Die letzte Zeugin
mir nicht lästig.«
»Abigail hat ebenfalls einen Hund. Ein toller Hund. Bert ist im Auto.«
»Warum haben Sie ihn denn draußen gelassen? Gehen Sie ihn holen. Wir können uns ja nach draußen setzen, dann können die beiden Hunde sich bekannt machen und ein bisschen spielen.«
»Das würde Bert gefallen. Wenn es Ihnen ganz bestimmt nichts ausmacht, gehe ich ihn holen. Ich habe ihm befohlen zu bleiben, deshalb würde es Brooks nicht gelingen, ihn aus dem Auto zu bekommen.«
»Ja, dann holen Sie ihn und bringen ihn durch den Garten nach hinten. Das Gartentor ist links.«
»Danke.«
Als sie hinausging, reichte Anson Brooks das Bier und zeigte mit dem Daumen auf die Terrassentüren. »Was ist los, Brooks?«, fragte er, als sie weg war.
»Eine Menge.«
»Deine Lady verbirgt es gut, aber sie ist so nervös, dass man mit ihr ganz Little Rock mit Strom versorgen könnte.«
»Sie hat einen Grund. Ich habe sie überredet hierherzukommen, zu Ihnen, weil sie Hilfe braucht. Und weil ich sie liebe.«
Anson stieß die Luft aus und trank einen Schluck Bier. »Was für Probleme hat sie denn?«
»Das soll sie Ihnen selber erzählen, und ich möchte, dass Sie ihr zuhören. Ich verlasse mich auf Sie, Captain.«
»Sie ist nicht von hier und auch nicht aus Ihrer Stadt.«
»Nein, aber Bickford ist jetzt ihr Zuhause. Wir möchten beide, dass es so bleibt.«
Sie hörten, wie das Gartentor geöffnet und wieder geschlossen wurde. Huck hob den Kopf – nicht wegen des Geräuschs, dachte Anson, sondern wegen des Geruchs.
Der Captain zog die Augenbrauen hoch, als Abigail mit Bert ums Haus herumkam.
»Na, das ist aber mal ein hübscher Brocken!«
»Er ist sehr gut erzogen«, versicherte Abigail ihm. » Ami «, sagte sie, als Huck, am ganzen Körper bebend, zu ihnen kam, um den Neuankömmling zu beschnüffeln. » Ami. Jouer .«
Die Hunde wedelten mit den Schwänzen und beschnüffelten einander, Huck ging an den Zaun und hob sein Bein. Bert tat es ihm nach. Dann balgten sie sich.
»Noch hat Huck ein bisschen Leben in sich.« Anson reichte Abigail die Limonade und bedeutete ihr, sich zu setzen. »Brooks sagte, Sie hätten mir etwas zu erzählen, Abigail.«
»Ja. Als Erstes sollte ich Ihnen wohl sagen, dass mein Name nicht Abigail Lowery ist. Ich heiße Elizabeth Fitch. Mit sechzehn war ich Zeugin, als ein Mann namens Yakov Korotkii, Lieutenant in der Verbrecherorganisation der Familie Volkov, seinen Vetter Alexi Gurevich und meine Freundin Julie Masters ermordet hat.«
Anson lehnte sich zurück. Nach einem Moment blickte er Brooks an. »Sie hatten ja gesagt, eine Menge.«
Dann wandte er seinen stählernen Blick wieder Abigail zu. »Erzählen Sie mir am besten alles von Anfang an.«
25
Sie konnte sich nicht sicher sein, ob er ihr glaubte. Seine Miene gab nichts preis, weder Überraschung noch Zweifel noch Verständnis. Genau wie Brooks unterbrach er sie ein paarmal und stellte Fragen, dann nickte er, so dass sie fortfahren konnte.
Noch bevor sie fertig war, kamen die beiden Hunde auf die Terrasse, um sich streicheln zu lassen, und als sie schließlich schwieg, lagen sie, erschöpft vom Spielen, zu ihren Füßen.
»Ich kann mich an einige Dinge erinnern«, begann Anson. »Das war damals eine große Sache, vor allem bei der Polizei. Zwei U. S. Marshals getötet, ein weiterer verletzt, die Zeugin an einem Mafiamord verschwunden. Ihr Name und Ihr Gesicht waren wochenlang überall in den Medien zu sehen, und es gab auch zahlreiche interne Memos über Sie.«
»Ja, ich weiß.«
»Und der Haftbefehl wegen Flucht vom Tatort gilt immer noch. Sie werden gesucht, damit man Sie zum Tod dieser beiden Agenten und zur Explosion des sicheren Hauses verhören kann.«
Sie verschränkte die Finger so fest miteinander, dass ihre Hände wehtaten. »Aus der internen Kommunikation geht hervor, dass man Keegan und Cosgrove geglaubt hat. Dass ich zum Verhör gesucht werde, ist einfach nur ein Vorwand, um mich wegen Mord oder Beihilfe zum Mord anzuklagen.«
»Woher wollen Sie denn wissen, was intern kommuniziert wird?«
Brooks schwieg, ergriff ihre Hand und löste ihre Finger voneinander.
»Ich bin Computerwissenschaftlerin und auf Sicherheit spezialisiert. Außerdem bin ich Hacker.«
»Und Sie wollen mir erzählen, dass Sie Zugang zu vertraulichen Dateien und Memos innerhalb des U. S. Marshals Service und des FBI haben?«
»Ja. Ich bin sehr geschickt, und das war immer eine Priorität für mich. Sowohl Keegan als auch Cosgrove haben
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