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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wiedersehen.«
    Hölle , stöhnte Covenant insgeheim auf. Hölle und Verdammnis! Triock hatte Lena geliebt, Atiarans Tochter, ehe Covenant ihr begegnete. Er wollte mühselig aufstehen. Aber in der rauhen Kälte wollten seine geschundenen Muskeln ihn nicht in die Höhe stemmen; die Anstrengung brachte ihn fast um die Besinnung. Aber Triock half ihm, und auch von hinten stand ihm jemand bei. Endlich stand er tattrig da, klammerte sich hilflos an Triock, auf dessen Unterstützung angewiesen, und schaute über die Brustwehr aus. Die steinerne Plattform ragte in die leere Luft empor, als schwebe sie am Himmel, treibe im Sausen der Winde. In der Richtung, wohin Covenant blickte, konnte er bis zum fernsten Horizont sehen, aber dort gab es nichts als ein graues Wolkenmeer, eine dichte Ballung von Formlosigkeit, die über die Erde dahinwallte wie ein Leichentuch. Er wankte einen Schritt näher zur Brüstung und sah, daß die hohe Flut aus Wolken alles unter ihm bedeckte. Die Terrasse befand sich einige hundert Meter über den Wolken, als sei sie der einzige Gegenstand in der Welt, auf den die Sonne noch schien. Zur Linken allerdings ragte ein zerklüftetes Vorgebirge aus dem grauen Wolkenmeer. Und als er seinen Blick über die Schulter an dem Mann vorbeilenkte, der ihm von hinten Halt gewährte, sah er an jener Seite ein weiteres Vorgebirge; eine senkrechte Felswand geriet in sein Blickfeld und beiderseits davon erstreckten sich Bergketten, bis sie in der Ferne zwischen den Wolken verschwanden.
    Er stand wieder auf dem Kevinsblick, der steinernen Säule, die irgendwo unter ihm – außer Sicht – schräg aus der Felswand ragte. Im ersten Moment war er zu verdutzt, um ein Schwindelgefühl zu empfinden. Damit hatte er nicht gerechnet; er hatte erwartet, wieder nach Schwelgenstein gerufen zu werden. Wer außer den Lords sollte im Lande die Macht besitzen, um ihn zu rufen? Als er Triock kennenlernte, war der Mann Viehhirt gewesen, kein Gelehrter. Wer außer dem Verächter konnte so eine Herrufung möglich machen?
    Da packte ihn der Anblick des Abgrunds mit ganzer Heftigkeit, und ein Schwindelanfall nahm seinen Beinen die letzte Kraft. Ohne die Hände, die ihn hielten, wäre er über die Brüstung gekippt und in die Tiefe gestürzt. »Bewahre Ruhe, mein Freund«, munterte Triocks Begleiter ihn auf. »Ich laß dich nicht fahren. Ich habe deine Abneigung gegen Höhen keineswegs vergessen.« Der Mann zog Covenant von der Mauer zurück, hielt ihn dabei mühelos aufrecht.
    Covenants Kopf wackelte kraftlos auf seinen Schultern, aber sobald die Felsplattform aufhörte, sich um ihn zu drehen, zwang er sich dazu, seinen Blick auf Triock zu richten. »Wie?« stieß er schwerfällig hervor. »Wer ... Woher hast du die Macht?«
    Triocks Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. »Habe ich nicht gesagt«, wandte er sich an seinen Begleiter, »er würde an Vergeltung denken? Noch heute glaubt er, ich könnte um seinetwillen meinen Schwur brechen.« Dann kehrte er die Bitterkeit seines Mundes gegen Covenant. »Zweifler, verdient hast du Vergeltung. Der Verlust Hoch-Lord Elenas hat ...«
    »Friede, mein Freund«, fiel ihm der andere Mann ins Wort. »Er leidet fürs erste Pein genug. Erzähl ihm jetzt keine traurigen Geschichten. Wir müssen ihn an einen Ort bringen, wo wir ihn pflegen können.«
    Erneut betrachtete Triock Covenants Wunden. »Ja.« Er seufzte matt. »Vergib mir, Zweifler. Ich habe siebenundvierzig Jahre lang mit Menschen gelebt, die dich nicht vergessen können. Sei getrost – wir werden dich vor Schädigung schützen, so gut wir's vermögen. Und wir werden deine Fragen beantworten. Doch zuvor müssen wir diese Stätte verlassen. Hier sind wir entblößt. Der Graue Schlächter hat viele Augen, und manche davon mögen die Kraft bemerkt haben, mit der wir dich riefen.« Er versteckte einen glatten hölzernen Stab unter seinem Mantel, ehe er sich von neuem an seinen Begleiter wandte. »Steinbruder, kannst du den Zweifler die Treppe hinabtragen? Ich habe Stricke, falls du welche brauchst.«
    Sein Begleiter lachte gleichmütig. »Mein Freund, ich bin ein Riese. Seit meiner ersten Seereise zur Zeit meiner Mannwerdung haben meine Füße ihr Gespür für Felsen nicht verloren. Thomas Covenant ist in meinen Händen sicher.«
    Ein Riese? dachte Covenant benommen. Erstmalig bemerkte er die ungewöhnliche Größe der Hände, die ihn stützten. Sie waren doppelt so groß wie seine. Ohne Mühe drehten sie ihn um, hoben ihn hoch, als

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