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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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glitten über ihre Unterlippe, als er sich von ihr löste und sie musterte. »Ich mag dich.«
    »Ich mag dich auch. Dich zu küssen hat mir gefallen.«
    »Dann müssen wir es noch einmal tun, während wir tanzen.« Er zog sie hoch und ließ seine Lippen erneut über ihre gleiten. »Du bist nicht so … wie sagt man … abgebrüht. Das ist das richtige Wort. Nicht wie so viele Frauen, die hierherkommen, um zu tanzen, zu trinken und mit den Männern zu flirten.«
    »Ich habe nicht besonders viel Erfahrung.«
    Seine schwarzen Augen funkelten in den pulsierenden Lichtern. »Dann haben die anderen Männer nicht so viel Glück wie ich.«
    Elizabeth blickte zu Julie, als Ilya sie auf die Tanzfläche zog. Sie sah, dass ihre Freundin ebenfalls geküsst wurde. Nicht sanft, nicht langsam, aber Julie schien es zu gefallen – sie trug ihren Teil dazu bei, deshalb …
    Dann zog Ilya sie in seine Arme und wiegte sich mit ihr im Tanz, ganz anders als all die Leute, die zuckend über die Tanzfläche wirbelten. Er drehte sich langsam mit ihr, während seine Lippen sich erneut auf ihre senkten.
    Sie dachte nicht mehr an chemische Reaktionen und Nervenenden, sondern bemühte sich, seinen Kuss zu erwidern. Instinktiv schlang sie ihm die Arme um den Hals. Als sie die Veränderung in ihm spürte, seine Härte, die sich an sie presste, wusste sie, dass auch das eine normale, sogar unwillkürliche körperliche Reaktion war.
    Aber sie wusste auch, dass es ein Wunder war. Sie hatte diese Reaktion hervorgerufen. Er begehrte sie.
    »Was machst du mit mir?«, flüsterte er in ihr Ohr. »Wie du schmeckst, wie du duftest.«
    »Es sind nur die Pheromone.«
    Er blickte sie mit gerunzelter Stirn an. »Was?«
    »Nichts.« Sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
    Sie wusste, dass der Alkohol ihr Urteilsvermögen beeinträchtigte, aber das war ihr egal. Sie hob ihr Gesicht wieder. Dieses Mal küsste sie ihn zuerst.
    »Wir sollten uns hinsetzen«, sagte er schließlich. »Du machst mir weiche Knie.«
    Er hielt sie an der Hand, als sie zurück zum Tisch gingen. Julie, erhitzt und mit hellen Augen, sprang auf. Sie schwankte einen Moment, lachte und ergriff dann ihre Tasche.
    »Wir sind gleich wieder da. Komm, Liz.«
    »Wohin?«
    »Wohin wohl? Auf die Damentoilette.«
    »Oh. Entschuldigung.«
    Julie hakte sich bei ihr ein. »Oh, mein Gott. Kannst du das glauben? Wir haben die heißesten Typen im ganzen Club erwischt. Jesus, die sind vielleicht sexy. Und deiner hat dazu noch so einen Akzent. Ich wünschte, meiner hätte auch einen, aber er küsst tausendmal besser als Darryl. Ihm gehört praktisch der Club, weißt du, und er hat ein Haus am See. Wir fahren jetzt alle dorthin.«
    »Zu seinem Haus? Meinst du wirklich, das sollten wir machen?«
    »Oh, bestimmt.« Julie drückte die Tür zur Toilette auf und blickte auf die Schlange vor den Kabinen. »Typisch, und ich muss wirklich dringend! Ich kann schon kaum noch einhalten. Wie ist denn dein Typ? Kann er gut küssen? Wie heißt er noch mal?«
    »Ilya. Ja, er küsst sehr gut. Er gefällt mir sehr, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir mit in Alex’ Haus fahren sollten.«
    »Ach, mach dich mal locker, Liz. Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen. Ich will es unbedingt mit Alex tun, und ich kann nicht mit ihm alleine dorthin fahren – nicht beim ersten Date. Du brauchst es ja nicht mit Ilya zu tun, wenn du noch Jungfrau bist.«
    »Sex ist ein natürlicher und notwendiger Akt, der nicht nur zur Fortpflanzung dient, sondern beim Menschen vor allem zur Lust und zum Abbau von Stress.«
    »Ich verstehe.« Julie stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite. »Dann hältst du mich also nicht für eine Schlampe, weil ich es mit Alex tue?«
    »Es ergibt sich leider aus der patriarchalen Gesellschaft, dass Frauen, die sich sexuellen Kontakten aus Lust hingeben, als billig oder Schlampen angesehen werden, während Männer als vital gelten. Jungfräulichkeit ist doch kein Preis, der gewonnen oder verloren werden kann. Das Hymen verleiht einem keine Macht. Frauen sollten – nein müssen – ihren eigenen sexuellen Neigungen nachgehen dürfen, ob jetzt Fortpflanzung das Ziel oder die Beziehung monogam ist oder nicht. Männer dürfen das ja auch.«
    Eine schlanke Rothaarige fuhr sich durch die Haare. Sie lächelte Elizabeth strahlend an, als sie vorbeiging. »Sing es, Schwester.«
    Elizabeth beugte sich zu Julie. »Warum soll ich es singen?«, flüsterte sie, als die Frau hinausging.
    »Das ist nur so eine Redensart.

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