduld verliert und euch Vergeltung ohne Ende spüren läßt!«
Heiser lachte der Riese. »Täusche dich nicht mit Lügen, Winzling von Lord! Der Bogen der Zeit müßte bersten, führte der Schöpfer einen Streich gegen uns – und dann hätte Lord Foul, der Verächter, Satansherz und Seelenpresser, Verderbnis und Reißer, freie Hand im gesamten Kosmos! Sollte der Schöpfer wider uns zu handeln wagen, werden meine Brüder und ich seine Seele verschlingen! Gib auf, du Narr! Lerne die Schmach der Demütigung ertragen, solange Unterwerfung noch dein Leben retten möchte. Vielleicht wird's dir erlaubt, mir als mein Leibsklave zu dienen.«
»Niemals«, rief stolz der Hoch-Lord. »Niemals werden wir uns dir beugen, solange im Lande noch ein Herz voll Glauben schlägt. Noch ist die Erdkraft stark genug, um dir zu widerstehen. Wir werden forschen, bis wir die Mittel und Wege entdeckt haben, um dich, deinen Meister, all sein Gezücht und seine Werke zu vernichten. Deine Siege sind ohne Sinn, solange eine Seele genug Atem hat, um ihre Stimme wider dich zu erheben.« Er schwang seinen Stab überm Kopf, so daß in der Luft blaues Feuer tanzte. »Weiche, Wütrich Samadhi! Melenkurion abatha! Duroc minas mill khabaal! Wir werden uns niemals unterwerfen!«
Unter ihm zuckte Satansfaust vor der Gewalt seiner Worte zurück. Aber schon im folgenden Augenblick sprang er wieder vorwärts, klaubte unter seinem Wams das Bruchstück des Weltübel-Steins hervor. Und mit der Faust, in der es rauchte, schleuderte er eine Entladung smaragdgrüner Gewalt hinauf zum Hoch-Lord. Gleichzeitig lösten sich Hunderte seiner Geschöpfe aus den Schlachtreihen und stürmten auf das geöffnete Tor zu.
Doch Mhoram wehrte den Anschlag mit seinem Stab ab, lenkte die grüne Gewalt hoch über sein Haupt empor, wo seine glutvolle blaue Kraft sie rasch verzehrte. Dann zog er sich von der Brustwehr in Deckung zurück. »Schließt das Tor«, rief er über die Schulter Streitmark Quaan zu. »Die Schützen sollen alle Wesen töten, die bis in den Hof gelangen. Mit diesem Gegner dürfen wir keine Nachsicht kennen.«
Quaan befand sich bereits auf der Treppe hinab in die verzweigten Gänge des Festungsturms, brüllte unterwegs Befehle, während er rannte, um das Scharmützel zu beobachten. Mhoram spähte nach unten, um sich dessen zu vergewissern, daß Satansfaust nicht durchs Tor eingedrungen war, dann eilte er Quaan hinterdrein.
Vom höchsten Laufsteg überm Hof herab schenkte er dem Gefecht vorübergehende Beachtung. Starke Holzheimer-Bogenschützen überschütteten von den Befestigungen beiderseits des Festungshofs das Getümmel der hereingewimmelten Lebewesen mit Pfeilen, und aus dem Stollen hallte Waffenklang. Der Kampf würde in kurzer Frist vorbei sein. Indem er wegen des Blutvergießens mit den Zähnen knirschte, überließ Mhoram die Beendigung des Scharmützels Quaans fähiger Anleitung und überquerte den hölzernen Laufsteg zum Hauptbau, wo seine Mit-Lords ihn erwarteten. Als er die düsteren Blicke Trevors, Loerjas und Amatins sah, befiel ihn plötzlich Schwäche. Satansfausts Drohungen kamen der Wahrheit so nah! Er und seine Gefährten waren, selbst wenn sie sich der paar Geheimnisse und aller Kräfte bedienten, die sie besaßen, zu gering für die gestellte Aufgabe. Und er war der Lösung der Schwierigkeit seines insgeheimen Wissens nicht näher als an jenem Tag, da er Thomas Covenant rief und wieder gehen lassen mußte. Er seufzte, ließ seine Schultern sinken. »Nie hätte
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