Die letzte Zeugin
schenkt.«
»Und wenn ich mich dazu bereit erkläre und nach Chicago fahre, um den Kontakt herzustellen, was dann?«
»Das eröffnet uns die Möglichkeit, ein Treffen zwischen ihr und Abigail zu arrangieren, an einem Ort, den wir wählen.«
»Ich würde weiter die E-Mails und sonstigen Kommunikationen der Polizei verfolgen, damit ich wüsste, ob sie mir eine Falle stellen wollen oder ob eine der Personen, die für die Volkovs arbeiten, etwas von dem Gespräch erfahren hat.«
»Sie übertreten ganz schön viele Grenzen.« Anson blickte Brooks streng an. »Sie beide.«
»Sagen Sie mir, Captain, für wie groß halten Sie ihre Chancen zu überleben, wenn sie sich direkt dorthin begibt, um auszusagen?«
»Ich glaube ans System, Brooks. Ich glaube, dass sie sie beschützen würden. Aber ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie es nicht glaubt. Wenn es sich um jemanden handeln würde, den ich liebte, würde ich es wahrscheinlich auch nicht glauben.«
Er stieß die Luft aus.
Der einzige Laut, der in dem stillen Garten zu hören war, war das leise Schnarchen der Hunde und das Plätschern des kleinen Brunnens, aber Abigail hatte das Gefühl, man könne ihre Nerven kreischen hören.
»Vielleicht können wir es so machen, wie Sie vorschlagen«, begann Anson, »vielleicht können wir Keegan und Cosgrove und die anderen Maulwürfe auffliegen lassen. Wir können auch sicher mit ein paar Verhaftungen der Organisation der Volkovs empfindlichen Schaden zufügen. Aber dann? Sind Sie bereit, ins Zeugenschutzprogramm zu gehen?«, fragte er Brooks. »Alles aufzugeben, Ihren Wohnort, Ihren Job, einfach alles?«
»Ja.«
»Nein«, sagte Abigail sofort. »Nein, ich wäre niemals mit hierhergekommen, wenn ich dieses Resultat erwartet hätte. Elizabeth Fitch wird sich mit Special Agent Garrison treffen und aussagen. Nur drei Personen wissen, dass Elizabeth Fitch und Abigail Lowery ein und dieselbe Person sind, und das muss auch so bleiben. Wenn zwischen beiden eine Verbindung hergestellt wird, verschwinde ich. Das kann ich.«
»Abigail.«
»Nein«, sagte sie noch einmal ruhig und bestimmt zu Brooks. »Du musst das Richtige tun, und du musst mich beschützen. Du kannst beides, darauf vertraue ich. Aber du musst auch mir vertrauen. Ich werde für diese Zeit wieder Elizabeth sein, und danach gibt es sie nicht mehr. Sie wird verschwinden, und Abigail kann ihr Leben leben. Ich weiß, wie ich die Volkovs fertigmachen kann, und zwar so, dass sie sich nie wieder davon erholen werden. Und dabei geht es nicht um Pistolen, Messer und Blut, sondern es geht nur um ein paar Tastenkombinationen.«
»Sie wollen sie mit Hilfe des Computers zerstören?«, fragte Anson.
Sie blickte ihn aus ihren grünen Augen ruhig an. »Genau. Wenn mir gelingt, was ich in der Theorie schon durchgespielt habe, und wenn die Polizei mir zuhört und handelt, wird es vorbei sein. Ich lege mein Leben in Ihre Hände, Captain Anson, weil Brooks Ihnen absolut vertraut und Sie respektiert.«
»Lassen Sie uns hineingehen. Ich mache uns einen Kaffee«, sagte Anson nach einem kurzen Augenblick. »Und dann können wir alles besprechen.«
Sie bestand darauf zurückzufahren. Brooks hatte seit sechsunddreißig Stunden kaum geschlafen, und in sechs Stunden begann sein Dienst. Also klappte er den Sitz zurück und schlief während der Fahrt.
So konnte auch sie in Ruhe nachdenken.
Joseph Anson würde nach Chicago fahren und den Kontakt herstellen. Er würde den Namen Abigail Lowery nicht erwähnen, sondern Agent Garrison nur sagen, dass Elizabeth Fitch zu ihm gekommen sei, ihm die Geschichte erzählt habe und ihm den Namen der Agentin genannt habe. Er würde sich auf Informationen beziehen, die Abigail kürzlich an Garrison weitergegeben hatte.
Wenn Garrison so vorging wie sonst auch, würde sie nur ihrem direkten Vorgesetzten Bericht erstatten. Und dann würde der Prozess beginnen.
So vieles konnte schiefgehen.
Aber wenn alles richtig lief …
Dann konnte sie dem Mann gehören, der neben ihr schlief. Sie konnte lernen, wie man sich auf Grillfesten im Garten verhielt. Sie konnte Abigail werden, so dass alles, was von diesem Punkt an geschah, real wurde.
Und endlich würde sie auf dem Zeugenstuhl im Gerichtssaal sitzen, Korotkii, Ilya und Sergei Volkov in die Augen schauen und die Wahrheit sagen. Als Elizabeth.
Nein, als Liz, dachte sie. Zumindest in Gedanken würde sie für Julie, John und Terry als Liz sprechen.
Und sie würde alles anwenden, was sie in den vergangenen
Weitere Kostenlose Bücher