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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schwächen Schwelgensteins ausgelotet und einen besseren Weg zu deren Ausnutzung ersonnen hatte.
    Am folgenden Morgen sah Mhoram die Vorbereitungen zu Satansfausts neuer Absicht in vollem Gang, aber zwei Tage lang vermochte er sie nicht zu durchschauen. Die Scharen des Wütrichs rückten den Wällen Schwelgensteins näher, bezogen kaum hundert Klafter entfernt Stellung, gafften den Tafelberg an, als rechneten sie damit, die Verteidiger könnten ihnen bereitwillig in die Mäuler springen. Die Urbösen wieselten zwischen den blutgierigen Wesen umher und ordneten sie zu etlichen Dutzend von Keilen, deren Spitzen allesamt auf Schwelgensteins Herz deuteten. Und hinter ihnen stand Satansfaust auf einem geräumigen Flecken kahlen Untergrunds und zückte erstmals offen sein Stück des Weltübel-Steins. Aber er leitete keinen Ansturm ein, veranlaßte keinen Schlag gegen die Herrenhöh, gab ihr keine Gelegenheit zum Zurückschlagen. Vielmehr ließen sich seine Geschöpfe auf Hände und Knie nieder und stierten Schwelgenstein bloß an wie hungrige Raubtiere. Die Lehrenkundigen der Urbösen senkten die Spitzen ihrer Stäbe zur Erde und stimmten ein rauhkehliges Geheul an, womöglich eine Beschwörung, dessen schaurige Töne der böige Wind in mißtönenden Fetzen empor zur Herrenhöh wehte. Und der Wütrich Samadhi , auch Sheol und Satansfaust genannt, drückte seine Pranke um sein Bruchstück des Weltübel-Steins, so daß Dampf aufwallte wie von Eis, auf das Glut fällt.
    Während Mhoram die Vorgänge im Augenmerk behielt, spürte er an allen Seiten rings um die Festung das Zusammenfließen übler Gewalten; die Emanationen dieser Machtanwendung erhitzten allmählich trotz der Eiseskälte des Windes seine Wangen. Doch darüber hinaus trafen die Belagerer keine Maßnahmen. Sie blieben in der geschilderten Weise in ihrer Anordnung, die Mienen mörderisch, als schwelgten sie in Gedanken im Blut ihrer Opfer.
    Mit qualvoller Langsamkeit begann ihr Tun auf den Untergrund des Vorgebirges eine Wirkung auszuüben. Aus dem flackerfreien grünen Glanz von Satansfausts Stein breitete sich zu des Riesen Füßen in Dreck und Erde eine schale, smaragdgrüne Färbung aus. Der Fleck vergrößerte sich kreisförmig, pochte im Erdreich wie ein Eiterherd, bildete dann geschlängelte Ausläufer, die sich wie grüne Adern durch den Grund Schwelgenstein näherten. Mit jedem heftigen Pulsschlag verlängerten sich diese Auswüchse, verzweigten sich, bis sie die Rücken der hingekauerten Horden erreichten. Daraufhin sickerte krankhaftes Rot, durchsetzt mit grünlichen Blüten, aus den in die Erde gebohrten Stäben der Lehrenkundigen. Genau wie Satansfausts Smaragdgrün verbreitete sich das kränkliche Rot im Boden wie ein Netzwerk von Adern oder Wurzelsträngen eines Wehs. Es schimmerte durch die graue Eisschicht auf der Erde, ohne sie zum Schmelzen zu bringen, und mit jedem Pochen von Samadhis Hauptgewalt dehnte es sich mit aus, bis ganz Schwelgenstein umringt war vom Pulsen zahlloser Adern.
    Ihr Netz wuchs sehr langsam und unheilvoll; am Abend war das rot-grüne Übel erst um ein paar Schritte über die Füße der Urbösen hinaus vorwärtsgekrochen; und nach der in düsterer Gespenstigkeit verfärbten Dunkelheit der langen Nacht befanden sich die Verästelungen der Adern gerade auf halber Strecke zu den Wällen. Doch ihr Näherrücken war unaufhaltsam und gewiß. Mhoram vermochte kein Abwehrmittel zu ersinnen, weil er nicht wußte, um was es sich handelte.
    Während der beiden nächsten Tage erfaßte ein übermächtiges Gefühl der Bedrohtheit ganz Schwelgenstein. Die Menschen begannen im Flüsterton zu reden. Männer und Frauen irrten von einem in den anderen Winkel, als befürchteten sie, der Stein ihrer Stadt selbst könne sich gegen sie kehren. Kinder wimmerten unerklärlich vor sich hin und erschraken beim Anblick sonst vertrauter Gesichter. Eine erstickende Stimmung von Bangen und Ratlosigkeit lag auf der ganzen Stadt wie die ausgebreiteten Schwingen eines aufbäumenden Geiers. Doch Mhoram verstand nicht, was man Schwelgenstein antat, bis der Abend des dritten Tages anbrach. Zufällig nahte er sich Streitmark Quaan ungesehen und ungehört, und als seine Hand an Quaans Schulter rührte, fuhr der Streitmark in panikartigem Schrecken zurück und tastete nach seinem Schwert. Als er den Hoch-Lord schließlich erkannte, verdunkelte aschgraues Elend seine Gesichtszüge, und er bebte wie ein überforderter Neuling des Kriegshandwerks.
    Da begriff Mhoram

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