Die letzte Zeugin
Weißt du, Liz, ich habe gedacht, du bist so eine, die die Beine zusammenkneift und sich unterhalb der Taille nicht berühren lässt oder höchstens durch die Kleider.«
»Mein Mangel an Erfahrung macht mich noch lange nicht prüde.«
»Ich verstehe. Weißt du, ich hatte gedacht, ich lasse dich einfach stehen, wenn wir hier drin sind und ich mir einen geangelt habe, aber es macht Spaß mit dir zusammen – auch wenn du meistens redest wie eine Lehrerin. Also, tut mir leid, dass ich das gedacht habe.«
»Ist schon in Ordnung. Du bist ja dageblieben. Und ich weiß, dass ich nicht wie deine Freundinnen bin.«
»Hey.« Julie legte den Arm um Elizabeth’ Schultern und drückte sie kurz an sich. »Du bist jetzt meine Freundin, okay?«
»Ich hoffe es. Ich habe noch nie …«
»Oh, Gott sei Dank.« Mit einem Aufschrei stürzte Julie auf eine sich öffnende Kabinentür zu. »Dann fahren wir also zu Alex, oder?«
Elizabeth blickte sich in dem überfüllten Vorraum um. Alle Frauen frischten ihr Make-up oder ihre Frisur auf, warteten geduldig in der Schlange, lachten und unterhielten sich. Sie war wahrscheinlich die einzige Jungfrau im Raum.
Jungfräulichkeit war keine Trophäe, rief sie sich ins Gedächtnis. Es war ihre Sache, ob sie sie behielt oder verlor. Ihre Entscheidung. Ihr Leben.
»Liz?«
»Ja.« Liz holte tief Luft und ging auf die nächste offene Kabine zu. »Ja«, sagte sie noch einmal. Sie schloss die Tür und dann die Augen. »Wir fahren. Gemeinsam.«
Am Tisch hob Ilya sein Bierglas. »Wenn diese Mädchen einundzwanzig sind, bin ich sechzig.«
Alex lachte nur und zuckte mit den Schultern. »Sie sind aber auch nicht mehr weit davon entfernt. Und meine ist läufig, glaub mir.«
»Sie ist betrunken, Alexi.«
»Na und? Ich habe ihr die Drinks nicht eingeflößt. Ich habe Lust auf Frischfleisch, und ich will heute Nacht vögeln. Jetzt erklär mir bloß nicht, dass du die heiße Dunkelhaarige nicht nageln willst, Bruder.«
»Sie ist süß.« Ilyas Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Nur noch ein bisschen unreif. Sie ist nicht so betrunken wie deine. Wenn sie bereit ist, schlafe ich mit ihr. Ich liebe ihren scharfen Verstand.«
Alex’ Lippen zuckten. »Jetzt hör aber auf!«
»Nein, wirklich. Es verleiht dem Ganzen den besonderen Kick.« Er blickte sich um. Die anderen sind doch alle gleich, dachte er. Die Frauen, die vorbeigingen, waren alle leicht zu durchschauen. »Erfrischend – das ist das richtige Wort.«
»Die Blonde sorgt dafür, dass wir alle zu mir fahren. Alle vier. Sie sagte, ohne ihre Freundin kommt sie nicht mit. Du kannst das Gästezimmer haben.«
»Ich fahre lieber zu mir nach Hause.«
»Hör mal, entweder beide oder keine. Ich habe doch nicht über zwei Stunden investiert, um sie weichzukochen, damit sie mit ihrem hübschen Arsch abhaut, nur weil du das mit ihrer Freundin nicht klarkriegst.«
Ilyas Augen wurden hart. »Ich kriege das klar, dvojurodny brat. «
»Und was denkst du, kommt dabei besser weg, Cousin ? Das schäbige Apartment, in dem du immer noch wohnst, oder mein Haus am See?«
Ilya zuckte mit den Schultern. »Ich ziehe eigentlich meine einfache Wohnung vor, aber in Ordnung. Dann fahren wir eben zu dir nach Hause. Aber keine Drogen, Alexi.«
»Ach, du liebe Güte!«
»Keine Drogen.« Ilya beugte sich vor und tippte mit dem Finger auf den Tisch. »Es bleibt alles legal. Wir kennen die beiden nicht, aber meine wäre bestimmt nicht einverstanden. Sie sagt, sie will zum FBI gehen.«
»Du verarschst mich doch!«
»Nein. Keine Drogen, Alexi, sonst fahre ich nicht mit – und du kommst nicht zu deinem Fick.«
»Na gut. Da kommen sie.«
»Steh auf.« Ilya trat Alex unter dem Tisch. »Tu so, als wärst du ein Gentleman.«
Er erhob sich und streckte Liz die Hand entgegen.
»Wir würden gerne gehen«, verkündete Julie und schlang sich um Alex. »Wir würden schrecklich gerne dein Haus sehen.«
»Dann machen wir das doch. Es geht nichts über eine Privatparty.«
»Ist das für dich in Ordnung?«, murmelte Ilya Elizabeth zu, als sie hinausgingen.
»Ja. Julie möchte es so gerne, und da wir zusammen gekommen sind …«
»Nein, ich frage nicht, was Julie will. Ich frage, was du willst.«
Sie blickte ihn an. Alles in ihr prickelte. Für ihn war es wichtig, was sie wollte. »Ja, ich möchte mit dir gehen.«
»Das ist gut.« Er ergriff ihre Hand und drückte sie an sein Herz, als sie sich durch die Menge drängten. »Ich möchte auch mit dir zusammen sein. Und
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