Die letzte Zeugin
Blake einen kalten Blick zu. »Ich sage es dir zum letzten Mal. Ich habe nichts mit dir zu schaffen. Halt dich von mir, meiner Familie und meinem Besitz fern. Und halte auch deinen Assistenten und die anderen Typen von mir, meiner Familie und meinem Besitz fern.«
»Wenn du denkst, du kannst mir noch mehr Geld aus dem Kreuz leiern, dann bist du schiefgewickelt. Ich habe dir ein faires Angebot gemacht.«
»Fahrt nach Hause«, sagte Brooks zu Mick. Dann wandte er sich zu Blake.
Hier hielt er sich nicht mit Missbilligung oder Enttäuschung auf. Er ließ ihn seinen Abscheu spüren.
»Ich werde mit Mr und Mrs Conroy später sprechen.«
»Ach, wollen Sie Ihre Märchenstunde auf den neuesten Stand bringen?«
»Ich werde auch mit Reverend und Mrs Goode sprechen. Wollen Sie etwa behaupten, dass Ihr Pfarrer und seine Frau auch Lügner seien? Meine Deputys und ich werden mit allen sprechen, die heute früh hier dabei waren. Wenn ich auch nur den kleinsten Hinweis auf Nötigung von Ihrer Seite aus finde, werde ich den Conroys raten, Anzeige gegen Sie und wen immer Sie benutzen, um die Familie zu belästigen, zu erstatten. Es wird Ihnen nicht gefallen. Und es wird Ihnen noch weniger gefallen, wenn Sie rechtskräftig verurteilt werden.«
»Sie können mich nicht einschüchtern.«
»Da Sie ja eine Menge von Einschüchterung verstehen, werden Sie wissen, dass ich Sie nicht einschüchtere. Ich erläutere Ihnen lediglich die Situation. Sprechen Sie lieber mit Ihren Anwälten, bevor Sie etwas tun, was Sie vielleicht bedauern. Und jetzt sollten Sie lieber nach Hause fahren. Ihre Frau wirkt nervös und aufgebracht.«
»Meine Frau geht Sie nichts an.«
»Das ist wahr. Mich geht es nur etwas an, wenn Sie erneut für Unruhe sorgen.«
»Lincoln.« Reverend Goode trat vor. Sein Gesicht war nicht mehr so rot und seine Stimme ruhig. »Ich verstehe Ihren inneren Aufruhr. Ich bin hier, wenn Sie sich aussprechen möchten. Aber jetzt muss ich Sie bitten, Genny nach Hause zu bringen. Sie sieht schlecht aus. Und ich muss Sie bitten, nicht mehr in unchristlicher Absicht zu diesem Gotteshaus zu kommen. Fahren Sie nach Hause, Lincoln, und kümmern Sie sich um Ihre Frau. Ich bete für Sie und Ihre Familie.«
»Ihre Gebete können Sie behalten.« Blake marschierte davon und überließ es seinem Assistenten, Genny den Hang hinab zu seinem Auto zu begleiten.
»Sie werden ein paar starke Gebete brauchen, Reverend.«
Goode seufzte. »Wir tun unser Bestes.«
Sie zog sich dreimal um. Das tat sie sonst nur, wenn sie eine neue Identität einführen oder besonders unauffällig wirken musste. Ihre Recherchen hatten ergeben, dass ihre Kleidung lässig sein sollte, wenn nicht ausdrücklich etwas anderes verlangt wurde. Aber dazu gehörten auch ein Sommerkleid oder ein Rock, und im Moment besaß sie weder das eine noch das andere.
Sie musste sich dringend neu einkleiden, dachte sie.
Falls alles gutging – nein, wenn alles gutgegangen war, schließlich konnte es nichts schaden, Brooks’ positive Gedanken anzuwenden –, würde sie sich mehr und vor allem unterschiedlichere Sachen zulegen, dachte sie.
Jetzt entschied sie sich für eine dunkelblaue Caprihose, eine rote Bluse und Sandalen, die sie bisher kaum getragen und in einem schwachen Moment gekauft hatte. Sie schminkte sich sorgfältig, was sie auch selten getan hatte, seit sie zu Abigail geworden war, da ihr Ziel gewesen war, völlig unauffällig und unbemerkt zu leben. Aber sie hatte ein Händchen dafür, dachte sie.
Falls – wenn – sie sich in Elizabeth verwandeln musste, um vor Gericht gegen die Volkovs auszusagen, würde sie sich auch schminken.
Als sie auf dem Monitor sah, dass Brooks nach Hause kam, legte sie Johns Ohrringe an, die sie nur trug, wenn sie das Bedürfnis nach Sicherheit hatte.
Sie ging nach unten und fand Brooks in der Küche, wo er finster eine Dose Cola betrachtete.
»Es ist etwas passiert.«
»Das sieht man mir an, oder?« Er öffnete die Dose und trank einen Schluck. »An der Hillside-Baptistenkirche gab es Krawall.«
»Organisierte Religion hatte leider immer schon eine Tendenz zu Gewalttätigkeit.«
Er rieb sich über die Stirn. »Es ging nicht um Religion. Blake schikaniert die Conroys – und er hat das heute früh vor der Kirche ausgetragen. Er hat da öffentlich herumgetobt, sich zum Narren gemacht und die Kontrolle verloren. Er wird nicht lockerlassen. Ich muss mit den Conroys reden, damit sie rechtliche Schritte …«
Erst jetzt nahm er sie richtig
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